Menden. . In letzter Minute scheint es doch einen Investor fürs Mendener Unternehmen Tönnesmann zu geben. So wird an der Hönne wohl weiter Papier produziert.

Vor Kurzem noch schien es so zu schein, dass der Traditionsbetrieb J. Tönnesmann & Vogel in Lendringsen nach 163 Jahren würde schließen müssen. Inzwischen sieht es so aus, als könnte es – gegen alle Widerstände – weitergehen mit dem Unternehmen.

Anfang dieser Woche schon waren Gerüchte aufgekommen, dass für den Hersteller für Recycling-Papier wider Erwarten ein Investor gefunden sein könnte. Rechtsanwalt Dr. Martin Plappert vom Lüdenscheider Insolvenzverwalter Buchheister bestritt das nicht.

Der Fall lag dem Bundeswirtschaftsministerium vor

Doch dann gab es neue Hindernisse. Das zuständige Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) stellte sich quer. Am Mittwoch lag der Fall Tönnesmann dem Bundeswirtschaftsministerium zur Entscheidung vor. Offensichtlich gab es grünes Licht aus der Bundeshauptstadt Berlin.

Am Donnerstagnachmittag verkündete Dr. Plappert eine frohe Botschaft: „Wir sitzen in der Beurkundung.“ Am Abend wurde die Vertragsunterzeichnung zwischen Eigentümer Johann-Caspar Tönnesmann, Insolvenzverwalter und Investor vorbereitet. Damit gibt es für Tönnesmann die Hoffnung auf ein Happy-End, die vor drei Jahren als ein Drama begann, dessen nervenzerfetzende Spannung sich Unternehmensführung und Mitarbeiter gern erspart hätten.

Die Papierfabrik hatte am 26. März 2013 Insolvenz angemeldet. Das Familienunternehmen, das Tönnesmann in vierter Generation führt, hatte vor allem auf Probleme durch „stark erhöhte Energiekosten“ verwiesen.

Gute Auftragslage

Insolvenzverwalter Buchheister hatte die Auftragslage vor drei Jahren als gut angesehen. Daran habe sich nichts geändert, wie Dr. Plappert und Tönnesmann Mitte August erklärten. „Wir haben Aufträge für 36 Arbeitstage“, stellte Tönnesmann damals fest, „wir werden das meiste davon abarbeiten. Mit einem kleinen Teil der Mitarbeiter arbeiten wir auch noch im September.“ Dr. Plappert: „Das Unternehmen hat für die Jahre 2013, 2014 und 2015 Gewinne erwirtschaftet.“

Neue Probleme

Dennoch traten dieses Jahr neue Probleme für das energieintensive Unternehmen auf. Der Papierhersteller ist auf eine Erlaubnis des BAFA angewiesen, die Abgaben nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) begrenzen zu dürfen. In den vergangenen drei Jahren wurde der Bescheid erteilt, wie Dr. Plappert und Tönnesmann sagten. In diesem Jahr jedoch verweigerte das BAFA die Erlaubnis. Die Behörde berief sich auf eine geänderte Vorgabe der EU. Demnach wurde die EEG-Begrenzung für das insolvente Unternehmen als unzulässige Beihilfe bewertet. „So können wir nicht mehr wirtschaftlich arbeiten“, sagte Tönnesmann.

Tönnesmann und Dr. Plappert klammerten sich Mitte August an einen „winzigen Strohhalm“. Ein Investor könnte kurzfristig aufspringen und das Unternehmen vom 1. September unter neuem Namen weiterführen. Jetzt, so scheint es, könnte der Traum wahr werden.