Kreis Olpe. . Eine Gärtnerei im Kreis Olpe sucht eine ausgebildete Floristin mit Berufserfahrung, ein Autohaus benötigt einen Mitarbeiter mit „abgeschlossener Berufsausbildung“. Rund 80 Stellenangebote wie diese gibt es in der Region. Haken: Alles Minijobs und “nicht sozialversichert“, sagt DGB-Chef Keppeler.
Eine Gärtnerei im Kreis Olpe sucht eine ausgebildete Floristin mit Berufserfahrung, ein Autohaus benötigt einen Mitarbeiter mit „abgeschlossener Berufsausbildung“ und „zwingend sehr guten Kenntnissen in der Kfz-Elektrik/Kfz-Elektronik“. Rund 80 Stellenangebote wie diese gibt es im Großraum Olpe. Doch die Sache hat einen Haken: Wer die Arbeitspapiere unterschreibt, darf nicht krank und auch nicht alt werden, denn: „Minijobber sind nicht sozialversichert“, sagt DGB-Chef Georg Keppeler.
Der Kreis Olpe, der bereits als „Eldorado der Leiharbeit“ unrühmliche Schlagzeilen machte, spielt auch bei den Minijobs in der Oberliga: Nach den jüngsten Erhebungen der Fritz-Böckler-Stiftung liegt der Anteil der Minijobs an allen privatrechtlichen Beschäftigungsverhältnissen im Kreis Olpe bei 24,16 Prozent. Für Fast ein Viertel der Arbeitsstellen gilt also seit Anfang des Jahres eine Verdienstgrenze von 450 Euro. Dieses Limit, das vorher 400 Euro betrug, wurde von der Bundesregierung gegen die Stimmen der Opposition aufgestockt.
Bei den berufstätigen Frauen im Kreis Olpe liegt der Anteil der Minijobber bei 35,55 Prozent, bei den Männer sind es 14,86 Prozent.
Während die „geringfügig Beschäftigten“ keine Sozialbeiträge berappen müssen, werden für die Arbeitgeber pauschale Beiträge fällig: Sie zahlen 30 Prozent für Kranken- und Rentenversicherung sowie Steuern - ohne Auswirkung auf die fehlende Absicherung der Beschäftigten. Mit diesen Pauschalbeiträgen, so Georg Keppeler (Olpe), wolle der Gesetzgeber lediglich ein Ausufern der Minijob-Welle verhindern.
„Minijobs sind meiner Meinung nach grundsätzlich eine Flucht aus der Versicherungspflicht“, betont DGB-Chef Keppeler, der gleichzeitig als 1. Bevollmächtigter der IG-Metall-Verwaltungsstelle Olpe tätig ist. Dagegen, so Keppeler weiter, wirke sich jeder Euro, der in einem sozialversicherungspflichtigen Job verdient werde, positiv auf das deutsche Sozialabgaben- und Steuersystem aus.
Die seit 2013 geltende Neuregelung will die Versicherungspflicht von Minijobbern in der Rentenversicherung zur Regel machen. Die Beschäftigten sollen den Rentenbeitrag, den die Arbeitgeber zahlen, aus der eigenen Tasche mit bis zu 22 Euro aufstocken. Was dabei herauskommt, ist eine Rente, die nach 45 Jahren Minijob bei kümmerlichen 205 Euro liegt.
Mit seinen 24,16 Prozent Minijobs liegt der Kreis Olpe in Südwestfalen auf Rang drei. Spitzenreiter ist der Hochsauerlandkreis mit 26,52 Prozent, auf Platz zwei rangiert der Kreis Soest mit 24,74 Prozent. Mit 23,67 Prozent deutlich weniger Minijob-lastig ist der Kreis Siegen-Wittgenstein, während der Anteil der Minijobber an den privatrechtlichen Beschäftigungsverhältnisse im Märkischen Kreis nur 22,10 Prozent beträgt. Zum Vergleich: Köln kommt gerade einmal auf 18,99 Prozent.
Für die meisten „geringfügig Beschäftigen“ im Kreis Olpe ist der Minijob die einzige Berufstätigkeit. Nur ein Drittel übt den Minijob nebenberuflich aus.