Attendorn/Kreis Olpe. .
Im vergangenen Winter kam es durch die hohen Schneelasten auf den Dächern zu etlichen Räumeinsätzen auf großen Flachdächern. Trotzdem kam es auch zu Einstürzen von Dächern.
Wer weiß schon genau, wie hoch die Schneelast auf seinem Dach wirklich ist? Kann man noch unbedenklich Leute zum Räumen auf ein Dach schicken, oder droht bereits der Einsturz? Und wie räumt man richtig?
Um schneller und kompetent Antworten auf diese Frage vor Ort geben zu können, hat das Technische Hilfswerk (THW) die Zahl seiner Schneelastmesstrupps erheblich ausgebaut. Ende November nahmen Guido Höffer, Fachberater für das THW im Führungsstab des Kreises Olpe, und Daniel Nicklisch vom THW Ortsverband Attendorn für den Geschäftsführerbereich Olpe an einer Schulung in Witten teil. Ihr dort erworbenes Wissen gaben sie jetzt mit Jörg Stumpf, Baufachberater beim Attendorner THW, an weitere Helfer weiter, so dass jetzt drei Viererteams als Schneelastmesstrupps zur Verfügung stehen.
Ihre Ausrüstung sieht auf den ersten Blick etwas provisorisch aus. Unterschiedlich lange Kunststoffrohre, wie man sie aus dem Baumarkt kennt, eine Küchenwaage, eine Messlatte, eine bunte Plastiktasche, Farbspray und, immerhin, ein Laptop. Der ist das Herzstück der Ausrüstung, die einer Metallkiste Platz findet.
„Wenn man die auf einem Dach lastende Schneelast ermitteln will“, erläutert Jörg Stumpf, „muss man zunächst mit Hilfe der Kunststoffrohre Schneeproben auf dem Dach ziehen.“ Das geschieht entweder mit Hilfe einer Drehleiter der Feuerwehr, oder ein THW-Helfer muss vorsichtig anderweitig auf das Dach klettern und mindestens drei Proben ziehen. Dann kommt die Küchenwaage zum Einsatz, mit deren Hilfe das Gewicht der Proben ermittelt wird.
Sie werden dann in die bunte Plastiktasche entleert, um die Zusammensetzung der Probe und damit der Schneeschicht auf dem Dach zu ermitteln. Auch diese erlaubt wichtige Rückschlüsse auf die reale Schneelast.
Die ermittelten Daten werden dann in dem Laptop, in dem umfangreiches Datenmaterial hinterlegt ist, in eine Excel-Tabelle eingegeben. Angefangen vom Leergewicht der einzelnen Messrohre bis hin zu den verschiedenen Schneelastzonen, in die ganz Deutschland eingeteilt ist, oder die regional gültigen Bauvorschriften, die der statischen Berechnung des Daches zugrunde liegt. Anhand des Datenmaterials zeigt das Programm an, wie sich die statische Situation darstellt, ob und welche Reserven das Dach hat.
Anhand von drei Feldern macht es deutlich, ob das Räumen des Daches durch private Kräfte möglich ist, oder ob nur noch eine Räumung durch Einsatzkräfte von THW oder Feuerwehr möglich ist, oder ob bereits akute Einsturzgefahr herrscht und niemand mehr auf das Dach darf.
Ist eine Räumung möglich, kann der zuständige Baufachberater einen Räumplan erstellen, nach dem der Einsatzleiter, „der stets die Entscheidung über einen Einsatz trifft“, so Guido Höffer, seine Kräfte vorgehen lässt. Hier gibt es einiges zu bedenken. Zunächst einmal: Wo sind vielleicht vom Schnee zugedeckte Lichtkuppeln und Blitzableiter auf dem Dach, die zu lebensgefährlichen Fallen werden können. Hier kommt die Farbdosen zum Einsatz, mit denen deren Positionen ebenso kenntlich gemacht werden wie die von Trägern oder Bindern, die das Dach tragen.
Denn es ist falsch, ein Räumkommando in einer geschlossenen Reihe nebeneinander über das Dach vorgehen zu lassen. Besser ist es, streifenweisefrei zu räumen.
Das alles wissen die Fachleute in den Schneelastmesstrupps des THW, die über die Rettungsleitstelle des Kreises oder von anderen Hilfsorganisationen wie die Feuerwehr, nicht aber von Privatpersonen angefordert werden können, wie Guido Höffer betont. Für ihn und seine Mitstreiter, herrschte am Wochenende bereits Alarmstufe I.