Menden.


Zahlen die Anlieferer von Wert- und Reststoffen am Mendener Bringhof womöglich zu viel? An der Unteren Promenade gibt es keine Waage, die zuverlässig überprüfbare Werte liefern würde, und genau dazu gab es zuletzt Beschwerden.

So erklärten zwei Handwerker gegenüber der WP, dass sie Bauschutt beim privaten Entsorger, der über eine Waage verfüge, deutlich günstiger loswurden. Die Gebühr an der Unteren Promenade sei wohl deshalb so hoch, weil sie allein auf Schätzungen beruht. Dabei sei der Bringhof doch quasi eine amtliche Institution. Tatsächlich ist die Stadt Menden eine von sieben Kommunen, die sich vor vielen Jahren im Zweckverband für Abfallbeseitigung, kurz ZfA, zusammenschlossen, um die Entsorgung für alle günstiger zu machen.

Die WP fragte nach – bei Gerd Meininghaus, dem ZfA-Geschäftsführer. Meininghaus erklärt die waagefreie Abschätzung so: „Wir sind in der Hauptsache für Privathaushalte da, nicht für Handwerksbetriebe. Wenn Sie aber als Privatmann Ihre Garage oder Ihren Keller ausräumen, wenn Sie tapeziert oder Ihren Garten umgekrempelt haben, dann packen Sie alles ins Auto und kommen zu uns.“ Wollte man am Bringhof dann den Mix aus gebührenpflichtigen und gebührenfreien Mitbringseln genau auswiegen, müsste das mehrfach passieren. „Da liegt ja der auseinandergenommene Fernsehschrank, der als Sperrmüll gebührenfrei ist, neben den Pfosten des Jägerzauns, der Entsorgungsgebühr kostet.“

Angst vor langen Wartezeiten

Alles auszuwiegen sei nicht nur unpraktisch: „Das wäre bei durchschnittlich 90 Fahrzeugen pro Öffnungstag ohne stundenlange Wartezeiten gar nicht umzusetzen, zumal nicht alle Anlieferer gleichmäßig kommen.“ Eine Ausweitung der Öffnungszeiten (siehe Infobox) könne hier zwar Entlastung bringen, sagte Meininghaus auf Nachfrage: „Aber das ist nicht unsere Entscheidung.“

Als nicht sachgerecht habe der ZfA die Methode verworfen, nach der Größe des Fahrzeugs abzurechnen. Es gebe Annahmestellen, die so vorgehen. Dort ist dann ein Van-Ladung teurer als ein Pkw-Kofferraum voller Reststoffe. Das mache die Abrechnung für den Kunden zwar nachvollziehbarer. „Aber wenn es gar nicht mehr darum geht, was an Material drin ist, dann liegt man gemessen an den Entsorgungskosten wirklich oft daneben.“

Das Abschätzen am Bringhof sei dagegen keineswegs zufalls- oder tagesformabhängig. In der Bewertung dessen, was ihnen unter die Augen kommt, seien die Beschäftigten des Bringhofs erfahren und treffsicher, erläutert Meininghaus. „Das trainieren wir auch.“

Dann fahren Autos oder Transporter mit einem zuvor tatsächlich genau abgewogenen Material-Mix vor, und die Hof-Kräfte müssen so nah wie möglich an die abzurechnende Menge kommen.

Hintergrund


Wer darf anliefern? Die Finanzierung der Bringhöfe erfolgt über die Abfallbeseitigungsgebühren der Bürger aus dem Zweckverbandsgebiet. Deshalb dürfen nur Abfälle u. Wertstoffe angeliefert werden, die in diesem Gebiet angefallen sind.


Wie viel darf angeliefert werden und zu welchen Kosten? Sämtliche Abfälle werden nur in haushaltsüblichen Mengen bis ein Kubikmeter oder 75 kg angenommen. Die Abschätzung der Menge wird von den Mitarbeitern vor Ort vorgenommen.


Kostenlos sind: Altpapier, Altglas, Leichtverpackungen, Grünabfälle, Sperrmüll, Elektrogeräte, Altkleider– und Schuhe, Styropor und Leuchtstoffröhren.


Pauschal 7,50 Euro kosten bei höchstens 75 Kilo: Bauschutt, Flachglas, Holz, Hausmüll und Kleinteile aus Entrümpelungen, Reifen ohne Felge (höchstens drei). Bei schweren Abfällen wie Bauschutt erfolgt die Mengenabschätzung nach Gewicht (höchstens 75 Kilo). Bei leichten Abfällen wie Styropor wird das Volumen als Bezugsgröße herangezogen (höchstens ein Kubikmeter).


Öffnungszeiten des Bringhofes Menden, Untere Promenade 16, Mo. 15-18, Di. 10-13, Do. 15-18, Fr. 15-18, Sa. 10-16 Uhr.