Menden/Fröndenberg. . Durch den plötzlichen Tod des Substitutions-Arztes haben 60 Drogenabhängige aus Menden und Fröndenberg ihre vertraute Anlaufstelle verloren.

  • „Mendener in Not“ hilft Abhängigen, die ihre Heroin-Ersatzmittel nicht mehr in erreichbarer Nähe bekommen
  • 60 Betroffene aus Menden und Fröndenberg haben vertraute Anlaufstelle verloren
  • Viele Klienten sind Hartz-IV-Empfänger mit 404 Euro Einkommen im Monat

Gefruchtet hat der in der WP veröffentlichte Hilferuf der Drogenberatungsstelle (Drobs): Die Aktion „Mendener in Not“ hilft nun den Abhängigen, die seit dem Tod eines Fröndenberger Hausarztes dringend benötigte Heroin-Ersatzmittel wie Methadon oder Polamidon nicht mehr in erreichbarer Nähe bekommen können. Mit dem plötzlichen Ableben des Mediziners, der zuletzt 138 drogenabhängigen Menschen die Medikamente verschrieb, verloren auch 60 Betroffene aus Menden und Fröndenberg ihre über Jahre vertraute Anlaufstelle. Sie müssen jetzt in Arztpraxen mit Substitutions-Erlaubnis nach Iserlohn oder Schwerte fahren.

Rückfallgefahr droht

Aus diesem Grund fürchtet Drogenberater Thomas Zimmermann akute Rückfallgefahren. Denn: „Viele unserer Klienten sind Hartz-IV-Empfänger mit 404 Euro Einkommen im Monat. Ein 9-Uhr-Busticket nach Iserlohn kostet monatlich aber 60 Euro, nach Schwerte sogar 90.“ Das könnten sich die meisten Substituierten nicht erlauben, die jedoch regelmäßig auf die Ersatzdrogen angewiesen seien.

Hier mit Fahrtkostenzuschüssen zu helfen, habe die Aktion „Mendener in Not“ der Drobs nach Erscheinen des WP-Artikels zugesagt. Das sei eine enorme Erleichterung, bedankt sich Zimmermann. Denn: Nur Methadon und Polamidon, die einige der Klienten der Drobs Menden seit Jahren und Jahrzehnten konsumieren, helfen ihnen aus dem Teufelskreis von Sucht und einem ungeordneten Leben bis hin zur Beschaffungskriminalität. Für eine komplette Entgiftung fehle vielen Betroffenen die Kraft.

Hoffnung auf Qualitätszirkel

Doch zumindest hingen sie dank der Ersatzmittel nicht mehr an Nadel und Milieu. Zimmermann: „Der Arzt in Fröndenberg ist an einem Mittwoch verstorben, und das wussten viele Substitutions-Patienten noch gar nicht, als sie am Wochenende in die Praxis kamen. Daraufhin hat unser Telefon nicht mehr stillgestanden.“

Um das Problem nachhaltig zu lösen, setzt Zimmermann auf ein Treffen des „Qualitätszirkels Substitution“, in dem neben Drogenberatern auch die Kassenärztliche Vereinigung vertreten ist. Die Hoffnung ist, dass sich doch noch ein Arzt aus Menden oder Fröndenberg bereitfindet, die Schulung zur Substitution zu absolvieren.

Was macht die Anonyme Drogenberatung?

Die Anonyme Drogenberatung der Stadt hilft suchtgefährdeten und drogenabhängigen Menschen, deren Familien, Partnern und Vertrauenspersonen.

Darüber hinaus ist sie Fach- und Informationsstelle für Fragen zum Thema illegale Drogen.

Sie vermittelt Entgiftungs- und Therapieplätze, hält Dusch- und Waschmöglichkeiten bereit und organisiert Veranstaltungen etwa für Schüler.