Attendorn / Lennestadt . Mit einer überraschenden Empfehlung an die Stadt Lennestadt würzte gestern Ludger Siebert, Leiter von Straßen NRW in Siegen, seinen Beitrag im Rahmen des 3. Fachgesprächs im Volksbankforum in Attendorn.

Mit einer überraschenden Empfehlung an die Stadt Lennestadt würzte gestern Ludger Siebert, Leiter von Straßen NRW in Siegen, seinen Beitrag im Rahmen des 3. Fachgesprächs im Volksbankforum in Attendorn.

Siebert empfiehlt Lennestadt, die Idee eine Querverbindung von Bonzel (B 55) nach Germaniahütte (B 236) aufzugreifen. Für rund 23 Millionen Euro ließe sich dieses Projekt inklusive eines „kleinen Tunnels“ realisieren.

Siebert war einer der Referenten, die auf Einladung von Dr. Matthias Heider (CDU) über die „zukünftige Finanzierung kommunaler Aufgaben“ sprachen. Die Botschaft des Siegener Straßenbauers: Konzentration auf wenige, aber machbare Projekte, weil die zur Verfügung stehenden Mittel eine Beschränkung erfordern. Dieses umso mehr, als sich die Region Südwestfalen beim Thema Straßenbau stark am Sanierungsbedarf der A 45 orientieren werden müsse: „Die geht uns in die Knie.“ Vor allem die Brücken seien ein Problem. Sie sind in den 60er Jahren gebaut und für ganz andere Lkw-Belastungen geplant worden als sie heute üblich sind.

Vor diesem Hintergrund sieht Siebert Projekte wie den teilweise dreispurigen Ausbau der L 512 (Olpe / Attendorn) und die L 517n (Krombacher Höhe / Rahrbacher Höhe für 40 Millionen Euro) kritisch.

Dass es ein Fehler sein kann, Straßenprojekte nur an den Kosten zu messen - dann wäre im Sauerland kaum noch eine Straße zu finanzieren - machte IHK-Hauptgeschäftsführer Franz-Josef Mockenhaupt deutlich: „Gesamtwirtschaftlich kann es teuerer sein, eine Straße nicht zu bauen als sie zu bauen.“ Er verwies auf das Beispiel eines Unternehmens in Kreuztal, das ernsthaft erwäge ein paar hundert Arbeitsplätze ins Ruhrgebiet zu verlegen, weil dessen Produkte kaum noch über das marode Straßennetz zu transportieren seien.

Dass auf den heimischen Landstraßen etwas passieren muss, beschrieb Landrat Frank Beckehoff. Er erinnerte an das Gutachten von Professor Jürgen Steinbrecher aus dem Jahr 2008, dass die Benachteiligung Südwestfalens beim Straßenbau in NRW beschreibt, weil die Bedeutung von Straßen an ihrer Belastung und nicht an ihrer Verbindungsfunktion gemessen werde. Schon 2008 seien die Straßen in Südwestfalen in einem deutlich schlechteren Zustand als im Landesdurchschnitt gewesen und daran habe sich bisher nichts verbessert. Im Gegenteil: „Wenn es so weiter geht, wird 2024 jeder sechste Kilometer auf einer Landstraße nicht mehr verkehrssicher sein.“