Fröndenberg. . Vor der Ratssitzung am Mittwoch wirbt Günter Freck noch einmal um Zustimmung für das Gewerbegebiet. Die Grünen sind bisher dagegen.
Das geplante Gewerbegebiet polarisiert fast genauso wie die geplante Anhebung der Grundsteuer. Mit Kämmerer Günter Freck sprach Jürgen Overkott.
Die Grünen verknüpfen Ihre Zustimmung zum Haushalt an eine Absage ans Schürenfeld. Wie ist das mit dem anderen verbunden?
Günter Freck: Im Haushaltsplan 2016 ist zur Finanzierung des Flächenerwerbs und für die Einstiegsinvestitionen eine Kreditaufnahme vorgesehen. Wenn wir keinen genehmigungsfähigen Haushalt hinbekommen, werden wir auch keine Kredite dafür aufnehmen dürfen. Dann wäre die Realisierung des Schürenfeldes zumindest um einige Jahre zurückgeworfen.
Kann Fröndenberg auf dieses Gewerbegebiet verzichten?
Wir meinen, wir brauchen dieses Gewerbegebiet. Es lässt sich einfach begründen: Die Stadt Fröndenberg besitzt zurzeit lediglich 4000 Quadratmeter Gewerbefläche, am Standort in Westick.
...das ist kaum mehr als eine Baulücke...
...damit sind wir nicht in der Lage, eine eigene Ansiedlungspolitik zu betreiben. Die letzten großen Gewerbegebiete Westick, Atlantik und In den Telgen auf der Hohenheide sind im vorigen Jahrhundert bebauungsplanmäßig entstanden. Wir brauchen für die Zukunft ein bedarfsdeckendes Flächenangebot, um Ansiedlung fördern und unterstützen zu können.
Bezirksregierung Arnsberg hat Interkommunales Gewerbegebiet gestoppt
Wie groß ist das Schürenfeld?
Veräußerbar, bebaubar sind zwölf Hektar. Das entspricht dem Bedarf, den wir in den nächsten zwölf bis 15 Jahren erwarten.
Das Gewerbegebiet liegt zwar an der B233, aber es gibt eine Freifläche, die noch verkehrsgünstiger zu sein scheint: am Autobahnkreuz Unna-Ost.
Wir haben uns das letzte Mal 2012 mit dieser Frage befasst. Das hat einen Hintergrund: Es gab früher schon einmal, gemeinsam mit der Stadt Unna, die Überlegung, ein interkommunales Gewerbegebiet zu schaffen, nämlich an der Wilhelmshöhe. Die Stadt Unna hatte diese Fläche schon in ihrem Flächennutzungsplan 2004 als mögliche Gewerbefläche „Interkommunales Gewerbegebiet Fröndenberg“ vorgesehen. Doch diese Fläche ist von der Bezirksregierung Arnsberg nicht genehmigt worden. Eine Erlaubnis war meines Wissens nur für die Ansiedlung von überregional bedeutsamem Gewerbe in Aussicht gestellt worden. 2012 haben Bürgermeister Rebbe und ich noch mit den Vertretern der Stadt Unna über eine Wiederaufnahme der Planungen gesprochen und erfahren, dass man sich dort inzwischen auf andere Standorte konzentriert hat, Zwischenzeitlich ist seit 2006 im Bereich Wilhelmshöhe das Vogelschutzgebiet Börde/Hellweg eingerichtet, dass wird eine Gewerbeflächenausweisung zumindest weiter erschweren.
In öffentlicher Debatte wurde auf ein Gebiet auf der Hohenheide als Alternative hingewiesen.
Das Gewerbegebiet In den Telgen ist weitgehend durchvermarktet. Die Stadt besitzt dort keine eigenen Gewerbeflächen mehr. Im Hinblick auf eine Erweiterung liegt das Gebiet verkehrstechnisch ungünstig. Außerdem erwarte ich weitere Auflagen durch die angrenzende Wohnbebauung.
Produzierendes Gewerbe, Handwerker, Dienstleister
Für welche Branchen ist das Schürenfeld mit seiner Verkehrslage und seinem Flächenangebot attraktiv?
Für produzierendes Gewerbe, für Handwerker und für Dienstleister. Wir versprechen uns mit dem Schürenfeld expansionswilligen Unternehmen eine Perspektive geben zu können, sprich: Unternehmen in der Stadt zu halten. Wir wollen natürlich auch Perspektiven für Neuansiedlungen schaffen. Insgesamt erwarte ich eine Stärkung des Wohn- und des Gewerbestandorts Fröndenberg, die sich auch positiv auf den Zuzug von Bürgern auswirkt. Das ist wichtig, weil wir bei dem demografischen Wandel im Wettbewerb mit den anderen Städten stehen. Wenn wir uns die Pendlerstatistik ansehen, stellen wir fest: Fröndenberg hat zu wenig Arbeitsplätze am Ort und ist ein Ort der Auspendler, das beinhaltet latent auch die Gefahr von Wegzügen.
Wie viele Arbeitsplätze könnten im günstigsten Fall entstehen?
Man rechnet üblicherweise mit 40 bis 45 Arbeitsplätzen pro Hektar Gewerbefläche. Wir hätten also ein Potenzial von 450 bis 500 Arbeitsplätzen.
Ein neues Gewerbegebiet könnte angestammte Unternehmen aus der Region ermuntern, sich zu vergrößern. Besteht die Gefahr, dass andernorts Lücken entstehen?
Grundsätzlich bewerte ich es als positives Zeichen, wenn sich ein Unternehmen vergrößern will. Ein Unternehmen macht das nur, wenn es wirtschaftliche Chancen für sich sieht. Und die Baulücken sehe ich nicht als Gefahr an. Sie bieten Platz für Unternehmensgründungen und können auch im Regelfall einer Nachnutzung zugeführt werden.
Erlöse aus dem ersten Bauabschnitt finanzierten den zweiten
Ein Projekt wie das Schürenfeld ist notwendigerweise mit einer Risiko-Analyse verbunden. Was tun, wenn’s nicht so läuft wie gewünscht?
Natürlich lässt sich ein gewisses Vermarktungsrisiko nicht gänzlich ausschließen. Wir tun aber einiges, um das Risiko zu minimieren. Dazu gehört, dass wir die Bodendenkmäler selbst sichern, damit den späteren Bauherren keine finanziellen Überraschungen drohen. Und: Wir sind nicht auf eine schnelle Vermarktung angewiesen; das Gewerbegebiet soll den Flächenbedarf der nächsten 15 Jahre abdecken. Wir haben im Augenblick extrem günstige Bedingungen für die Kapitalaufnahme. Außerdem haben wir die Errichtung des Gewerbegebietes in zwei Bauabschnitte (BA) aufgeteilt und planen den zweiten BA aus den Veräußerungserlösen des ersten BA zu finanzieren.
Anwohner in Strickherdicke und Dellwig befürchten eine Verschlechterung ihrer Lebensqualität durch mehr Lärm. Welche Lösung hat die Stadt?
Wir haben die entsprechenden Lärmschutz-Gutachten eingeholt. Wir haben ein Verkehrsgutachten eingeholt. Und wir haben ein Gutachten zur Luftreinhaltung eingeholt. Alle kommen zu dem Ergebnis, dass die Belastungen durch das Schürenfeld vereinbar sind mit Umwelt-Vorgaben.
Am Ende verkehrsgünstiger als Hämmer II
Anwohner befürchten obendrein mehr Verkehr auf der B233. Wie kann in Stoßzeiten der Verkehrsfluss einigermaßen aufrecht erhalten werden?
Es ist klar, dass es mehr Verkehr gibt. Es gibt Mitarbeiter-Verkehr, und es gibt Zubringer-Verkehr. Wir planen, in Abstimmung mit Straßen.NRW, den Knoten mit einer Ampelanlage an die B233 anzuschließen. Sie funktioniert wie die Ampel auf der Wilhelmshöhe als Bedarfsampel. Wir erwarten aber keine erhebliche Mehrbelastung.
Menden plant, in unmittelbarer Nachbarschaft, das Gewerbegebiet Hämmer II. Besteht die Gefahr, dass sich Schürenfeld und Hämmer II gegenseitig kannibalisieren?
Nein. Es gibt bestimmt einen Wettbewerb, aber keinen Verdrängungswettbewerb. Die Städte entwickeln ihre Gewerbeflächen immer mit Blick auf den Bedarf vor Ort, so dass beide Gewerbegebiete ihre Berechtigung haben werden. Aber ich glaube, dass wir mit dem Schürenfeld am Ende verkehrsgünstiger liegen.