Olpe. „Wir sind das erste Kinderhospiz Deutschlands, das erste Jugendhospiz und das erste mit Zertifizierung“: Rüdiger Barth, Leiter des Olper Kinder- und Jugendhospizes „Balthasar“ war „ein bisschen stolz“, als er am Mittwoch das bundesweit erste Kinderhospiz-Siegel entgegen nahm.
Nach der Zertifizierung durch den TÜV Rheinland kann das Haus am Kimicker Berg in Olpe mit verlässlichen Qualitätsstandards punkten. Alle Abläufe in einem Kinderhospiz sind in einem Handbuch zusammengetragen worden, das fortan „als Muster für alle Kinderhospize dienen soll“, wie Sabine Kraft, Geschäftsführerin des Bundesverbandes Kinderhospiz, in Olpe betonte. Das vom Der Bundesverband verliehene Siegel gilt drei Jahre.
Die Schirmherrschaft über das Kinderhospiz-Siegel hat die FDP-Bundestagsabgeordnete Nicole Bracht-Bendt übernommen. „Die Palliativmedizin bei Kindern ist mir ein besonderes Anliegen“, erklärte die ehemalige Vorsitzende der interfraktionellen Kinderkommission des Deutschen Bundestages bei der Verleihung des Siegels. Im Olper Kinder- und Jugendhospiz „Balthasar“ erhielten nicht nur „todkranke Kinder Zuwendung“, sondern auch Eltern und Geschwister „werden aufgefangen“, so Bracht-Bendt. „Ich bin weiter bereit, mich für Sie einzusetzen“, versprach die FDP-Politikerin der Leitung der Olper Einrichtung.
Schwarze Schafe
„Wir machen das nicht, weil es Mode und weil es jeder macht, sondern weil es wichtig ist“, wies Hospiz-Leiter Rüdiger Barth auf die Bedeutung der Zertifizierung angesichts bedenklicher Auswüchse im bundesdeutschen Kinderhospizwesen hin. „Man muss genau hinsehen“, warnte er vor Initiativen, die Spenden sammeln, aber sonst nicht viel zu bieten haben. Barth: „Nicht überall, wo Kinderhospiz draufsteht, ist auch Kinderhospiz drin.“
Sabine Kraft, Geschäftsführerin des Bundesverbandes Kinderhospiz, teilte die Einschätzung des Olper Kinderhospiz-Leiters. Deshalb sei das neue Siegel so wichtig, betonte sie. Ausdrücklich dankte sie Rüdiger Barth für die „Vorreiterrolle“, die die Olper Einrichtung mit ihrer Zertifizierung übernommen habe.
Die in der Wirtschaft bekannte Zertifizierung nach ISO 9001 sei mit der Kinderhospiz-Zertifizierung nicht vergleichbar, stellte Dipl. Ing. Olaf Seiche heraus. Der Experte für die Prüfung und Zertifizierung von Servicequalität beim TÜV Rheinland: „Wir haben quasi aus der ISO 9001 einen eigenen Standard für hochwertige Kinderhospize entwickelt.“ Das neue Siegel solle die Öffentlichkeit auf die Arbeit der Kinderhospize aufmerksam machen und führe hoffentlich auch zu einer besseren finanziellen Ausstattung der Häuser.
Der nach wie vor vom Spendenaufkommen abhängigen Kassenlage der Kinderhospize gilt auch das Augenmerk von Sabine Kraft. Im Gespräch mit den politisch Verantwortlichen will der Bundesverband Kinderhospiz sich verstärkt für eine öffentliche Bezuschussung einsetzen. „Das Siegel wird eine Brücke zu weiteren Verbesserungen sein“, so Kraft am Mittwoch.
Auch Schirmherrin Nicole Bracht-Bendt ist der Überzeugung, dass in dieser Hinsicht auf der politischen Ebene noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. Wichtig sei jetzt, „auch die Kollegen“ für die Arbeit der Kinderhospize zu sensibilisieren.