Letmathe. Rein in die Wanderschuhe und schon kann es losgehen: So wandern Sie in der fröhlichen Gemeinschaft mit dem SGV Letmathe in den Frühling.
Was früher als angestaubt und altmodisch galt, ist zum Trendsport geworden: Wandern boomt. Laut einer Umfrage war es die beliebteste sportliche Freizeitaktivität der Bundesbürger im Jahr 2023. Gefolgt vom Besuch im Fitnessstudio und Joggen auf Platz drei. In der Lennestadt hält die Letmather Abteilung des Sauerländischen Gebirgsvereins (SGV) die Wanderfahne oben. Die Abteilung hat rund 250 Mitglieder, davon sind 40 bis 50 aktive Wanderer, die sonntags bei den jährlich bis zu 50 geführten Wanderungen mitgehen.
Der Altersdurchschnitt liege zwischen 55 und 85 Jahren, meint Inge Siegismund, Vorsitzende und stellvertretende Wanderwartin. Das heiße aber nicht, dass jüngere Menschen nicht jederzeit willkommen seien: „Bei uns kann jeder mitwandern. Niemand muss Angst vor dem ersten Mal haben, denn der Langsamste bestimmt das Tempo – wir lassen niemanden allein im Wald zurück“, sagt die Vorsitzende.
Die Wanderbewegung hat im Sauerland eine lange Tradition: 1891 wurde in Hagen der Hauptverein des SGV gegründet. Ziel war es, neben dem Wandern die Geselligkeit zu pflegen und die Erschließung der Region zu fördern. Mit der Bewegung an der frischen Luft sollten die Fabrikarbeiter etwas für ihre Gesundheit tun, ihre Arbeitskraft erhalten beziehungsweise stärken und gleichzeitig Entspannung in der Natur finden. 1891 wurde im Hotel „Zur Post“ die Letmather Sektion gegründet.
Mehr aus Iserlohn, Hemer und Letmathe
- Letmathe: Der Verkehr rollt durch den Doppel-Kreisel
- Unter Tränen: So lief der Abschied von Italien
- Schützenfest in Iserlohn: Das müssen Besucher wissen
Die Gründerväter und -mütter machten sich schnell daran, einige Wanderwege auszuzeichnen und mit Wegweisern zu versehen: Ein Weg führte damals entlang der Lenne zur Ossenkämpe und nach Hohenlimburg, ein anderer vom Alten Markt über die Schwerter Chaussee und den Fürstenhofweg (Siepenpad) zum Schälk. Außerdem wurde eine Route über den Humpfertturm ins Hasselbachtal ausgewiesen. 2023 feierte die Abteilung das 70-jährige Bestehen des SGV-Heims an der Schwerter Straße, das auch für Feiern oder Veranstaltung vermietet wird und so zur Finanzierung des Vereinslebens beiträgt.
Auch wenn Wandern unter jungen Leuten angesagt ist, beim SGV werden es immer weniger, die jeden Sonntag mit dabei sind: „Heute wollen sich viele Menschen nicht mehr an einen Verein binden. Sie wollen losgehen, wenn es ihnen passt und sich sonntags nicht auch noch nach einer Uhrzeit richten“, erklärt Hüttenwart Wolfgang Brenner. Inge Siegismund ist schon immer viel gewandert, seit 13 Jahren ist sie beim SGV und schwärmt vom Wandern in der Gemeinschaft: „Das ist etwas ganz anderes, als wenn man alleine oder mit dem Partner unterwegs ist“, sagt sie. „Man findet immer jemanden, mit dem man ein nettes Gespräch führen kann, dadurch ergeben sich ganz neue Perspektiven aufs Leben.“ Außerdem lerne man durch die geführten Touren Regionen kennen, die man sich alleine niemals erwandert habe, ist Siegismund überzeugt. Aber natürlich sei es auch möglich, gemeinsam zu schweigen: „Dann bekommt man den Kopf frei und es relativiert sich, was vorher noch ein Problem war.“
Wanderführer planen die Tour und gehen diese vor
Beim SGV planen die Wanderführer die Touren zumeist mit Online-Karten und gehen diese mithilfe von modernen GPS-Wegweisegeräten zeitnah vor. So werde ausgeschlossen, dass ein Weg in der Realität, zum Beispiel aufgrund von Baumfällarbeiten, gesperrt sei, sagt Wolfgang Brenner. Das Wandertempo sei mit vier Kilometern Durchschnittsgeschwindigkeit in der Stunde moderat. „Es kommt darauf an, dass man seine körperliche Verfassung realistisch einschätzt“, sagt Siegismund, das gelte für jede Tour, ob mit Wanderführer oder ohne.
Es braucht nicht viel, um loszugehen
Ungeübte, die im Frühling in die neue Wandersaison starten wollen, sollten es langsam angehen lassen: „Einfache Spaziergänge reichen für Einsteiger völlig aus. Diese sollten dann von Mal zu Mal verlängert werden“, sagt Siegismund. Beim Letmather SGV sind die längsten Touren 20 Kilometer lang, das hängt aber auch vom Höhenunterschied der Tour ab. Die Ausrüstung ist bescheiden: „Außer ein paar guten Wanderschuhen, die man auch vorher einläuft, braucht man nicht viel, auch wenn die Werbung der Sportartikelfirmen dem Kunden etwas anderes suggeriert“, sagt Siegismund. Ein Rucksack, vielleicht eine Regenjacke – schon kann‘s losgehen. Ein Muss: ein Liter Wasser oder Schorle und ein Butterbrot. Von Sportgetränken und Sporternährung hält man beim SGV wenig, alles nicht nötig, finden Siegismund und Brenner.
Nach der Tour geht es für alle Teilnehmer ins SGV-Heim. Hier winken selbstgebackener Kuchen und Kaffee zur Belohnung. Auch für Gäste von außerhalb ist das SGV-Heim im Sommer an den Wochenenden zur Einkehr geöffnet. „Geselligkeit ist bei uns ganz wichtig“, sagt die Vorsitzende.
Eine Übersicht über die Touren finden Sie auf der Homepage, die Friedbert Poggel betreut, unter: www.sgv-letmathe.de