Siegen. .
Die sanierte Stadtmauer ist auch so schon eine Attraktion. Wenn sie beleuchtet ist, erst recht. Der Bereich unterhalb der Martinikirche am Kölner Tor ist der erste Abschnitt des historischen Gemäuers, der seit April von Grund auf erneuert und befestigt wurde. „Damit man sich nicht an den Anblick gewöhnt“, versprach Bürgermeister Steffen Mues eine „Überraschung, um die Sanierung auch in der Dunkelheit erlebbar zu machen.“ Durchaus ein majestätischer Anblick, wie die orange angestrahlte Martinikirche über der bunt beleuchteten Mauer thront.
Das Hauptproblem des alten Gemäuers war das Wurzelwerk der zahlreichen Pflanzen, die in den Fugen wucherten. „Manche Birken hatten locker 15 Zentimeter Durchmesser“, so Mues. Auch Sträucher, Efeu, Unkraut und die Statik insgesamt nagten an den Steinen. „Bei der Grundsanierung dieses Abschnitts wurden die Fugen tief ausgekratzt und die Wurzeln ausgemerzt“, so Stadtbaurat Michael Stojan. „Da wächst so schnell kein Busch mehr.“ 235 Tonnen Fugenmörtel sorgen für Haltbarkeit und Trockenheit im Gemäuer.
Feuchtigkeit drang nämlich hinter die Mauer, zwischen Bauwerk und felsigen Untergrund ein und sprengte einzelne Steine ab, die Mauer wurde vom Boden weggedrückt. An vielen Stellen der Oberstadt fangen Netze die Gefahr ab. „Nachdem die Zwischenräume neu verfugt und die Mauer in sich stabilisiert war, verankerte man das Bauwerk als Ganzes mit dem Fels“, erklärt Stojan. Bürgermeister Steffen Mues: „Über 2760 Injektionsbohrungen wurden in bis zu 1,50 Meter Tiefe getrieben und 135.000 Liter Mörtel verpresst.“
Ein Bollwerk mit Format
Eigentlich war die Sanierung erst für 2015/16 vorgesehen. Aufgrund der Gefährdung durch herabstürzende Steine und die besonders herausgehobene Lage des Mauerstücks konnte die Landesregierung aber überzeugt werden, die Baumaßnahme für diesen Abschnitt im Rahmen der Südwestfalen-Regionale und des Projekts „Siegen – zu neuen Ufern“ vorzuziehen. „Wenn wir erst in drei Jahren angefangen hätten, hätte das in der Zwischenzeit sanierte Pflaster der Kölner Straße sehr gelitten“, erklärt Baurat Stojan. Der Rest der Mauer ist, wie vorgesehen, in drei Jahren an der Reihe.
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Das Ergebnis kann sich sehen lassen. „Ein touristisches Highlight“, freut sich Michael Stojan, der gemeinsam mit einer Arbeitsgemeinschaft der Stadt die fast zwei Kilometer lange Mauer weiter historisch aufbereiten und das verschüttete Potenzial der Mauer freilegen möchte. So könnte etwa ein Wehrgang rekonstruiert werden. „Die Fertigstellung dieses ersten Abschnitts ist ein gutes Signal, wie die Mauer aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt werden kann“, so der Stadtbaurat. Vielen sei gar nicht bewusst, dass Siegen bezüglich Länge und Zustand des alten Bollwerks durchaus mit anderen, berühmteren Stadtmauer-Städten konkurrieren könne.
„Die Mauer erstrahlt in neuem Glanz und wird dazu beitragen, das Gesicht unserer Stadt nachhaltig zu prägen“, sagt Bürgermeister Mues. Nicht umsonst wurde die Sandstraße auf zwei Spuren eingeengt, um den Übergang in die Oberstadt zu erleichtern.