Menden. .
Noch sind die Zahlen nicht alarmierend, doch lassen sie eine bedenkliche Entwicklung erahnen. In den vergangenen fünf Jahren hat es nach Informationen der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KZVWL) in Menden keine Praxisneugründungen oder Übernahmen gegeben. Droht bald in der Hönnestadt bei den Zahnärzten eine ähnliche Entwicklung wie bei Haus- und Fachärzten?
Fehlende Neuzulassungen
Die WP hatte vor einiger Zeit darüber berichtet: Bei Allgemeinmedizinern und Fachärzten in Menden fehlt der Nachwuchs. Praxen wurden altersbedingt geschlossen, ohne dass Nachfolger gefunden werden konnten. Bei den Zahnärzten ist die Entwicklung glücklicherweise noch nicht so dramatisch, doch sieht die Zukunft mit Blick auf die Zahlen auch nicht rosig aus. „Noch haben wir hier nicht so enorme Probleme wie in angrenzenden Bezirken“, diagnostiziert der Balver Zahnarzt Christoph Koch, Vorsitzender der auch für Menden zuständigen Bezirksstelle Iserlohn der Zahnärztekammer und der Kassenzahnärztlichen Vereinigung.
Im südlichen Märkischen Kreis sowie im Hochsauerlandkreis trete die Problematik bereits jetzt stärker zutage, erläutert Christoph Koch und fügt hinzu: „Wenn man sich die Altersstruktur anschaut, wird das Problem bei uns in 10 bis 15 Jahren akut.“
In Menden gibt es laut KZVWL derzeit 30 niedergelassene Zahnärzte, die Kassenleistungen anbieten. Darunter sind zwei angehende Zahnärzte. Fünf der Mendener Zahnärzte sind zwischen 66 und 76 Jahre alt, acht sind zwischen 56 und 65 Jahre alt. Weitere zehn Zahnärzte sind 46 bis 55 Jahre alt, fünf sind 36 bis 45 Jahre. Zwei Zahnärzte sind mit 29 beziehungsweise 35 Jahren noch am Anfang ihres Berufslebens.
Laut Kassenzahnärztlicher Vereinigung ist Menden im zahnärztlichen Bereich zu circa 92 Prozent versorgt. Die Versorgungsquote von 92 Prozent sei gut, so die Einschätzung von Pressereferentin Ann-Kathrin Kiesel. Nichtsdestotrotz sei der Trend angesichts fehlender Neuzulassungen zu erahnen: „Es wird sich tendenziell eher verschlechtern.“
Praxisabgeber und Neugründer
Aus diesem Grund will die Kassenzahnärztliche Vereinigung mit verschiedenen Ideen und Konzepten gegensteuern. So werden Seminare angeboten, wie Praxen an junge Kollegen veräußert werden können. Darüber hinaus sollen Praxisabgeber und Neugründer zusammengebracht werden.
Fest steht, so Ann-Cathrin Kiesel, dass „der Beruf der Zahnmediziner im Wandel ist“. Zwar sind von den derzeit 30 Zahnärzten in Menden nur vier Frauen, doch mittlerweile sind weit mehr als die Hälfte der Zahnmedizin-Studierenden weiblich. Hier finde eine „Feminisierung“ statt. Und die weiblichen Studenten wollen bei ihren Arbeitszeiten flexibler sein und bei Bedarf Teilzeit arbeiten – „das lässt sich in einer Einzelpraxis schwer umsetzen“, sagt Ann-Cathrin Kiesel. „Das Berufsbild wird sich in den nächsten zehn Jahren deutlich verändern“, stellt auch Zahnarzt Christoph Koch fest.
Hinzu komme, so Ann-Cathrin Kiesel, dass etliche Berufsanfänger nicht selbstständig sein wollen, sondern lieber angestellt sein möchten. Die mit einem Praxiskauf verbundene große finanzielle Investition und damit langfristige Bindung an einen Standort scheuen viele. Die Folge: „Die gelernte und gewohnte Organisation des Berufsstandes, aber auch die flächendeckende Versorgung gerät so teilweise ins Wanken.“ Auch Christoph Koch vermutet, dass es zukünftig wahrscheinlich weniger Einzelpraxen geben werde, „viele bevorzugen ein Angestelltenverhältnis“. Ein Zahnärztemangel werde sicherlich eher in ländlichen Strukturen als in Universitäts- oder Großstädten auftreten.
Keine Altersobergrenze
Noch sei die Entwicklung nicht Besorgnis erregend. Dazu trage sicher auch bei, dass es bei den Behandlern keine Altersobergrenze mehr gibt. Statt dessen gilt: So lange der Zahnarzt gesund ist, darf er weiter praktizieren.