Menden. . Hauptschüler recherchierten das Schicksal einer Mendener Familie mit jüdischem Hintergrund. Ab Montag erinnert Stolpersteine an die Ephraims.

Sie haben es geschafft: Lehrerin Katrin Kemper und ihre 10A1 von der Hauptschule Am Gelben Morgen. Sie haben den Kulturausschuss überzeugt, und den Rat. Am kommenden Montag, 9 Uhr, werden ihre Stolpersteine vor dem Haus der von Nazis ermordeten Familie Ephraim an der Hauptstraße 3 verlegt.

Die Ephraims waren Mendener mit jüdischem Hintergrund. Die Sauerländer wurden zunächst Opfer nationalsozialistischer Hetze, schließlich Opfer nationalsozialistischer Gewalt. Rosalie Ephraim (Jahrgang 1864), Dr. Ruth Ephraim (geborene Schürmann, Jahrgang 1912), Willy Ephraim (Jahrgang 1903) und nicht zuletzt der kleine Denny Ephraim (Jahrgang 1940) wurden am 29. Juli 1942 deportiert. Ihre erste Station war Theresienstadt im heutigen Tschechien. Rosalie Ephraim starb dort am 14. Januar 1943. Die übrige Familie wurde 1944 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet.

Das Engagement der Schüler ist nicht selbstverständlich

Die Namen und die Daten stehen auf den Steinen, die der Künstler Gunter Demnig verlegt. Der gebürtige Berliner, heute in Köln beheimatet, betreibt Erinnerungsarbeit an alle Nazi-Opfer: „Ein Mensch“, sagt er, „ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist.“ Die Steine bestehen aus Messing. Sie sind in Handarbeit von dem Berliner Michael Friedrichs-Friedlaender gefertigt. Die Erinnerungssteine sind quadratisch, messen 96 mal 96 Millimeter in Breite und Tiefe und haben eine Höhe von 100 Millimetern. Die Aktion dauert, wie er sagt, üblicherweise 20 Minuten.

Ein Stein kostet 120 Euro, Verlegung inklusive. Meist übernehmen Spender und Paten den finanziellen Aufwand.

Doch die Stolpersteine sind mehr als nur eine künstlerische Aktion mit öffentlicher Wirkung. Dahinter stehen kluge Köpfe: die Mädchen und Jungen der 10 A1. Für ihre Spurensuche haben sie eine sogenannte Lerntheke erarbeitet. Es gab elf Pflicht- und vier Wahlstationen. Katrin Kemper: „Ich habe Material im Archiv gesammelt und diese in unterschiedlichster Form für die Kinder zugänglich gemacht – zumal in dieser Klasse auch Kinder mit dem Förderbedarf Lernen sind. Und ich bin echt begeistert, wie sehr sich die Klasse engagiert hat, was nicht selbstverständlich ist.“