Menden. . Die Polizei musste nicht einschreiten. Demonstranten protestierten am Zugang zum Gelände. Im Saal las Hans-Hermann Gockel vor OBO-Kulisse.

Etwa 70 AfD-Anhänger, gut 30 Demonstranten und Besatzungen mehrerer Polizeiwagen fanden sich am frühen Donnerstagabend in Bösperde am OBO-Schulungszentrum ein. Anlass war ein Vortrag des ehemaligen TV-Journalisten Hans-Hermann Gockel, zu dem ihn der stellvertretende AfD-Kreissprecher Sebastian Schulze eingeladen hatte. Zwischen den überwiegend jungen Demonstranten und den meist von auswärts eintreffenden AfD-Gästen blieb es am Tor indes bei verbalen Scharmützeln und einem Stinkefinger im Vorbeifahren.

Polizei musste nicht eingreifen

Die Polizei, die sich auf einem Parkplatz außerhalb des „Le Marron“-Geländes und dem angrenzenden Schulungszentrum aufhielt, musste an keiner Stelle eingreifen. OBO-Prokurist Franz Josef Barkhaus hatte die Demonstranten in Abstimmung mit der Polizei freundlich, aber bestimmt gebeten, das Parkplatzgelände zu verlassen und sich ans Tor zu begeben, was nach einigen Debatten auch geschah.

Unter den ersten Protestlern war Tierschützerin Barbara Kemper, die ein Schild „Menden: Bunt statt braun!“ hochhielt. SPD-Ratsherr Mirko Kruschinski und der Mendener Grünen-Chef Angelos Papadopoulos versprachen auf einem Plakat, für jeden an ihnen vorbeiziehenden Besucher der AfD-Veranstaltung einen Euro an Flüchtlinge zu spenden.

Drinnen im Saal dankte Sebastian Schulze Ulrich Bettermann, der für Nichtabsage angefeindet worden sei, als einem „Unternehmer mit Rückgrat“, bevor er vor dem massenhaften Einpflanzen von Chips unter die Haut warnte. Ein Zuhörer halblaut: „Da kann man Menschen auf Knopfdruck töten.“

Hans Hermann Gockel holte bei der Vorstellung seines Buches, das es später auch zu kaufen gab, zu einem Rundschlag gegen die „etablierte“ Politik und viele Medienkollegen als „Erfüllungsgehilfen von SPD und CDU“ aus. Er stellte taxifahrende Asylbewerber verarmten deutschen Rentnern gegenüber und bediente Ängste vor Überfremdung: In seiner Heimatstadt Bielefeld komme er sich vor „wie im nahen Osten“, tausende Jesiden aus dem Nordirak lebten heute dort. Mit keinem Wort erwähnte Gockel den IS-Terror gerade gegen diese Minderheit. In diesem Stil ging es weiter, Gockel erhielt überwiegend Applaus, indes verließen auch mehrere Zuhörer kopfschüttelnd den Saal. Die Demonstration draußen hatte sich da – wohl auch wegen des einsetzenden Regens – schon weitgehend verlaufen.

Empörung im Unternehmen

Ein Nachspiel ganz anderer Art hat die AfD-Episode indes auch für Menden: Ein Facebook-Beitrag von Ex-Bürgermeister Volker Fleige gegen OBO-Seniorchef Ulrich Bettermann sorgte für helle Empörung in der Geschäftsleitung des Unternehmens.