Attendorn. Die Familie Luke schließt schweren Herzens nach 50 Jahren ihr Landhotel im kleinen Ort Roscheid. Bleiben wird das Restaurant – zumindest vorerst.
Der Landgasthof Roscheid, im kleinen Ort Roscheid (neun Häuser) bei Windhausen, ist bei Einheimischen und Urlaubern bekannt für seine Gastlichkeit und vor allen Dingen guten Küche. Darüber hinaus wurde auch seit dem Jahre 1972 ein Landhotel betrieben. Doch davon hat sich die Familie Luke jetzt getrennt. Bleiben wird das Restaurant mit 55 Sitzplätzen. Bei gutem Wetter steht auch die Terrasse mit weiteren 40 Sitzplätzen zur Verfügung.
Verheißungsvoll begann der Hotelbetrieb, den das damalige Besitzer-Ehepaar Gertrud und Nobert Luke (sen.) mit sechs Doppelzimmern vor über 50 Jahren begann. Durch die Fertigstellung der Biggetalsperre florierte der Tourismus, sodass man sich entschloss, im Jahre 1979 das Hotel auf insgesamt zwölf Doppelzimmer zu erweitern. „Damals waren es die sogenannten Sommerfrischler, die ein bis zwei Wochen bei uns zu Gast waren“, erzählt unserer Zeitung Beate Luke (62), die mit ihrem Mann Norbert Luke (66) die Inhaber sind. Zum Team gehört auch Tochter Katharina Luke-Pajurek (39). Die Besitzer resümieren über die fünf Jahrzehnte Hotelzeit, dass der erste Einbruch vor 20 bis 25 Jahren war. Norbert Luke konstatiert: „Die Ansprüche der Gäste haben sich geändert. Früher wurde ein Gästezimmer nach 15 Jahren saniert, heute ist das alle sieben bis acht Jahre notwendig.“
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Ein Großteil der Hotelgäste waren zuletzt in der Woche Geschäftsreisende. Doch hier kam Familie Luke ins Hintertreffen, denn die Internetversorgung in Roscheid ist gleich null. Die Deutsche Glasfaser hat zwar im Jahre 2022 ein Leerrohr bis zur Hausecke verlegt. Seitdem hat sich allerdings nichts weiter getan. „Zwei hiesige Firmen schickten uns keine Mitarbeiter mehr“, sagt Norbert Luke. Die Begründung war, dass man im Landhotel nicht mit dem Internet arbeiten kann und zum Beispiel der Mitarbeiter hier keine Möglichkeit hat, Zeichnungen herunterzuladen. „Letztendlich waren es mehrere Faktoren, die eine Rolle spielten, den Hotelbereich aufzugeben“, so die Inhaber.
Jetzt werden die Hotelzimmer in den oberen Etagen zu drei kleineren Wohnungen, zugeschnitten für zwei Personen, umgebaut. Die Umgestaltung erfolgt nach modernen Gesichtspunkten. Auch ein Balkon wird zur jeweiligen Wohnung gehören, damit die Mieter die schöne Natur genießen können. Der „Kleine Gesellschaftsraum“ und die dahinter liegenden Hotelzimmer im Erdgeschoss werden zu einer größeren Mietwohnung umgebaut.
Die guten Gerichte aus der Landküche können die Gäste noch bis maximal Ende 2025 genießen. Hier schränkt Norbert Luke – der erst Betriebsschlosser und dann Koch lernte und zudem die Hotelfachschule in Tegernsee absolvierte – ein: „Soweit die Gesundheit mitspielt“. Seine Frau Beate hat in Lieberhausen Hotelfachfrau gelernt und auch Tochter Katharina, die im Landgasthof als Angestellte arbeitet, machte nach der Ausbildung zur Außenhandelskorrespondentin, eine Ausbildung zur Hotelfachfrau im Hotel Platte, Niederhelden. Beate und Norbert Luke haben drei Kinder. Da stellt sich zwangsläufig die Frage einer Übernahme, die es allerdings nicht geben wird. „Die Lebensqualität muss man sich nicht nehmen lassen“, ist hier die konsequente Antwort von Norbert Luke.
Im Jahre 1601 gebaut
Aus den Annalen geht hervor, dass im Jahre 1601 ein „sehr kleines Kötter Gut“ gebaut wurde, das zum Kloster Ewig gehörte. Der Pächter sollte dort auf die Klosterwälder achten. Im Jahre 1893 wurde Hof Roscheid von Emmerich Luke gekauft. Er war bis dahin als Huf- und Wagenschmied in Petersburg tätig gewesen und betrieb dort auch eine Fuhrmannsschänke. Emmerich Luke ist der Urgroßvater des heutigen Inhabers Norbert Luke.
Aber die Gäste haben noch etliche Monate, um das Restaurant zu besuchen und sich kulinarisch verwöhnen zu lassen. Wenn eine helfende Hand benötigt wird, ist auch noch die 91-jährige Mutter Gertrud in der Küche aktiv. Bekannt ist der Landgasthof durch seine deftige Küche mit Potthucke und Wildgerichten. Das gehört zum Charakter des Hauses. Frisch zubereitete Gerichte sind das Markenzeichen des Landgasthofs. Das bedeutet zwangsläufig auch, viel Handarbeit. Eigentlich hat man immer schon – soweit möglich – regionale Produkte, unter anderem Wild und Rindfleisch, verarbeitet. Eine Angebotstafel am Eingang des Restaurants weist derzeit darauf hin, dass die Spargelzeit begonnen hat. Zu den saisonalen Angeboten gehören im Winter die weithin bekannten „Roscheider Schlachttage“. Am Nachmittag gibt es eine Kaffeetafel mit frischen Waffelvariationen, hausgemachtem Kuchen, Schnittchen und Suppen.