Menden. . Vorgesetzte der ehemaligen Mendener Kirmeschefin sollen schon länger über Verfehlungen informiert gewesen sein. Beigeordneter: „Umgehend gehandelt.“

Wussten die Vorgesetzten und Kollegen im Rathaus schon früher von den möglicherweise illegalen Privatgeschäften der ehemaligen Kirmes-Chefin? Sie sei offen damit umgegangen, sagt die Beschuldigte selbst. Auch ein Schausteller will schon früher Hinweise ans Ordnungsamt gegeben haben.

Ihre Nebentätigkeit sei offiziell angemeldet gewesen, beteuert die zunächst zwangsversetzte und derzeit arbeitsunfähig gemeldete Frau gegenüber der WP. „Das war alles bekannt.“ Dazu will sich der Erste Beigeordnete Sebastian Arlt mit Blick auf das laufende Verfahren nicht äußern. Er betont aber, dass er von Hinweisen auf illegales Verhalten der Beschuldigten nichts gewusst habe. Arlt: „Ich gehe davon aus, dass mich die Vorgesetzten umgehend informiert hätten, wenn sie Kenntnis davon erlangt hätten.“

Jurist Arlt hatte die Marktmeisterin mit den Vorwürfen aus dem Brief eines Schaustellers konfrontiert. Der Fahrgeschäft-Betreiber hatte angeprangert, dass die Marktmeisterin privat Putzmittel-Geschäfte mit Schaustellern mache. Nach dem Gespräch, in dem die Vorwürfe zur Sprache kamen, informierte Arlt die Staatsanwaltschaft.

Werbung auf der Facebook-Seite

Die Frau gibt gegenüber der WP zu, dass sie Schaustellern Putzmittel verkauft habe. Das sei aber keine Bedingung für die Platzvergabe gewesen. Es sei schließlich auch ein Schausteller abgelehnt worden, der bei ihr eingekauft hatte.

Aus der Sicht eines Schaustellers hätte die Stadtverwaltung früher reagieren müssen. Auch er sagt, dass Vorgesetzten in der Stadtverwaltung bekannt gewesen sein soll, welche Geschäfte da gelaufen seien. Er habe selbst schon viel früher Hinweise ans Ordnungsamt gegeben. „Das war doch klar zu erkennen.“

Die Beschuldigte hatte unter anderem auf ihrer öffentlich zugänglichen Facebook-Seite für den privaten Putzmittelvertrieb (siehe unten) geworben. Sie fuhr ein Auto mit Werbung für die Reinigungsmittel, war selbst als tanzende Putzfee auf Fotos zu sehen. Sogar Ex-Bürgermeister Volker Fleige klickte bei den Beiträgen auf der Facebook-Seite auf „Gefällt mir“.

Grundsätzlich sind angezeigte Nebentätigkeiten für städtische Beamte und Bedienstete kein Problem. Es werde erst problematisch, wenn die Nebentätigkeit zu Konflikten mit dem Hauptamt führe, sagt Arlt. Im Fall der Marktmeisterin ermittelt jetzt die Staatsanwaltschaft.

Arlt betont, dass er umgehend gehandelt habe, als konkrete Vorwürfe auf dem Tisch gewesen seien. Die Stadtverwaltung warte jetzt die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft ab und werde entsprechend Stellung nehmen, wenn sie darum gebeten werde. Gibt es weitere städtische Bedienstete, die für den Putzmittelvertrieb tätig sind? „Mir ist nichts bekannt“, sagt Arlt.