Menden. .
Ein mittelalterlicher Wehrturm wird zum Kunst- und Geschichtsort: Am 25. November erfolgt die Übergabe von 47 Hexenschreinen der beiden Künstlerinnen Ulla Brockfeld und Dagmar Müller für die dauerhafte Ausstellung im Poenigeturm, der damit zu einem Ort des Erinnerns an eines der dunkelsten Kapitel der Mendener Vergangenheit wird.
Im Mai 2015 verstarb die Mendener Keramikkünstlerin Ulla Brockfeld im Hospiz Mutter Teresa in Letmathe. Sie hinterließ ein umfangreiches künstlerisches Werk. Von besonderer Bedeutung waren für sie die 47 Hexenschreine, die 1999/2000 als Projekt des FrauenKunstForums Südwestfalen e.V. mit dem Titel „Liebe an Unorten“ in einer Gemeinschaftsarbeit mit der Goldschmiedemeisterin Dagmar Müller aus Iserlohn entstanden.
Patenschaften
Durch Patenschaften von Bürgern wurde es nun möglich, dieses künstlerisch bedeutende Werk für die Stadt Menden zu erwerben und im Poenigeturm als Dauerausstellung zu zeigen (WP berichtete). Inzwischen haben alle 47 Schreine einen Paten gefunden. Im Gedenken an die Künstlerin Ulla Brockfeld wird am Mittwoch, 25.November, um 18 Uhr im Alten Ratssaal in der Dorte-Hilleke Bücherei die Ausstellung der Hexenschreine eröffnet. Hierzu sind alle interessierten Bürger herzlich eingeladen. Die Paten erhalten ihre Zertifikate, und es erfolgt eine Einführung in das bedeutende Kunstprojekt durch Museumsleiterin Jutta Törnig-Struck. Barbara Krafft und Karin Drolshagen lesen dazu Auszüge aus den Hexenprotokollen.
Anschließend besteht die Möglichkeit, in kleinen Gruppen (hierbei ist mit kurzen Wartezeiten zu rechnen) die Hexenschreine im Poenigeturm zu besichtigen. Die nächste Möglichkeit zur Besichtigung der Schreine besteht am Samstag, 5. Dezember, von 11 bis 12 Uhr; Führungen für Gruppen bis zu 15 Personen können zusätzlich nach Absprache gebucht werden.
Im Bann des Hexenwahns
In den Jahren 1628 - 32 geriet Menden in den Bann des Hexenwahns. Mehr als 100 unschuldige Menschen wurden gefoltert und hingerichtet. Die 47 Schreine der beiden Künstlerinnen beziehen sich in ihrer Ausgestaltung auf die Schilderungen in den Protokollen und tragen so in zeitgemäßer künstlerischer Form zur Aufarbeitung der lokalen historischen Ereignisse bei. Mit der Installation im Poenigeturm als ehemaligem Gefängnisturm wird ein authentischer Schauplatz zum Ort des Erinnerns und zum begehbaren Gesamtkunstwerk. Die Auseinandersetzung mit den schrecklichen Geschehnissen der Vergangenheit wird zu einem bewegenden Erlebnis.
Überraschend schnell fanden sich 47 Sponsoren bereit, das Projekt zu unterstützen. So führt das Leid der unschuldigen Opfer 385 Jahre später auf dem Weg über künstlerische Darstellung und bürgerschaftliches Engagement zu einer positiven Wendung, indem durch den Erwerb der Schreine die Hospizarbeit und zukünftige Kunstprojekte unterstützt werden.