Lendringsen. .
Die ersten Wagen sind schon gepackt. Der Zirkus Ideal lässt gerade neue Plakate drucken. Auch die Leuchtreklame ist repariert. Nachdem die Schausteller fünf Monate lang die ehemalige Max-Becker-Kampfbahn in Lendringsen besetzt gehalten hatten, kündigen sie jetzt an: „Nächste Woche reisen wir ab.“
Viel Spielraum hatte die Stadtverwaltung den beiden Zirkusfamilien ohnehin nicht mehr eingeräumt. Das Ordnungsamt hatte dem fahrenden Volk bis Mitte des Monats eine Frist gesetzt, um abzureisen. „Wir gehen davon aus, dass sie der Aufforderung nachkommen“, sagt Stadtsprecher Manfred Bardtke.
Tierhalter-Genehmigung verlängert
Für die Behörden stellte sich die Frage, ob der Zirkus überhaupt noch lebensfähig ist. Wäre er es nicht, hätte die Stadt ausreichend Handhabe, den Betrieb zwangsaufzulösen und Tiere zu beschlagnahmen. Denkbar wäre auch, die Kinder in Pflegefamilien mit festem Wohnsitz unterzubringen.
Diese Szenarien sind aber vorerst vom Tisch. Der Märkische Kreis hat dem Zirkus die Genehmigung zur Tierhaltung verlängert. Dazu kommt, dass die Stadt im Moment davon ausgeht, dass der Zirkus tatsächlich wieder überlebensfähig sein könnte. Die Zirkusfamilien haben die Wagen gestrichen und technisch aufgemöbelt. Woher jetzt das Geld für die Investitionen stammt, bleibt offen.
Im Winter war der Zustand noch so, dass die Stadtverwaltung nicht mehr von einem funktionierenden Zirkusbetrieb ausgehen konnte. Die Familien waren nach einem erfolglosen Auftritt im Oktober 2014 zunächst mittellos neben dem Kress-Einkaufszentrum gestrandet und später in einer Nacht-und-Nebel-Aktion und gegen den Willen der Stadtverwaltung auf den brachliegenden Sportplatz umgezogen.
„Unser neuer Kassenwagen ist fertig“, sagt Zirkus-Chefin Janine Atsch. Der alte Wagen war im November ausgebrannt. Noch immer ermittelt der Staatsschutz die Hintergründe. Die Zirkusleute besorgten sich jetzt einen neuen Anhänger, sägten ein Fenster aus und pinselten die Wände an. Dabei hilft jetzt sogar eine Nachbarin des Sportplatzgeländes im Lendringser Westen. Künstlerin Violetta Mass pinselt neue lachende Clownsgesichter auf die Außenwände des Wagens. „Wir haben uns mit unseren Nachbarn verstanden“, sagt Janine Atsch. Es hatte während des Winters immer wieder Beschwerden über den Zirkus gegeben. Man wolle jetzt auf jeden Fall einen versöhnlichen Abschied, betonen die Zirkusbetreiber.
„Wir räumen hier alles wieder auf“, verspricht Milano Atsch. Der Zirkus will im Laufe der kommenden Woche „Richtung Hamburg“ durchstarten. Es gebe schon vier Stationen für die Sommertournee, sagt Atsch. Auch die Auftrittsgenehmigungen lägen bereits vor. Ob der Zirkus wieder nach Menden zurückkommt, lässt Milano Atsch im Moment noch offen.