Menden. . Integration durchs Kicken: Mendener Flüchtlinge beweisen sich auf dem Bolzplatz. Die Stadt hat erstmalig einen gemeinsamen Fußballabend organisiert, bei dem Deutsche und Flüchtlinge gemeinsam spielen.
Die muskulösen Beine glänzen in der Abendsonne. Kone Sekoy beugt sich ganz tief herunter. Er streckt sich und dehnt sich. Der 21-Jährige ist hochkonzentriert. Er wechselt in den Liegestütz und dehnt weiter. Die Zuschauer auf dem Bolzplatz an der Joseph-Beierle-Straße hinter dem Heilig-Geist-Gymnasium staunen. Der junge Mann aus Mali wirkt, als stünde er gleich im Finale der Fußball-WM.
Die Flüchtlinge haben sich viel vorgenommen. Sie wollen beim Fußball beweisen, dass sie etwas können. Die Stadtverwaltung hat den Fußballabend zum ersten Mal organisiert. „Wir haben gemerkt, dass ganz viele junge Männer kicken wollen und können“, sagt der städtische Flüchtlingsbeauftragte Rüdiger Midasch. Vor dem Flüchtlingsheim an der Bischof-Henninghaus-Straße fliegen meist von morgens bis abends die Bälle. „Es gab die Idee, mal eine Mannschaft aufzubauen.“
Zum Auftakt gibt es ein kleines Turnier. Die Sportler Klaus Huckschlag und Peter Oelenberg haben die Fäden in der Hand. Die Betriebssportgemeinschaft der Stadtverwaltung ist dabei. Verkehrsplaner Andreas Nolte fließt der Schweiß von der Stirn. Er liefert sich ein Laufduell mit einem jungen Marokkaner. Auf dem Platz klatschen sich Deutsche und Flüchtlinge gegenseitig ab. Die Mannschaften am Spielfeldrand feuern die anderen Teams an. Ein Tor fällt. Die Spieler einer Mannschaft jubeln. Die Gegner fluchen. Fünf Minuten später ist es andersrum.
Keine Sortierung nach Nationalitäten
Die Teams sind bewusst nicht nach Nationen sortiert, um gar nicht erst Rivalitäten zu befeuern. „Klar, Emotionen sind immer dabei“, sagt Rüdiger Midasch. Er erwarte aber keine verstärkten Konflikte beim Fußball. Im Gegenteil: Der Sport soll etwas Abwechslung bieten, Zusammenhalt und Integration fördern. Alle wissen: Nichts ist in der Flüchtlingsarbeit schlimmer als ‘rumsitzen.
Hinter jedem Tor stecken menschliche Schicksale. Kone Sekoy ist seit einem Monat in Menden. Er kam aus Mali, gab Menschenschleppern Geld, damit sie ihn von Libyen im Boot über das Mittelmeer bringen. Der 21-Jährige strandete in Italien als einer der Menschen, die seit vielen Monaten fast täglich in der Tagesschau zu sehen sind. Immerhin: Er überlebte die Flucht über das Meer. „Ich bin alleine, ohne Familie“, sagt Kone. Er redet Französisch. Als der Reporter nicht mehr alles versteht, winkt er einen anderen Flüchtling zum Übersetzen heran. Die jungen Männer wissen sich untereinander zu helfen.
Mit Neugierde verfolgen auch Vertreter Mendener Fußball-Vereine das Geschehen. Es hat sich längst herumgesprochen, dass in den Flüchtlingen auch sportliche Talente schlummern. Für eine eigene Mannschaft wird es allerdings kaum reichen. „Die Fluktuation ist zu groß“, sagt Rüdiger Midasch. Ein Problem, das nur schwer zu lösen ist.