Menden. . Alexandra Hafer aus den USA arbeitet an der Realschule Menden und hat bereits gewählt.
- 20-jährige US-Amerikanerin hat bereits per Briefwahl abgestimmt
- Kandidat Sanders wäre ihr lieber gewesen
- Kalifornien wählt nun mal „blau“, sagt sie
Zehn Monate Deutschland – zehn Monate Menden: Die US-Amerikanerin Alexandra Hafer (20) hilft als Fremdsprachenassistentin (FSA) ein Schuljahr an der Realschule Menden aus. Ein japanisches Hauptstadthotel hat sie in die Hönnestadt geführt.
Mit dem Namen Alexandra Hafer kommt man auch problemlos als deutsche Staatsbürgerin durch – diese Aussage des Autors dieser Zeilen findet die US-Amerikanerin amüsant. Nein, sie habe keine deutschen Wurzeln, und es spreche auch niemand in ihrer Familie Deutsch. Wie kommt eine junge Frau aus den USA also auf die Idee Deutsch zu studieren? Da ist Miss Hafer leicht peinlich berührt: „Ich war mit 14 großer Fan von deutschsprachiger Musik“, gibt sie zu. Was daran peinlich ist? Die Band natürlich, an die sie ihr Herz verschenkt hatte: „Damals war ,Tokio Hotel’ meine Lieblingsband. Ich wollte wissen, was die singen.“
Jetzt weiß sie sehr gut, wovon die Texte der Jungs mit den gewöhnungsbedürftigen Frisuren so handeln. Und das sogar ziemlich gut: Bei der Terminabsprache am Telefon hält der WP-Journalist die junge US-Amerikanerin glatt für eine Einheimische – sie beherrscht die Fremdsprache Deutsch nahezu perfekt. „Nach sieben Jahren ist das nicht mehr so schwierig“, sagt sie bescheiden.
Taxi-Tour vom Flughafen
Für ihren Deutschlandaufenthalt als Fremdsprachenassistentin durfte sie drei Bundesländer angeben. Alexandra Hafer entscheidet sich für NRW, Berlin und Baden-Württemberg.“ NRW hatte ich auf meiner Liste, weil ich hier viel sehen kann“, begründet sie ganz pragmatisch ihre Wahl. „Ich wollte etwas Authentisches und in eine kleine Stadt“, erinnert sie sich. Der Wunsch wurde wahr: Ein Städtchen im Sauerland nahm das US-Girl auf – Alexandra Hafer kam im September nach Menden. „Auch meine deutschen Freunde kannten Menden nicht. Das war eine echte Überraschung.“
Überrascht war sie auch von der Taxifahrt vom Flughafen Düsseldorf nach Hagen, wo sie letztlich eingesammelt wurde. Weniger von der Strecke, sondern mehr von dem Preis: 150 Euro kostete die erste Tour in Deutschland. „Das war keine gute Idee“, sagt sie. Von ihrem neuen Wohnort auf der Platte Heide bis zur Realschule Menden bevorzugt sie jetzt den Bus. Das Autofahren in Deutschland wäre ohnehin nicht ihr Ding.
Auf die Frage, was ihr an Deutschland nicht so gut gefällt, sagt die Fremdsprachenassistentin: „Die Straßen sind sehr schmal, da hätte ich Angst zu fahren.“
Leider ist es Hillary
Was sie aber besonders mag, ist ihre Teilzeit-Heimat: „Menden hat eine gute Größe. Klein genug, dass ich Leute auf der Straße erkenne. Aber nicht zu klein“, lautet das Menden-Zeugnis. Und was ihr ebenso gut gefällt: „Es ist nicht so industriell hier, und es gibt viele Wälder.“
So schön es in Menden auch ist: Besonders in der nächsten Woche geht Miss Hafers Blick wieder Richtung der Heimat. Schließlich braucht das 319-Millionen-Einwohner-Land einen neuen Präsidenten. Alexandra Hafer ist da schon einen Schritt weiter als viele ihrer Landsleute: „Ich habe den Briefwahl-Schein schon ausgefüllt und muss den nur noch abschicken“, berichtet sie bereits vor etlichen Tagen.
Obwohl sie fest davon überzeugt ist, dass es nicht viel ändern würde, wenn sie ihre Stimme nicht abgeben würde: „Es ist egal, wen ich wähle. Ich wähle in Kalifornien, und das ist immer blau“ – heißt: fest in der Hand der Demokraten.
Keine Lust auf Nervenkitzel
Auf Nervenkitzel hat sie keine Lust: „Ich hoffe nicht, dass es knapp wird. Wenn Bernie Sanders für die Demokraten zur Wahl stünde, wäre das Wahlergebnis eindeutiger. Aber leider ist es Hillary geworden.“ Auch für die Frage, ob es Familien mit unterschiedlicher Wahlausprägung in den USA gibt, hat die 20-Jährige eine Theorie: „Die meisten Leute in den USA wären nicht verheiratet, wenn sie bei der Wahl verschiedener Meinung wären.“ Noch bis zum Juni kommenden Jahres bleibt Alexandra Hafer in Menden – mindestens. Im Januar 2017 muss sie entscheiden, ob sie noch ein weiteres Jahr in der Hönnestadt dran hängen will. Alternativ könnte sie auch in den USA unterrichten: Englisch und Deutsch. Eines ist aber sicher: Dann hat das drittgrößte Land der Erde eine neue Präsidentin – oder einen Präsidenten.