Menden. .

Wer mit diesem Mann im Bus mitfährt, dessen Laune steigt unweigerlich. Denn Christian Niebecker hat vor knapp zwei Jahren seinen Traumjob gefunden. Und das strahlt dieser Mann aus. Seine Leidenschaft fürs Busfahren teilt er im sozialen Netzwerk Facebook. Dort folgen ihm mittlerweile rund 1200 Fans.

Bereits als Christian Niebecker fünf Jahre alt war, stand für ihn fest, dass er gern Busfahrer werden wollte. Doch nach der Schule ängstigte ihn das technische Wissen, das in diesem Beruf vorausgesetzt wurde: „Das habe ich mir nicht zugetraut.“ So absolvierte der heute 39-Jährige eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann. Mit Erfolg. Schnell stieg er auf, wurde Marktleiter. Doch als seine Tochter zu ihm zog, „ging es beruflich bergab“. Denn Christian Niebecker war – und ist – alleinerziehender Vater. Plötzlich war der gebürtige Iserlohner beruflich nicht mehr so flexibel, Überstunden ohne Ende waren auch nicht mehr drin – Christian Niebecker verlor seinen Job. Absage um Absage trudelte auf seine Bewerbungen ein. „Natürlich hat das niemand offen gesagt, aber mir war schon klar, woran das lag“, ist sich Christian Niebecker sicher. „Ich habe in meinen Bewerbungen nie verschwiegen, dass ich alleinerziehender Vater bin.“

Trotz aller Rückschläge: Christian Niebecker ließ sich nicht unterkriegen – sondern erinnerte sich an seinen Traum. Er machte den Busführerschein, bewarb sich bei KS Reisen in Fröndenberg, absolvierte ein Praktikum, wurde angestellt. Seit dem 1. März 2014 fährt er im Auftrag von KS Reisen sowohl für die MVG (Märkische Verkehrsgesellschaft) als auch für BRS (Busverkehr Ruhr-Sieg).

Und Christian Niebecker arbeitet nicht nur als Busfahrer, er lebt damit seinen Traum. Wenn der Bus abends nicht sauber genug ist, „dann bleibe ich auch mal eine halbe Stunde länger und wische durch“. Busfahrer ist nach wie vor sein Traumberuf. Nur einen Wermutstropfen gebe es: „Ich darf nicht jeden Tag fahren. Ich bin ja schon unglücklich, wenn ich zwei Tage frei habe.“

Begebenheiten im Netz

Nach wenigen Wochen als Busfahrer war ihm klar: „Ich hatte das Bedürfnis, die Leute zu informieren über das, was ich erlebe.“ Kurzerhand legte er – nach Rücksprache mit seinen Chefs – in einer Fahrpause einen Facebook-Account an. „Der freundliche Busfahrer Christian“ heißt seine Seite passenderweise. Seither postet Christian Niebecker jeden Tag in seinen Pausen mit seinem Handy kleine Begebenheiten. Oft aus Menden, wo er vorwiegend unterwegs ist. Das kann mal ein Foto vom Schnee sein, die Freude über eine Tasse Kaffee, die ihm ein Kunde mitgebracht hat, oder ein lieber Sonntags-Gruß. Diese eher alltäglichen Kleinigkeiten stoßen auf eine Resonanz, „mit der ich in meinen kühnsten Träumen nicht gerechnet hätte“.

Rund 1200 Menschen haben seine Seite auf Facebook geliked, verfolgen täglich, was Christian Niebecker schreibt und vor allem fotografiert. Angespornt durch diesen Erfolg ist „der freundliche Busfahrer Christian“ nun auch auf Insta­gram und auf Youtube vertreten.

Die Freundlichkeit, die Christian Niebecker in der virtuellen und in der realen Welt ausstrahlt, kommt zurück. Nicht nur digital: „Ich begrüße jeden Fahrgast.“ Oft hat er einen lockeren, freundlichen Spruch auf den Lippen. Und auf einmal grüßen Kunden, die zunächst mit knurriger Miene eingestiegen sind, zurück. „Das ist das Schönste: dass ganz viele Fahrgäste mit einem Lächeln rausgehen.“