Menden/Berlin. . Ex-Junkie Jörg König (45) will nach Berlin – auf einer Radtour von Drogenberatung zu Drogenberatung. Es geht um Aufklärung und Eigenwerbung.

  • Mendener Ex-Junkie Jörg König will ab Mittwoch 1000 Kilometer radeln
  • Am Ziel soll Gespräch der Drogenbeauftragten Mortler stehen
  • Fahrt auch als Suche nach dem persönlichen Glück

Morgen Früh soll an der Drogenberatungsstelle Westwall der Startschuss für eine Radtour ins Ungewisse fallen: Jörg König, Ex-Junkie aus Menden, will in den nächsten Wochen etwa 1000 Kilometer auf dem Fahrradsattel zurücklegen und dabei bundesweit Drogenberatungsstellen (Drobs) anfahren, um auf deren Anliegen aufmerksam zu machen. Der 45-Jährige will damit, wie er sagt, nach 30 Jahren Drogenkarriere auch ein Dankeschön an seine Retter sagen. Doch ihn treiben auch noch andere Motive in den Sattel.

Auch eine Tour in eigener Sache

So will er der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Marlene Mortler, in der Hauptstadt erklären, warum er die aktuelle Drogenpolitik für „weltfremd“ hält, und Mortler fünf Fragen dazu stellen. Ob das terminlich klappt, ist offen: König weiß nicht, wann er in Berlin eintreffen kann. Früher oft auf dem Rad, räumt er jetzt ein, seit Jahren nicht mehr gestrampelt zu haben.

Zudem hofft Jörg König auf Aufmerksamkeits-Effekte in eigener Sache. Zwar sei er jetzt seit 2013 clean, sagt er. Doch sein Anliegen, Erfahrungen aus der Drogenhölle als Mahner weiterzugeben und selbst Berater zu werden, lasse sich in Menden und Umgebung nicht erfüllen.

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Die Drobs am Westwall setzt König als Honorarkraft ein, gerade im Schülerprojekt „Nüchtern den Durchblick behalten“, wie Beraterin Kristina Böcher bestätigt. In der Schule will König, der nicht nur an der Nadel, sondern auch an der Flasche hing, junge Leute durch die Schilderung seines Elends vor diesem Schicksal bewahren. Doch aus der eigenen Abhängigkeit vom Jobcenter hilft ihm das nicht. Vorläufig haben sie ihm in Menden wegen der Tour sogar alle Leistungen gestrichen: Es ist immerhin nicht klar, ob er zurückkommt.

König ficht das nicht an: „Ich will zeigen, dass ich etwas Besonderes leisten kann. Das hätte auch einen Vorbildeffekt. Und natürlich hoffe ich, dass das am Ende jemand mit einem Angebot honoriert.“ Denn es helfe einem Ex-Junkie wenig, wenn es nach dem Aufhören nicht sinnvoll weitergeht: „Schulterklopfen reicht auf Dauer nicht.“

Eine Spur Abenteuer

Dafür, dass König überhaupt die Chance hat, Berlin zu erreichen, sorgen private Unterstützer. Fahrradhändler Guido Dünnebacke richtete ein Gebrauchtrad her – mit Zubehör: An Bord ist ein kleines Camping-Set samt Zelt. Von einem anderen Mendener erhält König heute ein Laptop: Er soll von unterwegs berichten können.

Unterwegs zu sein, das heißt für ihn: auf dem Rad von Drobs zu Drobs, erst Iserlohn, dann Unna, Dortmund, Hamm. So weit wie planbar hat ihn die Drobs Menden überall angekündigt. Später könnten Beratungsstellen mit ihren Netzwerken bei Schlafplatz und Verpflegung helfen. Königs Start-Kapital liegt bei 100 Euro.

Radeln will er auch nachts, um morgens zur Ausgabe mit Abhängigen reden zu können. Deren Anregungen will er mitnehmen nach Berlin. Und dann, sagt er, „ist das alles ja auch eine Spur Abenteuer“.