Menden. .
Staunend bleiben fast alle Passanten derzeit am Drahtzaun zum alten Evangelischen Friedhof am Heimkerweg stehen: Der sonst so verwunschen und mystisch wirkende Gottesacker, den seine üppige Vegetation um die alten Gräber und Monumente auszeichnete, wirkt wie kahlrasiert. „Wir mussten eine nachhaltige Auslichtung vornehmen“, sagte Friedhofsgärtner Frank Ackermann gestern auf Nachfrage der WP.
Diese Auslichtung ist allerdings so nachhaltig ausgefallen, dass er von Mendenern schon gefragt wurde, ob der 1975 nach 100 Jahren geschlossene Friedhof jetzt ganz verschwinden solle, „womöglich für Bauland“, muss Ackermann schmunzeln.
Dabei sei der Grund für die drastische, aber notwendige Maßnahme durchaus sehr unerfreulich: Die Friedhofs-Flora habe leider immer wieder auch unerwünschten Besuchern Deckung geboten – und deren unappetitliche Hinterlassenschaften von Kot über Flaschen bis zu Müllbergen hätten den Friedhofsgärtnern zuletzt das Leben schwer gemacht.
Die Auslichtung soll nun bewirken, dass es von außen eine freie Sicht auf möglichst viele Bereiche des Friedhofes gibt, damit solche Gäste künftig fernbleiben. Wobei Ackermann betont, dass sich die Natur gerade hier ihren Raum im Sommer rasch wieder erobern dürfte.
Heute gebe es auf dem Friedhof nur noch zwei aktive Nutzungsrechte, sagt Ackermann. Die knapp einen Hektar große Begräbnisstätte am Heimkerweg wurde bekanntlich vom Friedhof am Hahnenbusch abgelöst. Die letzte Beerdigung fand hier im Jahr 2003 statt, als Helga Weichert neben ihrem Mann die letzte Ruhe fand.
Für zivilisierte Besucher kommt ein Gang über den Friedhof einer Reise durch die Mendener Stadtgeschichte gleich. Mitglieder der Industriellenfamilie Schmöle wurden hier beerdigt. Auch der Name Walter Ulmke ist auf einem der imposanten Grabsteine zu lesen. Der Schmöle-Direktor erbaute 1922 die Stadtvilla an der Unnaer Straße 14.
Auch Pastor Quade hier bestattet
Auf dem ersten evangelischen Friedhof Mendens – er soll 1867 eröffnet worden sein – befindet sich auch die letzte Ruhestätte des ersten Pfarrers der damals noch jungen Kirchengemeinde: Pastor Gustav Quade, nach dem heute eine Straße am Westwall benannt ist, wirkte mehr als 50 Jahre in Menden, von 1835 bis 1888.