Menden. .
„Zu vermieten“. Wer durch Mendens Innenstadt geht, kommt an Schildern mit dieser Aufschrift häufig vorbei. Etliche Ladenlokale stehen leer. Woran liegt das? Kaum jemand kennt die Situation so gut wie die heimischen Immobilienvermittler. Die WP hat Makler, die Objekte im Innenstadtbereich anbieten, nach den Ursachen für die Leerstände gefragt.
Immobilienmakler Michael Kreytenberg macht als eine Bremse im Vermietungsgeschäft den längeren Stillstand bei den Planungen des Nordwall-Centers aus: „Ich habe den Eindruck, dass viele in einer Lauerstellung sind und abwarten, was sich dort tut und welche Geschäfte dort kommen.“ Ähnlich sieht es sein Kollege Immobilienmakler Gerhard Dittrich: „Alle warten ab, was sich beim Nordwall-Center tut.“
Es gebe geteilte Meinungen, wie sich die Fertigstellung des Nordwall-Centers auf die Mendener Innenstadt auswirke: „Manche glauben, dass das Nordwall-Center alles kaputt macht“, weiß Gerhard Dittrich. „Das kann ich mir allerdings nicht vorstellen. Ich denke, dass die gesamte Innenstadt davon profitieren wird.“
Vom Nordwall-Center verspricht sich auch Michael Kreytenberg positive Signale für die Mendener Innenstadt: „Wie man am Centro Oberhausen oder auch an der Thier-Galerie Dortmund sieht, ist den Kunden einfach auch das Einkaufserlebnis wichtig.“ Er könne sich vorstellen, dass das Nordwall-Center dieses Einkaufserlebnis zumindest im Kleinformat nach Menden bringe. Im günstigsten Fall würden dann auch andere Geschäfte in der Innenstadt hiervon profitieren.
Kundenfrequenz zurückgegangen
Auch Immobilienvermittlerin Andrea Hoffmann erhofft sich vom Nordwall-Center „einen Schub für Menden. Das ist sicherlich eine Bereicherung.“ Insgesamt sei bei Vermittlungsgesprächen das Nordwall-Center aber in der Regel kein großes Thema, so ihre Erfahrung.
Als weitere Vermietungsbremse sieht Michael Kreytenberg, dass die Einwohnerzahl von einst knapp 60 000 auf rund 54 000 gesunken sei: „Die Kundenfrequenz ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen, da fehlt natürlich auch die Kaufkraft.“
Kreytenberg hofft auf mehr Einzelhändler, die hier den Sprung in die Selbstständigkeit wagen: „Sonst bekommt Menden eine uniformierte Innenstadt, die sich kaum von Neheim, Unna und anderen Städten in der Umgebung unterscheidet.“ Doch viele scheuen das Risiko der Selbstständigkeit, so seine Erfahrung.
Platz oft nicht ausreichend
Die Alternative sind große Ketten als Mieter. Doch da ist dann oft der Platz der Ladenlokale nicht ausreichend: „Die wollen mehr Fläche als wir in der Innenstadt haben“, weiß Michael Kreytenberg. „Da müssten sich mehrere Hausbesitzer zusammentun und gemeinsam vermieten. Das passiert aber leider nicht.“ Ohnehin seien für viele Ketten erst Städte mit mehr als 100 000 Einwohnern interessant. Ähnliche Erfahrungen hat auch Andrea Hoffmann gemacht: „Für kleinere Einzelhändler ist das Platzangebot adäquat. Aber für größere Läden haben wir in Menden oft nicht das Platzpotenzial.“
Hohe Mieten sind nach Kreytenbergs Einschätzung keine Ursache der Leerstände: „Die Höhe der Mieten ist in Ordnung. Die Eigentümer sind ja auch verhandlungsbereit.“ Das sieht auch Gerhard Dittrich so: „Die meisten Vermieter haben auf die Situation reagiert und sind bereit, mit den Mieten runterzugehen.“ Und auch Andrea Hoffmann hat die Erfahrung gemacht, dass die Eigentümer kompromissbereit seien: „Manche waren es früher nicht, die sind heute in der Insolvenz.“