Menden. . Auch zehn Mendener bestätigen, dass sie Vorteile von der Pharmaindustrie entgegengenommen haben. Peter Brall sieht daran nichts Verwerfliches.
Ärztesprecher Peter Brall verteidigt den Ruf seiner Kollegen. Sein Name und der von neun anderen Mendener Medizinern taucht auf einer Liste von Ärzten auf, die Vorteile von Pharmaunternehmen empfangen haben. Brall sieht an dem Sponsoring nichts Verwerfliches: „Das ist keine Straftat. Das ist ganz normal.“
Brall hatte vom Pharmakonzern Grünenthal 138,77 Euro für sogenannte Reisekosten erhalten. Der Pharmakonzern habe ihm im konkreten Fall bei einer Vortragsveranstaltung in Aachen für drei Tage ein Hotelzimmer finanziert, erklärt Brall und betont: „Das war kein Sieben-Sterne-Hotel.“ Am Abend habe es einen kleinen Imbiss gegeben. Er habe zudem sein Wochenende für die Weiterbildung mit Palliativ-Starmediziner Stein Husebø geopfert. Die 138,77 Euro müsse er zudem als Einnahme versteuern.
Liste mit 20 000 Ärzten online
Das Portal Spiegel Online und das Recherchebüro Correctiv hatten am Donnerstag eine Liste mit insgesamt 20 000 Ärzten veröffentlicht. Die Journalisten hatten bereits öffentliche Daten der Pharmafirmen zusammengetragen und vereinheitlicht. Brall wundert sich über diesen Vorgang. „Mein Name steht schon lange auf der Internetseite von Grünenthal.“ Er sei damals gefragt worden, ob er zustimme, dass auch seine Daten öffentlich gemacht werden. Dass es jetzt so eine Reaktion gebe, habe er nicht erwartet. Er betont, dass sich auch viele andere Mendener Ärzte sponsern lassen. Diese hätten dann nur nicht der Veröffentlichung zugestimmt.
Brall hält es für legitim, dass Pharmaunternehmen direkt oder indirekt Geld an Mediziner zahlen. So eine Vortragsveranstaltung wie in Aachen lasse sich nicht alleine stemmen. „Das muss gesponsert werden.“ Auch an den Unis sei es ja schon ähnlich. „Es gibt ganze Professuren, die gesponsert werden. Sonst würde das ganze System zusammenbrechen.“
Wo fängt für Brall die Grenze der Verwerflichkeit an? Er sehe grundsätzlich kein Problem, wenn Ärzte sich durch die Konzerne sponsern lassen. Das sei seit Jahren gängige Praxis. „Wenn jemand Ihrem Kind eine Wurstscheibe über die Theke reicht, nehmen Sie die doch auch an.“