Platte Heide. .

Die Zahl der Mendener Hausärzte wird in den nächsten Jahren rapide sinken. Der Nachwuchs auf dem Land fehlt. Die WP hat kürzlich die Zahlen hierzu veröffentlicht. Umso erfreulicher, wenn eine angehende Medizinerin voller Überzeugung sagt: „Ich möchte Hausärztin werden.“ Seit gut zwei Wochen arbeitet Surega Mohan in der Praxis des Allgemeinmediziners Thomas Tillmann. Die Praxis des Mendeners ist seit dem Jahr 2000 Lehrpraxis der Ruhr-Universität Bochum.

Die theoretische Ausbildung hat die junge Frau bereits abgeschlossen, derzeit absolviert sie im letzten Studienjahr das so genannte praktische Jahr. Vier Monate davon verbringt sie in der Hausarztpraxis auf Platte Heide. Nach ihrem Examen möchte Surega Mohan gerne die Facharztausbildung zur Allgemeinmedizinern beginnen, um als Hausärztin zu arbeiten.

Die junge Frau hat in Bochum studiert, lebt jetzt in Schwerte und kann sich gut vorstellen, sich in einer ländlichen Gegend als Hausärztin niederzulassen. „Es ist die Neugier auf den Menschen“, erläutert Surega Mohan (geb. Selvaretnam) ihre Motivation. Sie will nicht nur die Krankheit eines Patienten, nicht nur seine Symptome sehen, sondern den ganzen Menschen im Blick haben, betont die 26-Jährige. Hinzu komme, dass sie als Hausärztin – anders als im Krankenhaus – keine Nachtdienste machen müsse: „Die Arbeit ist familienfreundlicher und man kann seine Freizeit besser planen“, hebt sie die Vorzüge hervor.

In der Sprechstunde von Thomas Tillmann ist Surega Mohan derzeit immer mit dabei. „Wenn ein Patient das nicht möchte, dann respektieren wir das natürlich“, sagt Thomas Tillmann. „Die meisten haben aber gar kein Problem damit.“ Denn nur so könne die junge Kollegin zahlreiche Dinge lernen, die nicht im Lehrbuch stehen. Als Hausarzt sei er oft auf der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. „Es gibt Signale, die stehen in keinem Lehrbuch“, berichtet Thomas Tillmann. Das Gespür hierfür will er seiner jungen Kollegin vermitteln.

In den hausärztlichen Praxen gebe es seit einiger Zeit eine wachsende Zahl von Patienten mit psychischen Problemen, hat Thomas Tillmann festgestellt: „Die psychosomatischen Belastungen nehmen zu.“ Und so werde der Faktor Zeit immer wichtiger. Gerade das reizt Surega Mohan: „Im Klinikalltag gibt es oft einen großen Durchlauf von Patienten“, so ihre Erfahrung. „Hinzu kommt viel Schreibarbeit.“ Als Hausärztin, so hofft sie, habe sie dann mehr Zeit für den einzelnen Patienten, könne ihn und seine Familie über viele Jahre begleiten.

Wie das geht, schaut sie sich im Moment bei Thomas Tillmann ab. „Es ist mir bei jedem Patienten wichtig, den Familienzusammenhang im Hinterkopf zu haben“, erklärt der Allgemeinmediziner. „Das nennen wir gelebte Anamnese.“ Und so können die Rückenschmerzen eben nicht nur mit der sitzenden Bürotätigkeit zu tun haben, sondern vielleicht auch mit einer psychosomatischen Belastung.

Voneinander lernen

Aber auch Thomas Tillmann lernt von seiner jungen Kollegin: „Alles, was man nicht ständig braucht, verblasst irgendwann wieder. Frau Mohan bringt die Theorie ganz frisch von der Uni mit.“ Da könne man natürlich voneinander lernen. „Im Gegenzug bringe ich die Erfahrungen mit ein. Es ist ein guter Austausch.“ Er wolle seiner jungen Kollegin einen umfassenden Blick auf den Beruf ermöglichen, „dazu gehören auch Hausbesuche und Verwaltungskram“. Immer in der Hoffnung, nicht nur Wissen und Erfahrung an die nächste Generation weiterzugeben, sondern auch die Freude an seinem Beruf.