Menden/Fröndenberg. .

Der Ruhrverband hat sein ohnehin neues Klärwerk in Bösperde noch einmal mit brandneuer Technik nachgerüstet: Jetzt wird nicht nur das Wasser noch sauberer, bevor es wieder in die Ruhr fließt. Dank des 1,2 Millionen Euro teuren Umbaus sparen die Rührwerke und Gebläse der Anlage auch ein Drittel beim Stromverbrauch – eine gewaltige Menge. Denn mit dem Abwasser, das Haushalte und Firmen in Menden und Fröndenberg täglich aus Waschbecken, WCs, Badewannen oder Produktionsanlagen abfließen lassen, könnte man das Freibad Leitmecke 20 Mal befüllen – an einem einzigen Regentag sogar bis zu 40 Mal. Und die Kanalisation spült diesen übel riechenden Tsunami Tag für Tag in die Kläranlage an der Heidestraße.

„Gut fürs Portmonee der Bürger“

Die ist Baujahr 2006 – also gerade zehn Jahre alt. „Und doch waren wir vor allem mit dem Stickstoffwert im gereinigten Wasser von Anfang an nicht wirklich zufrieden“, berichtet Betriebsleiter Frank Beckmann. Die Zahlen hätten zwar stets unter dem Grenzwert gelegen, auch noch, als der Gesetzgeber ihn von 18 auf 13 Milligramm Stickstoff pro Liter absenkte. Doch dafür mussten die Bakterien, die den Stickstoff zweier Städte im „Belebtschlamm“ fressen, vor allem im Winter ordentlich motiviert werden. Zum Beispiel durch Zugabe von Leckerbissen wie Essigsäure oder Methanol, und das bei strenger Kälte in rauen Mengen.

Also wurde die Verfahrenstechnik optimiert. Denn mittlerweile gibt es spezielle Platten, die vom Boden des Klärbeckens aus kleinere Bläschen durch das schlammige Wasser aufsteigen lassen, als es die alte Teller-Technik vermochte. Als 138 dieser Platten auf dem Boden der sieben Meter tiefen Klärbecken lagen und die Bakterien zu futtern begannen, „da haben wir gestaunt“, schildert Fuhrmann: Die Mikroben stürzten sich mit ungeahntem Heißhunger auf ihre für Menschen eher unappetitlichen Mahlzeiten. Ganze sechs statt neun Milligramm Stickstoff pro Liter blieben noch im Wasser zurück. Das Ganze spart obendrein Strom im Wert von 75 000 Euro im Jahr, weil die Mechanik weniger arbeiten muss. „Und die Baukosten“, erklärte gestern Berthold Kleegraf von der Ruhrverbands-Tochter Ruhr-Wasserwirtschafts-Gesellschaft RWG, „können wir weitgehend mit der Abwasser-Abgabe ans Land verrechnen“.

Als letzter Schritt wird derzeit noch eine kleine Dosierstation errichtet, falls die Mikroben bei Kälte doch noch ein Appetithäppchen brauchen. Doch schon deren geringer Umfang von fünf Kubikmetern zeigt: Das Klärwerk soll jetzt meist ohne teures Zufüttern auskommen.

„Auf die Abwassergebühren wirken sich die Baukosten nicht aus“, erklärte die Essener Ruhrverbands-Sprecherin Britta Balt. Der Anteil des Ruhrverbandes sei seit 2010 sogar immer weiter gefallen: „Was wir hier machen, ist gut für die Umwelt und fürs Portmonee der Bürger.“