Menden. . Die neuen Sam-Eigner beteuern, sie seien an einem langfristigen Invest interessiert. Die deutschen Standorte wollen sie aufmöbeln.

  • Die chinesischen Investoren wollen den heimischen Bad-Ausstatter Sam aufmöbeln
  • Der neue Geschäftsführer beteuert ein langfristiges Engagement der neuen Eigentümer
  • Allerdings gibt es noch einige offene Fragen. Chinas Regierung hat noch nicht zugestimmt

Die chinesische Kinen-Gruppe will mit der Übernahme des insolventen Mendener Badausstatters Sam langfristig ihr Europa-Geschäft ankurbeln. Die beiden Sam-Standorte an der Horlecke und in Leipzig sollen modernisiert und „wieder wettbewerbsfähig“ gemacht werden. Das kündigte Peter Buik, zukünftiger Sam-Geschäftsführer, auf Anfrage der WESTFALENPOST an. Rechtsgültig abgeschlossen ist die Übernahme allerdings noch nicht.

Sam hatte im vergangenen August Insolvenz angemeldet. Die ehemalige Geschäftsführerin Simone Schulte sowie die gesamte Familie Schulte haben das Unternehmen inzwischen verlassen.

Konkrete Angaben über mögliche Investitionen wollte Buik nicht machen.

Standorte sichern

Derzeit werde dazu ein Konzept erstellt. Erklärtes Ziel sei es, eine Basis zu schaffen, die die beiden Standorte sichere. „Für die Mitarbeiter (...) bedeutet das, dass es eine Perspektive geben wird und wir alles daran setzen, die Arbeitsplätze weiterhin zur Verfügung zu stellen“, sagte Buik. In Menden beschäftigt Sam etwa 130 Menschen, in Leipzig 80. Unklar ist noch die Zukunft der Betriebs-Immobilien – bisher werden sie nur gemietet. „Die Entscheidung, ob wir die Gebäude übernehmen, dann umbauen, sanieren oder in Menden wie auch Leipzig neu bauen werden“, sei noch nicht gefallen, so Buik. „Wir stellen uns hierzu perspektivisch einen Zeitkorridor von zwei Jahren vor.“

Kinen produziert und vertreibt Armaturen und Badaccessoires vor allem im asiatischen sowie im ozeanischen Raum. „Durch die strategische Allianz (...) mit Sam ergibt sich eine ideale Ergänzung der Vertriebsaktivitäten in Asien und Europa“, sagte Buik. „Auch bei den Sortimenten gibt es sehr gute Synergieeffekte. Während die internationale Kinen-Gruppe für ihre Stärken und Qualitäten bei Bad- und Küchenarmaturen bekannt ist, ergänzt die Sam-Gruppe durch ihr Know How im Bereich Badaccessoires hervorragend das zukünftige Sortiment der Unternehmensgruppe.“ Düsseldorf soll Sitz der Holding werden, die Zentrale bleibt jedoch in China.

28 Millionen Euro Umsatz

SAM Bäderwelten Menden: Produktfoto
SAM Bäderwelten Menden: Produktfoto © privat

Buiks Angaben zufolge wurde die „Kinen Sanitary Ware Industrial Co., Ltd.“ 1999 gegründet und erzielte im vergangenen Jahr mit 348 Mitarbeitern am Standort Heshan in China einen Umsatz in Höhe von 28 Millionen Euro. Niedrigere Zahlen, die bisher in der Öffentlichkeit kursierten, seien falsch. Ende vergangenen Jahres hatten Fachzeitschriften der Sanitär-Branche über das Engagement der Kinen-Gruppe in Deutschland spekuliert. Kinen sei offenbar von der Chance, mit Sam kurzfristig eine eingeführte deutsche Marke übernehmen zu können, überrascht worden, hieß es. So sei auch die zurückhaltende Öffentlichkeitsarbeit zu erklären.

Es gibt noch offene Fragen

Die Sam-Übernahme ist allerdings noch nicht komplett in trockenen Tüchern. Offenbar hat die chinesische Regierung für Geldtransfers ins Ausland neue Regeln erlassen, so dass sich die Überweisung des Kaufpreises um einige Wochen verzögert. Gleichzeitig sollen die deutschen Behörden jetzt bei Deals mit China genauer hinschauen, um zu verhindern, dass Know How in das Reich der Mitte abwandert. Der neue Sam-Geschäftsführer sieht darin jedoch kein Problem. Die letzten Schritte des Übernahmeplans sollen Ende Februar 2017 abgeschlossen sein. „Damit bewegen wir uns synchron zu den mit dem Insolvenzverwalter vereinbarten Schritten“, erklärte Buik.

>> INFO: DIE SAM-GRUPPE

Die Sam-Gruppe ist spezialisiert auf Badarmaturen, Zubehör, LED-Spiegel und Kosmetikspiegel. Sie wurde 1973 von Franz-Josef Schulte gegründet.

Dazu gehören die Töchter Sam Schulte GmbH + Comp. in Menden und die Sächsische Armaturenfabrik (SAF Armaturen GmbH) in Leipzig. Beide Firmen mussten am 12. August vergangenen Jahres Insolvenzanträge stellen.