Lennestadt. Die Enten sind überall. Und zwingen uns zu einem neuen Blick auf die Kunstgeschichte. Der wird pfiffig inszeniert von der Künstlergruppe InterDuck. Die Duckomenta ist bis zum 13. Januar in den Sauerland-Pyramiden in Lennestadt-Meggen zu sehen. Eine sehr ungewöhnliche Ausstellung.

Mona Lisa hat einen Entenschnabel. Muss die Kulturgeschichte umgeschrieben werden? Die Künstlergruppe InterDuck meint: Ja. Seit 25 Jahren erschafft sie ein Paralleluniversum, in dem Enten die Hauptrolle spielen. Die Duckomenta ist bis zum 13. Januar in den Sauerland-Pyramiden in Lennestadt-Meggen zu sehen.

Es ist die ungewöhnlichste Ausstellung der Duckomenta, die je gezeigt wurde. Extra dafür hat das Team des Galileo-Parks eine Pyramide zu einer Marsstation umgebaut. Die Besucher betreten das Entenhausen im All durch eine Raumschleuse und beobachten durch Scheiben die gestrandete Dasa-Rakete (Duck Aeronautics and Space Administration), mit der die Duckonauten 1944 von Hollywood aus mitsamt ihren Kunstschätzen ins All gestartet waren.

Duckfretetes Brüste und die Trojanische Ente

Einige Tonnen Geröll musste Yvonne Hennecke vom Galileo-Park schleppen, um die Installation möglichst lebensecht zu gestalten. Es gibt viel zu entdecken, zum Beispiel Proviantkisten mit „Entenflott Kompott“ oder „Buerzel Glueck“. In der Krankenstation warten Moonboots und Raumanzüge auf Einsätze im Vakuum.

Und dann betreten wir die Bergungskammern: In einer schier überbordenden Fülle stapeln sich die geretteten Artefakte der Enten von der Mumie Dötzi über Duckfretetes Büste bis zur Trojanischen Ente. Die Künstlergruppe InterDuck hat hier ein Gesamtkunstwerk geschaffen, das stetig wächst. Die Idee dahinter: Die Enten haben sich Seite an Seite mit den Menschen auf der Erde entwickelt, eine Parallelwelt, die dem Homo sapiens völlig unbekannt geblieben ist und deren Entdeckung nun neue Sichtweisen auf die Kulturgeschichte ermöglicht.

Seit 25 Jahren Enten malen

Eckhart Bauer, emeritierter Professor der Kunstsoziologie, ist der Gründer der Gruppe. Angefangen hat das Projekt in den 1970er Jahren mit einer geschenkten Donald-Duck-Figur - natürlich. Inzwischen umfasst der Enten-Kosmos 400 Exponate, die bereits in den großen Museen Europas präsentiert wurden. Die ehemaligen Studenten sind heute hauptberuflich Grafiker, Illustratoren oder Professoren und arbeiten in ihrer Freizeit am Konzept ihrer alternativen Kunstgeschichte. So malt zum Beispiel Ommo Wille für die Duckomenta seit 25 Jahren Enten, und zwar mit unglaublicher Liebe zum Detail und auf höchstem Niveau.

Entenhausen ermöglicht nicht nur den Künstlern, sondern auch dem Publikum neue Blicke auf die Welt. Denn um die Meisterwerke der Kunstgeschichte ins Entische zu übersetzen, muss man sich intensiv mit den Originalen, ihrer Entstehungsgeschichte und den Menschen befassen, die in der Zeit lebten, als sie geschaffen wurden.

Von der Jungsteinzeit bis zur Moderne haben die Enten in allen Epochen ihre Spuren hinterlassen. Hinreißend sind die Begleittexte zu den Exponaten, zum Beispiel zur Duckfretete: „Fundort dieser Büste sind die Ruinen einer ägyptischen Bildhauerwerkstatt. Es handelt sich vermutlich um eine Darstellung Königin Duckfretetes, die bis heute als eine der schönsten Enten der Welt gilt.“ Oder zur Mona Lisa: „Es gibt keinen verlässlichen Nachweis, welche Person Leonardo da Vinci bei diesem Auftragswerk dargestellt hat. Die hier gezeigte Fassung wird dem Auftraggeber nie ausgehändigt. Bis zu Leonardos Tod 1519 bleibt das Gemälde in seinem Privatbesitz.“

Carl Spitzmaus & Co.

Wie die Weltinterpretation auf Entisch funktioniert, belegt das berühmte Biedermeier-Gemälde „Der Sonntagsspaziergang“: „Vom Familienleben der Enten ist wenig bekannt. Mit diesem Werk gönnt uns Carl Spitzmaus einen kleinen Einblick: Der Schulmeister Gottlieb Biedermauser quält hier Frau und Kinder möglicherweise mit kontemplativen Spaziergängen in brütender Sommerhitze.“

Für Besucher mit Interesse an Kunstgeschichte ebenso wie für Comic-Fans ist die Duckomenta eine vergnügliche und lehrreiche Entdeckungsreise sozusagen zum Schnabel der Welt. Die ironische Anspielung auf die reale Documenta und der faszinierende konzeptionelle Überbau befriedigen Spieltrieb und Neugierde ­gleichermaßen.

Ist das alles wahr oder doch nur ein modernes Märchen? Die Künstlergruppe InterDuck ist sich sicher: „In virtuellen Universen sind alle Geschichten wahr und diese Wesen real. Wesentliche Frage ist allerdings, was wissen wir bislang über Sie.“

Die Duckomenta in den Sauerland-Pyramiden: Ausstellung bis zum 13. Januar im Galileo-Park in Lennestadt-Meggen.