Schürholz. .
Er wohnt bei seiner Schwester Margarete Schürholz - in der Schürholzer Straße 16 - im Dörfchen Schürholz. Doch sein Herz, das steht ihm während unseres Gespräches im Gesicht geschrieben, hängt an einem Ort - fast am anderen Ende der Welt: Südafrika. Die Rede ist von Pallottinerpater Werner Maiworm, der nach 53-jähriger Missionsarbeit in der Diözese Queenstown, in der früher der Rhoder Johannes Rosenthal Bischof war, in seine sauerländische Heimat zurückgekehrt ist.
Der heute 83-Jährige wurde von seinem Orden 1958 auf die 15 000 km lange Reise ins Ungewisse geschickt - weit weg von seiner Heimat Siebringhausen, wo er auf einem Bauernhof aufgewachsen war.
„Es war damals schon etwas schwierig für mich, alles zurück zu lassen, da meine Mutter schon sehr alt war“, erinnert sich der zurückhaltende Pater, dem immer mal wieder ein englischer Begriff in die deutschen Sätze rutscht. „Damals, da war noch alles im Aufbau, und die Idee der Apartheid herrschte vor.“ Den Schwarzen sei ganz bewusst jegliche Bildung vorenthalten worden, blickt Maiworm auf die politischen Verhältnisse zurück. Es habe Gebiete gegeben, in denen nur Weiße und solche, in denen nur Schwarze gelebt hätten. „Die Weißen machten nur fünf bis 10 Prozent der Bevölkerung aus, beanspruchten aber viel mehr Platz.“
Das habe sich grundlegend geändert: „Jetzt sind die Schwarzen oben.“ Doch die grundlegenden Probleme des Landes seien damit nicht gelöst: „Die Schwarzen bekommen die Positionen, die vorher ausnahmslos von Weißen eingenommen wurden. Aber viele besitzen noch nicht genügend Bildung, es fehlt die Qualifikation. Es gibt noch keine Schulpflicht, und viele Schwarze können das Schulgeld nicht aufbringen.“ Genau das könne einen wirtschaftlichen Aufbau des Landes erheblich bremsen.
„Schlafender Riese“
Maiworm: „Das geht nicht von heute auf morgen.“ Dennoch sei Südafrika vom Potenzial her ein „schlafender Riese“. Das liege u. a. an den reichhaltigen Bodenschätzen wie Gold, Uran und anderem wertvollen Gestein. Nicht verwunderlich: „Der Kampf um die Besitztümer ist dort jetzt in vollem Gange.“
Maiworm erzählt, wie sich auch die Missionsarbeit in den Jahrzehnten verändert habe. Von seiner Missionsstation in Stutterheim aus habe er als Stadtpfarrer in allen Teilen der Region gearbeitet - und Messen gelesen - auch in den landesüblichen Sprachen Africans, das dem niederdeutschen, also dem Sauerländer Platt ähnele, und Xhosa, der Sprache der Schwarzen. Das sei nicht immer leicht gewesen, irgendwie habe man immer einen Rest von Angst um Leib und Leben gehabt. Maiworm: „Man musste auch in der Kirche genau aufpassen, was man sagte, durfte die Menschen nicht vor den Kopf stoßen.“
Vor allem in den Zeiten des Umbruchs, während Mandelas erfolgreichem Kampf gegen die Apartheid, „galt ich eben erst einmal als Weißer, und dann erst als Priester.“
Wesentliche Pfeiler der Missionsarbeit sei neben der Seelsorge die schulische und handwerkliche Ausbildung der Schwarzen gewesen. „In Stutterheim haben wir Werkstätten aufgebaut“: eine Hostienbäckerei, eine Schreinerei, Druckerei und Kerzen-Manufaktur. Mit den Jahren habe es der Mission aber zunehmend an den finanziellen Mitteln gefehlt, alle Werkstätten aufrecht erhalten zu können.
Nachfolger ausgebildet
Dennoch, so berichtet Maiworm, gehe die Missionsarbeit weiter. Mit Anton Funani habe er einen jungen Einheimischen zu seinem Nachfolger ausgebildet. Und: „Wir haben ein Haus in Stutterheim kaufen können, in dem die Werkstattarbeit weiter geführt wird - mit einem Laden für Devotionalien.“ Dort würden u. a. selbst gemachte Kerzen angeboten und selbst gedruckte Kirchenbücher in der Landessprache Xhosa.
Mit Kerzen beschäftigt sich der „sauerländische Südafrikaner“ auch jetzt noch. In seinem Zimmer hat er eine kleine Werkstatt eingerichtet, in der er Kerzen kunstvoll verziert. Wenn er nicht gerade eine Messe in einem Drolshagener Dorf liest und Pfarrer Leber damit ein wenig hilft, bastelt er an den Kerzen in allen Größen. Wer für kirchliche und familiäre Anlässe etwas ganz Maßgeschneidertes sucht, kann sich an den Pater im Dörfchen Schürholz wenden - 02763/275 - und eine Kerze bestellen. Der Erlös, verspricht Maiworm, kommt zu 100 Prozent der Missionsarbeit zu gute. Dort natürlich, wo der 83-Jährige mehr als ein halbes Menschenleben gewirkt hat.