Menden. .

Städtische Grünflächen gerieten bei der Tour unserer Sommer-Redaktion gleich mehrmals in die Kritik (wir berichteten). Anwohner beklagten nicht gemähte Wiesen und wucherndes Grün. Der städtische Ökologe Stefan Kostyra möchte anhand zweier von ihm betreuter Verkehrsgrünflächen auf deren Wert für die Natur aufmerksam machen. Er zeigt ökologisch gepflegte Grünflächen, die im Wechsel der Jahreszeiten nicht nur schön aussehen, sondern vor allem auch seltenen Wildblumen Raum und Insekten Nahrung bieten. Sie werden nur einmal im Jahr gemäht, damit die Samen ausreifen können und der Artenreichtum erhalten bleibt.

Blaue Wegwarten wiegen sich im Wind, die gelben Blüten des Hornklees blitzen in der Sommersonne, Schmetterlinge flattern von Blüte zu Blüte. An der Kreuzung Osterfeld/Heidestraße in Bösperde hat Stefan Kostyra vor Jahren, als die Kreuzung neu gestaltet wurde, eine Wildblumenfläche eingerichtet. Das Besondere: „Statt Mutterboden wurde als letzte Schicht mineralischer Boden aufgetragen“, erklärt er. „Die Wegwarte zum Beispiel wächst nur auf solch magerem Boden.“ Wildblumensamen von Schafgarbe, Flockenblume und Natternkopf wurden durch Schnittgut, das von einer anderen Wiese stammt, auf die kleine Verkehrsinsel aufgebracht. Ihre Blüten sorgen für bunte Farbtupfer. Und: „Hohlstängelige Arten wie die Flockenblume können auch Wildbienen als Wohnplatz dienen.“ Nach der Mahd im Spätsommer wird der Grünschnitt abtransportiert, um die Wiese mager zu halten. „Eine Verkehrsinsel muss nicht immer platt und grün sein“, ist Kostyra überzeugt.

Gefährdete Pflanzenarten

Szenenwechsel: An der Berliner Straße haben sich auf dem breiten Grünstreifen zwischen Fahrbahn und Fuß- und Radweg besonders Doldenblüher angesiedelt. „Gleich vier Arten auf einer kleinen Fläche“, erklärt der Ökologe. Eine der Vier, die kümmelblättrige Silge, zählt zu den gefährdeten Pflanzenarten. Sie steht auf der roten Liste. Auch der gemeine Ziest gilt als gefährdet. Mit seinen violetten Blüten ist er auf dem Grünstreifen zwischen den im Spätsommer inzwischen braun gewordenen Gräsern ebenfalls zu entdecken. „Hier in Menden wüsste ich nur insgesamt vier Bereiche, in denen der Ziest vorkommt.“

Ein Mendener Landwirt mäht einmal im Jahr die Wiese für die Stadt, nur einen schmalen Streifen entlang der Straße hält die Stadt ständig kurz. „Eine Blumenwiese hat einfach auch eine gewisse Höhe“, gibt Ökologe Kostyra zu bedenken. Aber würde sie häufiger gemäht, bevor die Samen ausgereift sind, verschwände auch die Artenvielfalt.