Attendorn/Dortmund. . Das Thema „Schwarzgeld in der Schweiz“ war am letzten Donnerstag - auch ohne angekaufte Steuer-CDs durch das Finanzamt - Thema im Prozess gegen Rüdiger Höffken.
Das Thema „Schwarzgeld in der Schweiz“ war am letzten Donnerstag - auch ohne angekaufte Steuer-CDs durch das Finanzamt - Thema im Prozess gegen Rüdiger Höffken.
Unter der Überschrift „Lebenslauf“ streifte die große Wirtschaftsstrafkammer auch das 2008 abgeschlossene Verfahren wegen Steuerhinterziehung. Ziel der Transaktionen war es, Kapital in die Schweiz zu schaffen, durch das unter anderem das 5,5 Millionen DM teure Haus in Kampen auf Sylt finanziert worden ist. Die Vorgehensweise bezeichnete Richter Beumer als „etwas für Fortgeschrittene“:
In den späten 80er und 90 Jahre hatte Höffken die ersten Unternehmen in der Schweiz gegründet. Zu ihnen gehörte die Alumed, die für den Schweizer Markt Zubehörteile produzieren sollte, und die Atticus, eine Holding, unter deren Dach die Schweizer Firmen zusammengefasst waren. Die Alumed war eine 100-prozentige Tochter der Atticus, diese gehörte wiederum bis 1997 Rüdiger Höffken, danach seiner Ehefrau Monika. Eigentümer des Hauses auf Sylt war die Atticus.
Um Geld in die Schweiz zu transferieren, hatte sich ein ehemaliger Mitarbeiter von RH Alurad mit der Firma „Hepex“ selbstständig gemacht. Die Hepex hatte ihren Sitz zunächst in Herborn, später auf Wunsch von Rüdiger Höffken in Köln, weil er die Hoffnung hegte, dass er seine Ambitionen, ins Dreigestirn des Kölner Karnevals aufzusteigen, mit einer Wohnung in Köln würde untermauern können. Für die Hepex wurden die Räume faktisch nicht benötigt, weil der Mitarbeiter seine Geschäfte von Attendorn aus betrieb.
100 Prozent mehr
Und das sah so aus: Er kaufte Aluminium im Namen der Schweizer Alumed auf dem Weltmarkt. Die Alumed verkaufte das Aluminium dann mit einem saftigen Aufschlag (nach Recherchen unserer Zeitung 100 Prozent) an die Kölner Hepex. Die wiederum verkaufte das Aluminium mit einem weiteren Aufschlag (10 bis 15 Prozent) an eine Firma im Erzgebirge, die daraus die von RH Alurad benötigten Distanzscheiben bzw. Adapter produzierte. Damit das Unternehmen im Erzgebirge mitspielte und das weit überteuerte Rohmaterial kaufte, erhielt der Eigentümer ebenfalls seinen Schwarzgeld-Anteil an den in der Schweiz anfallenden Gewinnen. Er erledigte das Verfahren später durch eine Selbstanzeige.
Geschädigt wurde die Firma RH Alurad, die die Distanzscheiben bzw. Adapter zu weit überzogenen Preisen bezog. Das bestritt Höffken am Donnerstag vor Gericht allerdings. Nach seiner Aussage waren die so angelieferten Adapter immer noch billiger, als hätte man sie in Deutschland gekauft. Dass er aber genau wegen dieses Tatbestandes verurteilt worden ist, erklärte Höffken damit, dass er die Angelegenheit habe abschließen und aus der Öffentlichkeit kommen wollen: „Aus heutiger Sicht sicher ein Fehler, dass ich das Urteil akzeptiert habe.“
Ebenfalls eine Rolle im ersten Steuerverfahren spielten gefälschte Rechnungen. Bei RH Alurad hatte man Luftrechnungen auf gefälschten Briefköpfen von Kunden erstellt und das Geld auf Schwarzkonten überwiesen.
Laut Höffken waren mit diesem Geld polnische Arbeiter bezahlt worden. Teils für Sonderschichten, die sie in Deutschland fuhren, teils deshalb, weil im polnischen Betrieb bevorzugt an einem Freitag Werkzeuge kaputt gingen, die dann erst zu Beginn der nächsten Woche hätten repariert werden können. Der „Zufall“ wollte es aber, dass in aller Regel irgend jemand bereit war, diese Arbeit am Wochenende auszuführen - gegen Bares.
Nach Angaben eines ehemaligen leitenden Angestellten von RH Alurad wurde 60 bis 70 Prozent dieser Schwarzgelder für Polen eingesetzt, 30 bis 40 Prozent ließ sich Höffken privat auszahlen.
Das bestritt Rüdiger Höffken.