Elspe. .

Am Ende war es so wie immer. Begeisterter Applaus der rund 4000 Besucher für die Darsteller, der herzlichste für „Winnetou“, Wertschätzung und Dank des Elsper Publikums für eineinhalb Stunden beste Unterhaltung „Im Tal des Todes“ auf Europas größter Freilichtbühne.

400 Premierengäste hielten den Atem an. Foto: Volker Eberts
400 Premierengäste hielten den Atem an. Foto: Volker Eberts © WP

Premieren haben immer etwas Besonderes. Wer glaubt, nach 52 Jahren Karl-May-Festspiele in Elspe habe sich auch beim Auftakt in die neue Spielzeit Routine breit gemacht, der irrt. „Die Anspannung ist spürbar, nicht nur vor der Premiere, sondern vor jeder Vorstellung“, so Elspe-Festival-Geschäftsführer Rolf Schauerte, der in der Inszenierung mal wieder den Bösewicht, diesmal den Gangster „Roulin“, spielt.

Denn Unwägbarkeiten gibt es viele: Hält das Wetter, klappt die aufwendige Technik, haben Mensch und Tier keine Aussetzer?

Bange Sekunden bereits nach 10 Minuten. Ein Indianer der Marikopas fällt im forschen Galopp vom Pferd. Das Publikum hält den Atem an. Benommen schleicht der Gefallene von der Bühne. Mit Verdacht auf eine Gehirnerschütterung landet er später im Krankenhaus. „Gott sei Dank ist nichts Schlimmeres passiert“, so Rolf Schauerte.

Gelungene Premiere

Das ist live. Weitere „Pannen“ gab es aber nicht. Bis auf einen deftigen Schauer spielte das Wetter mit, Ton und Technik funktionierten vorzüglich, das Publikum war begeistert - eine gelungene Premiere.

„Soviel Schwung wie die Elsper müsste unsere Koalition in Berlin auch haben“, scherzte der Bundestagsabgeordneter Dr. Mathias Heider. Zumal es zwischen dem politischen Geschehen in Berlin und auf der Elsper Bühne durchaus Parallelen gibt. Ständig müssen sich Old Firehand und Winnetou auf neue brenzlige Situationen einstellen, um Roulin und der Newton-Bande das Handwerk zu legen, die Marikopa-Indianer auf die Seite der Guten zu ziehen, einen Siedler-Treck zu befreien, eine Missions-Station zu verteidigen, und, und, und...

Es war mächtig was los auf der Bühne, jede Menge Action und Stunts, galoppierende Reiter, ein Schiff, Feuerwerk, Eisenbahn- und Postkutschenverkehr, handfeste Schlägereien, aber auch ruhigere, atmosphärische Szenen, Wild-West-Romantik halt, dazwischen humorvolle Einlagen, unterm Strich eine sehr stimmige Inszenierung von Regisseur Jochen Bludau. „Ich glaube, es ist uns gelungen, die Grundstimmung und das Feeling aus Karl Mays Buch rüberzubringen. Das Publikum hat das gespürt. Das freut mich besonders“, so Rolf Schauerte.

Szenenapplaus

In der Tat, der berühmte Funke sprang über. Ebenso wie die Zündfunken der Pyrotechniker. Langen Szenenapplaus gab es, als in der Schlussszene der Vulkan ausbricht und der Schurke Roulin in den Lavafluten, bestehend aus 6000 Litern gefärbtes und gedicktes Wasser, umkommt.

Szenenapplaus gab es aber auch für die schauspielerischen Leistungen, besonders für Meinolf Pape als markanter Häuptling Peteh, für Detlef Heydorn als kauziger Sir David Lindsay, für Benjamin Armbruster als charismatischer Winnetou, Marc Birkholz als ehrlichen Westmann Old Firehand. Nach dem Schlussbeifall hatte das Publikum mehr erlebt als die Karl-May-Inszenierung. Das Beiprogramm mit zwei Shows in der Festivalhalle (Musik sowie Hundedressur u. BMX-Akrobatik) ist ebenfalls sehenswert. In der Action- und Stuntshow zeigen und erklären die Trainer, wie die 40 Pferde auf das Geknalle und Getöse in der Inszenierung vorbereitet werden. Der Besucher spürt hier, dass das reibungslose Zusammenspiel von Mensch und Tier auf der Bühne keine Selbstverständlichkeit ist und harte Probenarbeit dahinter steckt.

56-mal reiten die Elsper Cowboys und Indianer bis zum 5. September über die fast 100 Meter breite Freilicht-Bühne. 56-mal wird das Publikum dem Ensemble zujubeln und die Faszination der Elsper Karl-May-Festspiele spüren, die ungebrochen scheint. „Wir sind mit dem Vorverkauf sehr zufrieden, auch die kritischen WM-Wochenenden sind gut gebucht“, so Rolf Schauerte.