Menden. . Nach Abwerbungen stellten Alemannen-Handballer 1968 Spielbetrieb ein (Teil IV)

„Wenn auf der Straß’ elf Handballspieler zieh’n, junges Mädel, zieh mit…“ Erste Zeile des übermütigen Alemannen-Liedes, das wohl um 1948 in der ersten Mannschaft der Handballer entstand. Zugeschrieben wird es laut Heinz Mertens (Jahrg. 1936) Willi Wingen und Bruno Römer. Drei Strophen umfasst dieses Lied, das erst 2014 von Bruno Wessel in Noten zu Papier gebracht wurde. Heinz Mertens hat es ihm vorgesungen. Jetzt kann es jede spätere Generation nachsingen. Damals machte sich bemerkbar, dass die Alemannen-Handballer auch Mitbegründer der „Karnevalsgesellschaft Kornblumenblau“ waren. Dazu gehörten Bruno Römer, Willi Wingen, Franz Schlautmann und viele mehr.

Bis dahin war das Lied bei den Spielen erklungen, im Vereinslokal Buse an der Bahnhofstraße, bei allen Zusammenkünften „und war spätabends auch bei uns in der Wohnung zu hören, denn wir wohnten unweit von Haus Buse und kriegten alles mit“, lachte Heinz Mertens. Und wie um ihre Vormachtstellung zu demonstrieren, gehörte zu den Mannschaften der dröhnende Schlachtruf „Hurra, hurra, hurra-ha-ha, Alemannia i s t da. Hurra, hurra, hurra-ha-ha, Alemannia w a r da“. Frei nach dem Motto: „Habt Ihr nun gesehen, wie’s geht?“

Feldhandball war populärer Sport

Etliche Jahre waren die Alemannen-Handballer in der Tat wie ein Schreckgespenst für ihre Gegner. Laufend Erfolge. 1951/52 Aufstieg in die Gauklasse, 1961 Aufstieg in die Landesliga, zwischendurch zwar immer wieder Nackenschläge, aber auch viel versprechende Siege der Jugendmannschaften wie 1959 der Sieg der A-Jugend um Klaus Leyendecker beim Jubiläumsturnier in Neheim, wo Südwestfalenmeister Haspe, Industriemeister Hörde, und Mittelrheinmeister Leverkusen bezwungen wurden. Reinhold Mertens war mit 29 Treffern Torschützenkönig des Turniers.

Feldhandball war in den Nachkriegsjahren auf dem Höhepunkt, war außerordentlich populär. Von 1967 bis 1973 gab es in den Sommerspielzeiten eine Feldhandball-Bundesliga. Die Alemannia hatte nicht selten 1000 Zuschauer bei ihren Sonntagsspielen am Walram-Gymnasium. Länderspiele 1953 und 1954 in Augsburg gegen Österreich und Schweden lockten sogar 35 000 und 40 000 Zuschauer an. 1959 im Spiel zwischen Bundesrepublik und DDR strömten 93 000 Zuschauer ins Leipziger Zentralstadion. Doch staunen macht 1936, als 100 000 Menschen in Berlin das Endspiel gegen Österreich miterlebten und Deutschland die Goldmedaille errang. Es war das erste und einzige Mal, dass Feldhandball olympisch war.

Abwerbung macht 1968 alles kaputt

Wie auch in anderen Sportarten, werfen Konkurrenten begehrliche Blicke auf gute Spieler, auch auf die von Alemannia Menden. Abwerben nennt man das. Einige Spieler wechselten zu anderen Vereinen. Der offizielle Spielbetrieb litt so stark darunter, dass die Alemannen ihn 1968 einstellte.

Einige Jahre, seit 1964, lief parallel zum Feldhandball, so hält Heinz Mertens in seinen Aufzeichnungen fest, der Spielbetrieb im Hallenhandball. Die ersten Sporthallen gab es demnach in Westhofen (Betonboden) und in Westig (sehr klein). Die erste Sporthalle in Menden für den Trainings- und Spielbetrieb gab es ab 1964 in der Realschule.

Abhängigkeit vom Wetter war der tiefere Grund für den Niedergang des Feldhandballs. Die Verlegung des Handballsports in die Halle hatte auch den Vorteil, dass man auf einem ebenen Bodenbelag und zu jeder Jahreszeit spielen konnte. 1973 war bundesweit Schluss mit Feldhandball, es begann der Siegeszug des Hallenhandballs.

Neuer Großverein mit 3000 Mitgliedern

Es gibt eine Reihe einschneidender Jahreszahlen:

1970 Abriss der Badeanstalt mit Turnhalle (ehemals Kaiser-Wilhelm-Bad) und Baubeginn der Walram-Dreifach-Sporthalle. Die noch verbliebenen Alemannen-Handball-Senioren zogen unter Leitung von Bruno Wessel in die Turnhalle Wilhelmschule.

1972 Fertigstellung der Walram-Sporthalle, Einweihung am 21. Dezember. Zuvor am 22. August 1972, so die akribische Aufzeichnung von Heinz Mertens, Gründung einer Spielgemeinschaft im Handball zwischen Menden 09 und MTV Jahn Menden. Vorsitzender Willi Große-Benne, Trainer Gerhard Fusch.

Am 1. Januar 1973 Gründung des Sportvereins Menden 1864 e.V. Der umfasste nach und nach die zehn Abteilungen Turnen, Handball, Judo, Leichtathletik, Boxen, Basketball, Volleyball, Tanzen, Tennis und Tischtennis. Der Großverein zählte 3000 Mitglieder. Alfons Heinl wurde 1. Vorsitzender.

Fußballer 1973 in Fusionmit SuS 09

Auf dem Alemannen-Platz trainierten auch die Schüler der Alemannen-Fußballer. In Aufzeichnungen fand ich folgende Formulierung: „Nach anfänglichen zaghaften Versuchen konnte sich die Fußball-Abteilung unter Phillip Gerold immer mehr festigen und weiter entwickeln. Durch eine breit angelegte Jugendarbeit, unermüdlich gefördert durch die Sportkameraden Alfons Messy und Walter Flach, gelang es bald, eine starke Basis für die Seniorenabteilung zu schaffen.“ Die Senioren schafften es, über die Bezirksklasse bis in die Fußball-Landesliga aufzusteigen. Ihr unermüdlicher Obmann war Josef Schäfer.

1973 wurde durch die Fusion von Alemannia Menden und dem SuS Menden 09 der heutige Ballsportverein BSV Menden gegründet.

In Menden noch zwei DJK-Vereine

Der DJK-Sportverband mit Alemannia Menden, der 1935 unter den Nazis verboten wurde, gründete sich 1947 unter dem Namen „Verband für Sportpflege in katholischer Gemeinschaft“ neu. In Menden halten mit DJK Grün Weiß und DJK Bösperde sowohl ein Fußball- als auch ein Handballverein die Erinnerung an die Deutsche Jugendkraft, DJK, hoch. Die DJK-Sportjugend ist Mitglied in der Deutschen Sportjugend.

Bundesweit sind im DJK-Sportverband mit Stand 2014 rund 1100 Vereine organisiert mit etwa 500 000 Mitgliedern.