Elspe. .

Am Ende siegen die Guten. Aber bis Winnetou und Old Shatterhand nach zwei Stunden dem fiesen Gangster Ölprinz Grinley das Handwerk gelegt haben, gibt es viel Neues in Deutschlands Wilden Westen. Das Elspe Festival feierte am Samstag vor vollem Haus eine umjubelte Premiere und stellte einmal mehr unter Beweis, dass die Karl-May-Festspiele von ihrer Faszination nichts verloren haben.

Wohl auch, weil es dem Ensemble und der Regie (Jochen Bludau) immer wieder gelingt, ihr Stammpublikum mit neuen Schauspielern, Effekten und vielen kleinen, aber liebevollen Details in der 2. Mio. Euro teuren Action-Inszenierung zu überraschen. An dem sächselnden Sam Hawkens („Älsö”), gespielt von Marco Schiedt, gebürtig aus Weißenfels in Sachsen-Anhalt, hätte wahrscheinlich auch der gute alte Karl May seine helle Freude gehabt. Schiedt selber, der auch hochdeutsch sprechen kann, hatte vorgeschlagen, dem kauzigen Sam Hawkens den Sachsen-Slang in den Mund zu legen. Das Publikum dankte mit Szenenapplaus. Den konnte sich auch Katy Karrenbauer mit herrlicher Reibeisenstimme abholen, der die Rolle der resoluten Treckanführerin Rosalie Ebersbach auf den Leib geschrieben scheint. Bestnoten gab es auch für den lustigen Kantor, perfekt in Szene gesetzt von Markus Lürick. Nach dem Rücktritt von Benjamin Armbruster mimte Jean-Marc Birkholz zum ersten Mal den stolzen Apachenhäuptling.

Sein Vorgänger war voll des Lobes: „Jean hat ganz im Sinne der Regie agiert und die Größe Winnetous auf dem Punkt gebracht. Ich bin sicher, dass er noch besser wird” , so Benjamin Armbruster, der in der Inszenierung die Dialog-Regie übernommen hat und in einer Nebenrolle den Gangster Poller spielt.

25 Jahre lang war er der umjubelte Star, jetzt wird er jetzt vom Publikum ausgepfiffen. Für den sympathischen Schauspieler kein Problem und nicht das erste Mal. In einer Rolle am Stadttheater sei ihm das 1981 schon einmal passiert. Mit Pfiffen muss sich Meinolf Pape in der Rolle des Häuptlings Mokashi nicht auseinander setzen. Schon beim ersten Ritt erntete der 65-jährige authentische Vollblut-Indianer, der in diesem Jahr sein 50-jähriges Bühnenjubiläum feiert, fetten Beifall. Und wenn sich Pape später über die Freilichtbühne prügelt, inklusive Roller in den Zuschauerraum, brandet Szenenapplaus auf. Es war wie immer eine tolle Leistung.

Dass Ölprinz Rolf Schauerte ausgebuht wird, ist für den Elsper Schurken vom Dienst mehr Lob als Tadel: „Das zeigt, dass die Emotionen rüber kommen. Wenn das Publikum an der richtigen Stelle ruhig ist, wird der Spannungsbogen wahrgenommen”, so Schauerte.

Und er wurde wahrgenommen, sowohl bei den emotionalen Szenen, wenn zum Beispiel die Gangster eine Indianerfamilie umbringen als auch bei den vielen Action-Szenen, wenn ein Haus in die Luft fliegt oder der Ölprinz am Ende brennend mit 70000 Litern in die Tiefe rauscht.

Schon 9-mal stand der Ölprinz auf dem Spielplan, die Geschichte ist dem Elsper Stammpublikum nur zu gut bekannt. Ziel ist deshalb, die Qualität weiter zu steigern. Vor der Saison hat das Unternehmen 400000 Euro investiert, in die Infrastruktur, aber auch in neue Shows im Rahmenprogramm. Dressurshow, Stunt- und Pyrotechnikshow sowie Musikshow, alle drei sind sehenswert.

52- mal reiten die Elsper Cowboys und Rothäute bis zum 8. September über Europas größte Freilichtbühne in Elspe. Der Vorverkauf liegt auf Vorjahresniveau. „Wir rechnen mit etwa 200000 Zuschauern”, so Elspe Festivalsprecher Falk Al-Omari. Das bedeutet, die Vorstellungen sind mit je 4000 Zuschauern nahezu ausverkauft. Das ist nicht neu in Elspe.