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Als Ordnungsamt und Polizei am Mittwoch letzter Woche die Unnaer Straße abriegelten, an die Türen aller Bewohner klopften und das Haus räumten, „da kam mir das vor, als wäre bei uns ein Verbrechen geschehen“, sagt Halil Küpeli. Tatsächlich sei der Einsatz wegen nicht beseitigter Brandschutzmängel erfolgt. Auch wenn ihnen keine Frist genannt worden sei: Halil und sein Vater Ahmet Küpeli räumen ein, dass zu viel Zeit ins Land ging, seit sie den Bauantrag zur Sanierung des Mehrfamilienhauses mit 15 Wohnungen gestellt hatten. Mitte Mai sei dann ein Brief mit der Ankündigung einer Kontrolle gekommen, die vorletzten Dienstag auch erfolgte. „Da war eine Brandschutztür zwar da, aber noch nicht eingebaut“, weitere Mängel noch nicht behoben. Doch Küpelis hätten sich nie träumen lassen, dafür tags darauf zum Ziel einer großangelegten Razzia zu werden.
Dass im Facebook jetzt vom „Horrorhaus“ die Rede ist, treffe ihn tief, sagt Halil Küpeli. „Wir wohnen doch selber hier“, auch sie lebten seit der Räumung bei Verwandten. Richtig sei, dass es Parteien gab, die wegen fehlender Hygiene und Mietschulden gekündigt waren. „Aber die blieben einfach. Da ist man als Vermieter trotz Anwalt erstmal machtlos.“
Dass sie Illegalen eine Bleibe geboten hätten, weisen die Küpelis von sich: „Jeder hier war angemeldet“, sagt Vater Ahmet. Und niemand sei gezwungen worden, hier zu wohnen. „Im Gegenteil: Die, die wir gern aus dem Haus gehabt hätten, durften ja erstmal bleiben.“
Ein Mieter, seit mehr als zehn Jahren im Haus, nennt den Einsatz „völlig unangemessen. Ich verstehe auch nicht, warum man das am Abend vor dem Feiertag macht und Leute in eine Schule ohne Duschen verfrachtet.“ Viele Nachbarn hätten Kinder und seien am Abend der Razzia nur deshalb nicht dagewesen, weil sie das lange Wochenende außer Haus bei ihren Familien verbrachten.
Aus Sicht der Stadtverwaltung heißt es gegenüber der WP: „Sobald alle Mängel beseitigt sind, wird das Haus wieder freigegeben.“ Dafür wollen die Küpelis jetzt schnellstmöglich sorgen: „Wir werden alles tun, was die Stadt vorgibt.“
Fraglich ist aber, ob alle vormaligen Bewohner wieder einziehen wollen und werden. Sebastian Arlt, Erster Beigeordneter der Stadt: „Etwa 20 Personen haben die kurzfristig eingerichteten Quartiere in der Nikolaus-Groß-Schule in Bösperde genutzt.“ Seit der Räumung am vorletzten Mittwoch sah sich die Stadt bei den Bösperdern im Wort, es soll bei einer Kurzzeitlösung bleiben. Arlt: „Wir hatten eine sehr konstruktive Zusammenarbeit mit der GBS. Trotz der Kürze der Zeit gibt es bereits abgeschlossene Mietverträge.“
Parallel würden derzeit alle Indizien zusammengetragen, die für das Jobcenter von Bedeutung sein könnten. Denn nach wie vor stehe der Verdacht im Raum, dass Sozialleistungen missbräuchlich genutzt worden sein könnten.