Menden/Fröndenberg. . In Menden und Fröndenberg gibt es nach dem Tod eines Hausarztes keine Substitutionsmöglichkeit mehr. 138 Patienten sind ratlos – und die Drobs.

Nach dem plötzlichen Tod eines Fröndenberger Hausarztes stehen 138 Substitutionspatienten in Menden, Fröndenberg und Umgebung unversehens ohne geschulten Mediziner zur Versorgung mit Ersatzdrogen wie Methadon oder Polamidon da. Die Praxis in Fröndenberg leistete noch bis Sonntag den Notfalldienst, dann war endgültig Schluss. Auch in Menden gibt es keine Substitutionsmöglichkeit mehr. Die Patienten müssen sich eine neue Praxis außerhalb von Menden und Fröndenberg suchen.

Patient jetzt im Bus nach Iserlohn

„Ich habe mehre Tage kaum geschlafen“, berichtet ein Patient. „Bei mehreren Praxen bin ich schon telefonisch abgewiesen worden, bevor ich überhaupt zum Arzt vorkam. Ich bin nicht mobil und habe nun zunächst einmal hohe Fahrtkosten zu einer Praxis nach Iserlohn. Das wird in der Regel von keiner Institution übernommen und ist für mich eine große finanzielle Belastung“, sagt der Betroffene, der nicht namentlich genannt werden will.

Auch Kristina Böcher und Thomas Zimmermann von der Mendener Drogenberatung hatten seit Mittwoch alle Hände voll zu tun. „Zu uns kamen sehr viele Hilfe suchende Menschen. Wir betreuen hier 66 substituierte Patienten“, verdeutlichte Zimmermann die Notlage. Die medikamentöse Therapie hilft vielen Betroffenen ein stabiles, geregeltes Leben mit Arbeit und Familie zu führen“, erläuterte er die Notwendigkeit der Substitution. Jetzt müssten alle bis auf Weiteres weit fahren, um zu einer Praxis zu kommen. „Uns liegt es sehr am Herzen, dass wir wieder eine vernünftige Lösung vor Ort bekommen“, betonte Thomas Zimmermann.

Auch die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen Lippe (KVWL) müht sich um eine Nachfolge. „Einfach ist das nicht, denn eine Ärztin oder ein Arzt benötigt eine Sonderqualifikation und eine Sondergenehmigung, um eine Substitutionspraxis führen zu dürfen“, sagt Claus Richter von der KVWL. Man hoffe, dass die Familie des verstorbenen Arztes einen Nachfolger für die Praxis finde, der auch die Substitutionstherapie leistet. Dies sei indes nicht anzuweisen, sondern geschehe freiwillig.

„Wir fühlen uns oft bestraft dafür, dass wir eine Sucht entwickelt haben und tragen im Prinzip eine medizinische Fußfessel“, berichtet der Betroffene. Ohne den Arzt und dessen guten Willen gehe nichts, man könne nicht einmal einige Tage bei weiter entfernt lebenden Verwandten verbringen. Der tägliche Besuch für die Einnahme des Medikaments bestimme den Tag und dessen Ablauf. Nach Ermessen des Arztes könne das Medikament auch für einige Tage mit nach Hause gegeben werden. „Am meisten wünsche ich mir, frei von der Substitution zu werden, aber das ist keine leichte Aufgabe, die sich mir noch stellen wird.“ Inzwischen hat der Betroffene in Iserlohn eine Praxis gefunden, die ihn aufnimmt.

Prinzhorn-Klinik sucht nach Lösung

Am Montag kam das Gerücht auf, dass die LWL-Klinik Hemer, Hans-Prinzhorn-Klinik, plane, in Menden eine Substitutionspraxis einzurichten. „So schnell schaffen wir das nicht“, sagt jedoch Dr. Patrick Debbelt, der stellvertretende ärztliche Direktor des Krankenhauses. Man benötige dafür zunächst eine Ambulanz, um die Zulassung als Substitutionspraxis zu bekommen. Diese könne man über die Kassenärztliche Vereinigung erhalten.

„Wie es weitergehen soll, weiß ich noch nicht“, erklärt der Substitutionspatient dieser Zeitung. Im Moment sei er jeden Tag morgens mindestens drei Stunden unterwegs. Wie sich das mit Arbeit verbinden lassen soll, wisse er noch nicht. Er hoffe darauf, dass er das Medikament bald für einige Tage mit nach Hause bekommt.