Lendringsen. .

Hinter den Wagen stapelt sich Mist der Tiere. Der Anhänger hat Schieflage. Der Zirkus Ideal bietet ein erbärmliches Bild. Die Schausteller haben seit mittlerweile drei Monaten die alte Max-Becker-Kampfbahn in Lendringsen in Beschlag genommen. Jetzt kündigen die Zirkusleute an, nicht so schnell wieder abreisen zu wollen.

„Wir werden länger bleiben müssen“, sagt Zirkus-Miteigentümerin Janine Wagner auf Nachfrage der Redaktion. Das kleine Familienunternehmen sei gar nicht mehr in der Lage, weiterzureisen und noch Auftritte hinzulegen. „Wir haben das wichtigste Material verloren“, erklärt die Chefin.

Ausrüstung verbrannte im Wagen

Ende November hatte ein Kassenwagen gebrannt. Das Fahrzeug stand auf einem kleinen Parkplatz etwa 300 Meter abseits des ehemaligen Sportplatzes. Bei dem Brand wurde auch ein wesentlicher Teil der Ausrüstung vernichtet. „Die Musikanlage ist abgebrannt. Wir haben keine Werbeplakate mehr“, sagt Wagner. „So können wir nicht mehr auftreten.“

Der Vorfall liegt seit mehr als zwei Monaten beim Staatsschutz in Hagen. Möglicherweise könnten DNA-Spuren Hinweise auf den Täter geben. „Die Untersuchung läuft noch“, sagt Staatsschutz-Leiter Matthias Stascheit. Weil der Sachschaden im Vergleich zu anderen Straftaten eher gering war und keine Person Ziel des Angriffs wurde, war die Untersuchung beim Landeskriminalamt in der Prioritätenliste weiter nach hinten gerückt.

Zirkus eckt bei Nachbarn an

Der Zirkus hatte Ende Oktober 2014 zunächst auf einer Wiese neben dem Kress-Modecenter sein Lager aufgeschlagen. Den Familien Atsch und Melano war – nicht zum ersten Mal – das Geld zur Weiterreise ausgegangen. Während sich die Stadtverwaltung um eine Lösung bemühte, den Zirkus zur Abreise zu bewegen, schafften die Schausteller Tatsachen und besetzten die verlassene Max-Becker-Kampfbahn. Hinter vorgehaltener Hand war schon damals die Rede davon, dass der Zirkus zu keinen Auftritten mehr in der Lage sei. Der Zirkus war unter anderen Namen auch schon in anderen Städten aufgefallen. Die Familien kassierten von einer Stadt auch eine Abreiseprämie.

Mittlerweile eckt das stehende Volk immer häufiger in der Nachbarschaft an. Anwohner klagen über bettelnde Kinder und Vandalismus rund um die dezimierten Zelte auf dem Sportplatz. Heute soll es zu einem weiteren klärenden Gespräch zwischen Stadtverwaltung und Zirkusleuten kommen.

Ihr Einkommen bestreiten die Zirkus-Familien im Moment über Sozialleistungen. „Wir erhalten wochenweise Obdachlosengeld“, sagt Janine Wagner. „Wir müssen uns jeden Montag melden.“ Der Finanzbedarf sei aber alleine dadurch nicht zu decken. „Für unsere Tiere gibt es kein Hartz IV“, erklärt die Zirkus-Chefin. Sie hoffe weiter auf Unterstützung.