Menden. . Die Sparkasse Märkisches Sauerland Hemer-Menden dreht an der Preisschraube. Die Nachricht platzt in die Debatte um dicke Vorstandsboni.
- Preise für Girokonten ab Oktober zwischen 4,75 und 13,75 Euro
- Sparkasse kündigte bereits Vorsichtsmaßnahmen wegen Zinskrise an
- Einige Kunden müssen für Kontoauszüge zahlen
Die Sparkasse dreht zum 1. Oktober an der Preisschraube. Viele Kontomodelle werden sich in der Zusammensetzung ändern. Auch Kontoauszüge werden für einige Kunden erstmals Geld kosten. Der Vorstand hatte bereits Vorsichtsmaßnahmen für drohende schlechte Zeiten angekündigt. Der Vorstand steht zugleich gerade wegen überdurchschnittlich hoher Bonuszahlungen in der Kritik (WP berichtete).
Erstmals Kosten für Kontoauszüge
Die Giro-Konten für Privatkunden kosten ab Oktober zwischen 4,75 und 13,75 Euro im Monat – 80 Cent mehr. Wer bei der Sparkasse zusätzlich Geld ausgibt, zum Beispiel für Versicherungen, kann sich Rabatte auf den Monatspreis sichern. Neu ist, dass Kunden mit Online-Konto künftig 45 Cent je Kontoauszug bezahlen müssen. Auch alle Geschäftskunden erhalten künftig den Kontoauszug auf Papier nur noch gegen Bares. Kosten: 4 bis 10 Cent je Auszug. Es ist zu hören, dass die Sparkasse die Kunden über den finanziellen Anreiz dazu drängen will, möglichst viele Geschäfte ausschließlich online zu erledigen – ohne Papier. Neu ist eine Platin-Kreditkarte für 285 Euro im Jahr.
Die Kunden erhalten in diesen Tagen die Ankündigung per Post. Der Vorstand will sich zu den Erhöhungen aber nicht äußern. Der Vorsitzende Dietmar Tacke zeichnete allerdings jüngst vor Pressevertretern ein dramatisches Bild der Zinskrise. Ein Ende der sinkenden Zinsen, die sogar in den Negativbereich rutschen, sei nicht absehbar. Während die Sparkasse selbst draufzahle, um Kundengeld unterzubringen, wolle die Bank gegenüber den Kunden zumindest den Nullzins halten. Die Sparkasse sei außerdem durch die Aufsichtsorganisationen nun angehalten, Verluste im Zinsgeschäft durch Mehreinnahmen in anderen Geschäftsbereichen auszugleichen – dazu gehören auch die Kontogebühren.
Tacke untermauerte seine Sorgen mit Schlagzeilen zur Finanzkrise. Es ging um Regulierungswut, die vielzitierte Zinskrise und eine sich bildende Immobilienblase. Tacke griff dabei auch auf die „Deutschen Wirtschafts-Nachrichten“ zurück – ein Medium, das allerdings in dem Ruf steht, vor allem eine Stimme EU-feindlicher Verschwörungstheoretiker zu sein.
Extra-Gebühr für Kontoauszüge
Die Erhöhung der Kontogebühren soll nach WP-Informationen die Verluste durch die Zinskrise nicht einmal zur Hälfte ausgleichen. Parallel zum Preisaufschlag ist allerdings auch zu hören, dass die Sparkasse trotz der Zinskrise auf ein weiteres Rekordjahr zusteuert. Die Nachfrage nach Krediten, die der Sparkasse weiter einen Gewinn einbringen, soll sehr gut sein. Der sogenannte Bilanzgewinn lag zum Jahresende 2015 zwar nur bei den festgelegten 120 000 Euro. Dazu kamen aber gezahlte Steuern in Höhe von 4,1 Millionen Euro und ein faktischer Gewinn von 6,5 Millionen Euro, der in die Rücklage für „allgemeine Bankrisiken“ wandert. Ein kleiner Teil des Jahresgewinns fließt auch in den städtischen Haushalt von Menden ein.