Menden. . Der VW Passat wird sukzessive vom BMW 318 Touring abgelöst. Auch in Menden ist eines dieser neuen Fahrzeuge unterwegs. Ein Platz-Test.

VW Passat war gestern, jetzt rüstet die Polizei auf die neuen Streifenwagen vom Typ BMW 318 Touring um. Seit dieser Woche ist eines der neuen Polizeiautos auch auf Mendens Straßen im Einsatz.

Das Hurra der NRW-Polizeibeamten über die neuen schneidigen Flitzer hält sich aber arg in Grenzen. Viele Polizisten beschwerten sich nach den ersten Einsatzfahrten über Platzprobleme im Wagen.

Die große Mittelkonsole sei ein Problem, weil sie kaum Platz lasse für die Waffen-Holster. Zudem sei hinten weniger Platz als vorher, was den Transport von Personen kompliziere, erklärte Arnold Plickert, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei, dieser Zeitung. Größere Polizisten hätten zudem Probleme beim Ein- und Aussteigen, weil man im BMW sehr tief sitze. Und auch der Kofferraum wurde moniert: „Im VW war eine Kiste auf Rollen montiert, aus der man leicht Ausrüstungsgegenstände wie Messräder oder Absperrkegel entnehmen konnte. Nun gibt es keine Rollen mehr unter der schweren Kiste, man muss sie oft rausheben“, sagte Plickert.

Linkshänder im Vorteil

Für einen Selbst-Test eigne ich mich ganz gut: 1,93 Meter groß, mit 119 Kilogramm Lebensgewicht nicht gerade superschlank. Kein Mann für Sardinenbüchsen also.

Auf dem Gelände der Polizei in Iserlohn darf ich probesitzen in einem der neuen Polizeiwagen und am eigenen Leib erfahren, wie viel dran ist, an den Beschwerden der Beamten.

21 Millionen Euro für drei Jahre

Insgesamt 1845 Exemplare des neuen Polizeiautos lösen das bisherige Modell VW Passat in NRW ab.

Bis zum Ende des Jahres 2016 sollen noch einmal 300 weitere Fahrzeuge dazukommen.

Die Leasingkosten betragen für drei Jahre 21 Millionen Euro.

Problem 1: Waffen-Holster trage ich üblicherweise nicht, aber es braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, dass es eng ist auf dem Fahrersitz. Da ist allerdings weniger die Größe des Fahrers das Problem, sondern eher die Breite. Allerdings würde es in meinem Fall nicht so problematisch sein, wenn ich Polizist wäre. Schließlich bin ich Linkshänder und würde das Holster inklusive Schusswaffe auf der linken Seite tragen. In diesem Falle ist die Mittelkonsole nicht im Weg. Die große Mittelkonsole ist ein Komfort- allerdings kein Sicherheitsproblem.

Problem 2: Beim Ein- und Aussteigen ist der Platz definitiv nicht das Problem. Im Innenraum bietet der Wagen genügend Freiraum zwischen Kopf und Fahrzeugdecke. Allerdings dauert der Vorgang des Ein- und Aussteigens verhältnismäßig lange. Denn der BMW 318 Touring liegt sportlich tief. Für eine einfache Fahrt sicherlich kein Problem, solange man nicht mit Hüftproblem zu kämpfen hat. Für Polizisten, die mehrmals am Tag ein- und aussteigen, kann das in der ein oder anderen Situation problematisch werden.

Rollen-Probleme werden behoben

Problem 3: Nachdem ich mir den Fahrersitz passend eingestellt habe und mit dem Sitz ein gutes Stück zurückgefahren bin, bleibt dem „Kunden“ hinten bestimmt nicht mehr viel Platz.

Hinter mir ist in diesem Fahrzeug definitiv kein Sitzen mehr möglich – höchstens quer auf der Rückbank liegend oder hinter dem Beifahrer, insofern der nicht ebenso groß ist wie der Fahrer. In Menden ist es ab jetzt noch weniger ratsam, einen Platz auf der Rückbank eines Polizeiautos zu buchen.

Problem 4: Ein Blick in den Kofferraum macht deutlich, dass im Passat mehr Platz war. Allerdings erklärt Polizeisprecher Marcel Dilling: „Das komplette Equipment passt auch in den BMW“. Außerdem sollen die Rollen-Probleme noch behoben werden. Dann können auch die Mendener Polizisten die Kisten aus dem Kofferraum rollen.

Gewerkschaft besorgt um die Sicherheit

Alle Beteiligten inklusive Personalräte und Arbeitsschutz haben der Anschaffung des neuen Polizeiautos vom Typ BMW 318 Touring zugestimmt. Die kritischen Stimmen kommen jetzt von denen, die die meiste Zeit ihrer Arbeit mit dem Einsatzwagen zu tun haben.

„Wir haben zwar noch keine umfangreichen Erfahrungswerte“, leitet Michael Kaufhold, der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei ( GdP ) im Märkischen Kreis seine Erklärung ein, dann kommt das „Aber“: „Wir wollen nicht undankbar sein, aber das ist keine Familienkutsche mehr wie der Passat. Der bot einfach mehr Platz“.

Sorgen machen dem Gewerkschafts-Vorsitzenden aber nicht die Komfortprobleme, sondern die Sicherheitsbedenken, die bei dem neuen Einsatzwagen aufkämen.

Es gebe immer mal wieder Fälle, bei denen die Beamten beim Aussteigen angegriffen würden. Jetzt dauere der Ausstieg aus dem Wagen aber länger, was die Beamten angreifbarer mache: „Die Kollegen müssen mehrmals am Tag ein- und aussteigen und sind dabei jetzt ein bisschen schutzloser“, gibt Kaufhold zu bedenken.

Ein weiterer Aspekt sei die Wintertauglichkeit, die noch nicht überprüft werden könnte aufgrund der verhältnismäßig milden Witterungsbedingungen in diesem Jahr.

Alle Fahrzeuge ausgetauscht

Eine akute Lösung für diese Sicherheitsprobleme sei mit dem jetzigen Modell nicht zu erwarten. Schließlich könne man nicht die insgesamt 1845 geleasten Fahrzeuge zurückgeben. Lediglich die Rollkiste im Kofferraum wird in der nächsten Zeit noch nachgebessert.

„Bei der nächsten Ausschreibung in drei Jahren müssen wir aber auf diese Dinge achten“, gibt Kaufhold zu bedenken. Bis dahin werden auch in Menden „sukzessive alle Fahrzeuge ausgetauscht“.