Fröndenberg/Menden. .

Noch ist die gefürchtete Vogelgrippe nicht bis in heimische Gefilde vorgedrungen. Doch der Märkische Kreis hat kürzlich schon eine Vorwarnung an die heimischen Höfe herausgegeben. Und auch Dirk zur Nieden vom Ardeyer Hähnchenhof, der sich selbst schmunzelnd einen „Vogelbauern“ nennt, steht für seine Gänse Gewehr bei Fuß, um sie notfalls rasch in den Stall sperren zu können. Nervös machen ihn die Meldungen über den Erreger H5N8 aber nicht.

Denn gemeinsam mit Kollegen hatte Dirk zur Nieden jüngst noch einem Expertenvortrag gelauscht. Die Erkenntnis: Wirklich vorhersagbar sei das Auftauchen der Erreger ohnehin nicht, „die Herde tauchen mal hier und mal da auf“.

Ein rätselhaftes Phänomen

Zudem haben Dirk zur Nieden und seine Kollegen in Sachen Vogelgrippe ein Phänomen beobachtet: „Sie trifft vor allem einen Streifen, der von der Küste etwa 50 Kilometer landeinwärts geht.“ Eine Erklärung dafür gebe es nicht, dafür aber Ausnahmen von der vermeintlichen Regel: „Das ist halt die Natur.“

Damit sei man letztlich wieder bei dem Risiko, mit dem grundsätzlich alle leben müssten, die mit Nutztieren umgehen: „Bei uns ist es die Vogelgrippe, Schweinezüchter fürchten zurzeit die afrikanische Schweinepest, die gerade in Europa umgeht. Und wer Rinder hält, bekommt es im Zweifel mal mit der Blauzungenkrankheit seiner Tiere zu tun“, erklärt der Ardeyer Geflügelzüchter.

Das Prinzip Hoffnung

Was den Geflügelzüchtern bleibt, sei daher das Prinzip Hoffnung – die Hoffnung, dass die eigenen Tiere nicht mit infizierten aus der freien Wildbahn in Berührung kommen. Seine Tiere vorsorglich aufstallen will der Fröndenberger indes auch nicht, so lange die Gefahr hierzulande nicht konkret wird: „Von offizieller Seite haben wir hier noch nichts gehört. Und Gänse sind Weidetiere, echte Grasfresser“, deshalb lässt er sie üblicherweise immer draußen grasen, während Hähnchen und Puten stets drinnen bleiben. „Falls da etwas Konkretes kommt, haben wir natürlich einen Unterstand.“

Eine Vorwarnung kam dieser Tage aus Lüdenscheid. Der märkische Kreisveterinär Dr. Dieter Sinn hat die Geflügelhalter im Märkischen Kreis gebeten, sich auf eine mögliche generelle Stallpflicht ihrer Tiere vorzubereiten.

Hintergrund ist das in Schleswig-Holstein bei verendeten Wildenten nachgewiesene und hoch ansteckende Vogelgrippe-Virus H5N8. Auch am Bodensee bestehe der dringende Verdacht, dass auch dort Wildenten an dem Virus verendet sind.

Laut Dr. Sinn sei auch in Nordrhein-Westfalen mit Ausbrüchen zu rechnen. Dann würde zum Schutz der Bestände eine generelle Stallpflicht für Hausgeflügel angeordnet werden müssen, auch für Kleinbestände in privater Haltung.

Besonders gründlich reinigen

Auch wenn eine Ansteckungsmöglichkeit beim Menschen nach Angaben von Dr. Sinn bisher nicht nachgewiesen und auch unwahrscheinlich ist, solle man beim Umgang mit rohem Geflügelfleisch und Produkten daraus die Hygieneregeln des Bundesinstituts für Risikobewertung beachten. Demnach müssen Geflügelgerichte gründlich durchgegart werden. Rohes Geflügelfleisch ist getrennt von den übrigen Lebensmitteln aufzubewahren. Und Küchengeräte sind besonders gründlich zu reinigen.