Drolshagen. In Drolshagen soll ein neuartiges Wohnquartier in exzellenter Lage entstehen. Doch wie wollen Drolshagener eigentlich wohnen? Junge Bürger erzählen.
Das Zuhause ist das Zentrum des Lebens. Ein Ort der Geborgenheit, der Sicherheit, des Wohlfühlens. Ein Rückzugsort für Familien, Paare oder Singles. Wie die Menschen wohnen möchten, unterliegt einem stetigen Wandel. Bedürfnisse, geprägt von gesellschaftlichen Entwicklungen, verändern sich. War einst das Einfamilienhaus mit viel Platz für die große Familie gefragt, geht der Trend immer mehr zu kleineren Wohnungen. In Drolshagen soll ein neues Wohnquartier entstehen. Doch was wünschen sich die Bürger? Unsere Zeitung war beim „Wohnen-Aktionstag“ auf dem Drolshagener Marktplatz dabei und hat sich umgehört.
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Auf der großen Wiese am Hang am Buscheid soll ein neues Wohnquartier entstehen. Nicht irgendeines – es soll zukunftsfähig sein, nachhaltig, innovativ und eben die Wünsche der Bürger erfüllen. Bürgermeister Uli Berghof ist mit weiteren Vertretern der Stadt heute anlässlich des „Wohnen-Aktionstages“ auf den Marktplatz gekommen, zusammen mit Prof. Dr. Andreas Knie, aus Büschergrund stammender Sozialwissenschaftler und Mobilitätsexperte aus Berlin, Christoph Hesse, Architekt aus Korbach, sowie Torsten Klafft und Roland Gruber von der „nonconform Ideenwerkstatt“ aus Wien. Gemeinsam und mit Förderung der Bundesumweltstiftung wird das neue Wohnquartier am Ortsrand von Drolshagen entwickelt. Am „Wohnwünschestand“ suchen sie den Dialog mit den Bürgern. „Wir wollen vor Ort lernen, was gebraucht wird“, bringt es Torsten Klafft auf den Punkt.
Wohnen in Drolshagen: Liebe zum Landleben
Jonas Demnig ist 19 Jahre alt und wohnt derzeit noch mit seinen Eltern in einem Einfamilienhaus in Germinghausen. Er ist einer der Menschen, die heute einen Blick auf den Projektentwurf zum neuen Wohnquartier werfen, die die Entwickler mitgebracht haben. „Wenn ich ausziehe, wünsche ich mir eine kleine Wohnung mit 60 bis 65 Quadratmetern“, erzählt er. „Gern mit Balkon.“ Der Entwurf für die Fläche am Hang am Buscheid besteht aus drei Wohneinheiten unterhalb der Bestandsbebauung. Diese drei Wohneinheiten bestehen aus mehreren Mehrfamilienhäusern, die nach dem Prinzip der Gemeinschaft aufgebaut sind. Es gibt Spielplätze zwischen den Häusern, Freizeit- und Sportflächen – und „transparente Willkommensorte“ in den Höfen, wie Christoph Hesse die gläsernen Bauten bezeichnet, die die Mehrfamilienhäuser verbindet. Für Jonas Demnig, der sich aktuell in einer Ausbildung als Fachkraft für Lagerlogistik befindet, könnte das eine Option sein. „Ich könnte mir auch eine WG vorstellen“, erzählt er. Für ihn steht fest: Ein Großstadtleben kommt nicht infrage. Er möchte in Drolshagen bleiben – irgendwann in einer eigenen Wohnung.
Rund 60 bis 70 „Wohnwünsche“ wurden bereits (digital) eingebracht. Von Barrierefreiheit ist dort zu lesen, von Nachhaltigkeit. Eigenheim spielt eine Rolle, aber auch Einkaufsmöglichkeiten in der Umgebung. Auffallend ist der Wunsch nach einer Wohnraumreduzierung, erzählt Roland Gruber. „Die Menschen wünschen sich statt des großen Hauses eine kleinere Wohnung“, sagt er und erläutert, dass es einige Einfamilienhäuser gibt, die – nach Auszug der Kinder beispielsweise – größtenteils leer stehen. Quantitativ müsste auch Drolshagen keine weiteren Wohnbauten planen – aber eben qualitativ, erklärt Bürgermeister Uli Berghof. Eben, um den (neuen) Bedürfnissen gerecht zu werden, um Paaren und Einzelpersonen ein geeignetes Zuhause – vor dem Hintergrund der Barrierefreiheit und energetischer Standards – bieten zu können, genauso wie der Großfamilie.
Wohnen in Drolshagen: 150 Quadratmeter allein wären zu viel
Eine von den Wünschestellern, die auf reduzierten Wohnraum aufmerksam machen, ist Gaby (62 Jahre alt). Sie wohnt derzeit mit ihrem Mann in einem 150 Quadratmeter großen Haus in Drolshagen. Und das ist auch schön, betont sie – nur die ungewisse Zukunft macht sie nachdenklich. Denn allein wäre ihr das Haus zu groß. „Ich würde dann sofort ausziehen und mir eine kleinere Wohnung suchen“, sagt die 62-Jährige und hofft, dass die Kinder mal ihr Elternhaus übernehmen.
Eine kleine Wohnung zentral in Drolshagen wünscht sich auch Kaino Mupupa. Die 33-Jährige stammt aus Namibia, lebt mittlerweile in Germinghausen. Die junge Frau, die in ihrer Heimat als Kindergärtnerin gearbeitet hat, macht gerade eine Ausbildung zur Krankenschwester. Eine Wohnung in zentraler Lage – am liebsten mit einem großen Garten – wäre für sie und ihren Ehemann ein Traum. „Ich liebe es, hier zu leben“, erzählt sie in englischer Sprache. „Ich möchte bleiben.“ Und zwar viel lieber in Drolshagen als in einer Großstadt. Die Mutter eines 13-jährigen Sohnes legt Wert auf eine gute, ruhige Umgebung für ihr Kind. Er soll ein eigenes Zimmer bekommen, ansonsten hat die junge Frau keine besonderen Wünsche. Und auch Sadro Pazouki, 18 Jahre alt, der zufällig vorbeikommt, wünscht sich eine schicke, kleine Wohnung mit Garten.
Zurück zum Wohnquartier am Hang am Buscheid. Ein Bauprojekt in Traum-Lage – die grüne Idylle soll auch bleiben. Die Kernidee ist eine Balance zwischen Bebauung und freien Flächen, Häusern aus nachhaltigen Materialien. Einen konkreten Projektplan gibt es noch nicht, einen Zeitplan ebensowenig. Doch die Vision soll nun konkretisiert werden. Unter www.drolshagen.de sind alle aufgerufen, ihre Wohnwünsche jetzt noch mit einzubringen.