Menden. . Das Battenfeld-Denkmal ist umstritten. Walburgis-Abiturienten setzten sich damit so kritisch wie kreativ damit auseinander. Das Ergebnis ist eine App.
Das Gestern prägt das Heute wie das Morgen – eine Binse, mag sein. Aber wie lassen sich junge Leute für die Vergangenheit interessieren? Geschichtslehrer Maik Lambert vom Walburgis-Gymnasium weiß, wie. Gemeinsam mit Abiturient Tobias Schulze präsentierte der Historiker dem Kulturausschuss seine Ergebnisse. Sie sind lokal – und beschäftigten sich mit beiden Weltkriegen in ungewohnt zeitgemäßer Form.
Keine Frage, dass Pädagoge und Pennäler bereits mit ihrer Präsentation im Tagungsort Griechische Gemeinde auf der Höhe der Zeit waren: Sie veranschaulichten Motivation und Methodik per Power-Point. Lamberts Zusatzkurs Geschichte geht es jedoch um mehr: Er beteiligt sich an einer Neugestaltung des umstrittenen Battenfeld-Denkmals. Die Abiturienten diskutierten über die Texte. Sogar das Einschmelzen der wie auf einem Altar liegenden Opfer-Figur zu einer neuen Skulptur stand zur Debatte.
Obendrein liegt den Walburgis-Historikern daran, Ansichten wie Einsichten populär zu vermitteln.
Eine Version für Erwachsene – und eine für Geschichtsnovizen
Wie geht das im digitalen Zeitalter? Lambert & Co. kennen die Antwort: Sie bringen lokale Geschichte aufs Smartphone – und zwar per App.
Liefe die Schüler-Klamotte „Feuerzangenbowle“ heute im Kino, käme garantiert die Frage: „Wat is ‘ne App? Stellen mir janz dumm.“ App steht für „Application“. Dahinter verbirgt sich ein kleines Programm für mobile Geräte wie Smartphone oder Tablet-Computer.
Der Walburgis-Kurs entwickelte eine App im Rahmen des „Biparcours“-Projekts. Was das ist? „Die Biparcours-App ist ein Angebot von Bildungspartner NRW an schulische und außerschulische Lernorte. Schulen und Institutionen können mit diesem Lernwerkzeug Quizanwendungen, Themenrallyes, Führungen und Stadt- und Naturrundgänge zu vielfältigen Fragestellungen und Themen erstellen. Das Erstellen eines solchen Parcours ist einfach und intuitiv und ohne Vorkenntnisse oder Schulungen möglich“, heißt es auf der Internet-Seite www.biparcours.de.
Die Nachwuchs-Historiker bieten nicht nur eine App – sie haben gleich zwei entwickelt. Dahinter steht eine clevere pädagogische Idee: Die Standard-Version richtet sich an Erwachsene. Obendrein werden junge Leute mit einer Junior-Version für das Grauen von zwei Weltkriegen und der NS-Herrschaft sensibilisiert.
Und wie funktioniert die Anwendung? Die Battenfeld-App lässt sich über den heimischen Rechner via Biparcours-Seite ansteuern. Wer mit mobilen Geräten unterwegs ist, kann sie per QR-Code aufrufen. Was die Sache für Nutzer attraktiv macht, erklärte Lehrer Lambert: „Man kann die App laden mit geringem Daten-Volumen.“
Der Kulturausschuss war beeindruckt. Zugleich nahmen Ratsmitglieder wie Sachkundige Bürger die Vorlage der Schüler auf, um über Texte und Tafeln, Konzepte und Kosten zu diskutieren. Den finanziellen Aufwand fürs Material bezifferte Kulturamtschef Michael Roth mit 1500 Euro – ein Fall für den Nachtragshaushalt, wie er meinte. Der grüne Ratsherr Dirk Huhn regte stattdessen an, auf Sponsoren-Suche zu gehen. Entscheidungen sollten in der nächsten Sitzung am 16. November fallen.
Auch wenn die Diskussion keineswegs abgeschlossen ist – ein positives Ergebnis vermeldete Maik Lambert schon jetzt. Die Archiv-Arbeit seines Kurses war erfolgreich. Als Beleg führte der Pädagoge einen abgelauschten Kurzdialog an. Ein Mädchen zum anderen: „Oh, Mist, wenn das so weitergeht, macht Schule noch Spaß.“