Menden. . Die Stadtverwaltung untersucht nach der Putzmittel-Affäre die Vergabe bei der Mendener Pfingtkirmes. Die Verantwortliche wurde von der Aufgabe entbunden.
Die Stadtverwaltung Menden untersucht jetzt sämtliche erfolgten Platzvergaben an Schausteller für die kommende Pfingstkirmes auf ihre Plausibilität – und auch die Frage, ob das gesamte Verfahren womöglich neu aufzulegen ist. Dies geschieht, nachdem offenkundig dubiose Umstände von Vergaben ans Tageslicht kamen.
Arlt: Praxis grundsätzlich ändern
Wie berichtet, führten Beschwerden von Schaustellern dazu, dass der Verwaltungsvorstand einer für Vergaben verantwortlichen Mitarbeiterin des Ordnungsamtes in dieser Woche die Aufgabe entzog. Unter anderem soll sie als Mitentscheiderin über Standplätze für Karussells Schaustellern auch Putzmittel verkauft haben, die sie nebenberuflich vertreibt. Für WP-Anfragen dazu war die Frau am Donnerstag nicht erreichbar.
Laut Sebastian Arlt, Erster Beigeordneter der Stadt, wird die Prüfung aller bereits getroffenen Kirmes-Entscheidungen jetzt durch die Ordnungsamtsleitung und eine neu mit der Aufgabe betrauten Kollegin durchgeführt. Alle ausstehenden Entscheidungen würden unter Beteiligung eines dritten Kollegen getroffen. Auch bisher habe es bei Vergaben ein Vier-Augen-Prinzip gegeben, wobei die als Marktleiterin tätige Beschäftigte aber maßgeblichen Einfluss gehabt habe: Die Auswahl von Schaustellern auch durch Besichtigungen habe zu ihren Hauptaufgaben gezählt. Zu Fragen nach der Genehmigung ihrer Nebentätigkeit, Vergaben für andere Veranstaltungen sowie dienstrechtliche oder juristische Konsequenzen verwies Arlt jeweils auf die laufende Prüfung. Die erfolge „sehr ernsthaft“, da es um die berufliche Existenz eines Menschen gehen könne.
Die Verwaltung werde die jetzt aufgezeigte Problematik auch zum Anlass nehmen, die Vergabepraxis grundsätzlich neu zu gestalten, erklärte Arlt. Für die Pfingstkirmes 2016 werde es aber beim jetzt neu zusammengestellten Team bleiben. „Hier bliebe für neue Konzepte und die Debatten dazu aus meiner Sicht einfach zu wenig Zeit.“ Die beteiligten Schausteller bräuchten Planungssicherheit.
In der Schaustellerszene sorgt der WP-Bericht für Gesprächsstoff: Viele zeigen sich zufrieden, dass mit dem „Mendener Prinzip“ jetzt Schluss sei. Andere, die vom Umbau auf der Kirmes profitiert hatten, fürchten jetzt um ihre Standplätze.
Der Schwerter Schausteller Hans-Otto Schäfer hofft darauf, dass er bei einem neuen Vergabeverfahren wieder zum Zuge kommt. Er bietet an, sein Schlittenfahrt Fahrgeschäft American Swing aufzubauen. Das sei für Pfingsten noch frei: „Ich habe bis jetzt doch gar nicht daran glauben wollen, dass ich nicht in Menden dabei sein kann.“ Andere Schausteller haben schon anderswo Verpflichtungen.
Bürgermeister Martin Wächter hatte am Freitag Schaustellerpräsident Albert Ritter zu Gast. Das Gespräch sei schon lange vereinbart gewesen. Es sei auch nur am Rande um die Putzmittel-Affäre gegangen. „Wir haben darüber gesprochen, wie man zwischen Stadt und Schaustellern eine Gesprächskultur entwickeln kann. Wir wollen beispielsweise das Marketing verbessern.“ Der Schaustellerverband liefere interessante Ansätze.