Gelslingen. Mucher Werl-Wallfahrer setzen Zeichen der Erinnerung im Gelslinger Forst. Kaiserlinde erinnert an verstorbenen Wallfahrtsleiter.
Kaffeeduft mitten im Wald: Mehrere Wanderer und Mountainbiker stutzten, als sie am Sonntag gegen Mittag eine Wegekreuzung im Wald bei Gelslingen passierten, denn wo sich üblicherweise Fuchs und Hase gute Nacht sagen, standen mehrere Autos, und ein gutes Dutzend Menschen war eifrig dabei, einen recht stolzen Baum in den Wald zu pflanzen. Samt Kaffee für die verdiente Pause. Die Siegburger Kennzeichen machten klar, dass es keine Einheimischen waren, doch Diakon Paul-Georg Bartscher, Heimatfreund Rudi Alterauge und Gerhard Schürholz verstärkten als Drolshagener den munteren Trupp, der eine besondere Beziehung zu Drolshagen hat. Es war eine Gruppe der Werl-Wallfahrer aus Much, die in diesem Jahr Jubiläum feiern, weil sie im Juli zum 250. Mal die Pilgertour von Much bis nach Werl auf sich nehmen. Drolshagen liegt an dieser Strecke, und seit 250 Jahren machen die Mucher hier alljährlich Station, essen zu Abend, schlafen hier und machen sich morgens nach einer Frühmesse weiter auf den Weg bis Sundern-Hagen und weiter zur „Trösterin der Betrübten“ in Werl.
Stefan Höller ist Brudermeister der Mucher Werl-Wallfahrer und „Chef“ der Truppe, die den sonntäglichen Ausflug absolviert. Er war es auch, der auf einer Vortour für die diesjährige Wallfahrt vor einigen Wochen den Frevel entdeckt hatte. Unbekannte Täter hatten eine Gebetsstele zerstört, hatten zwei metallene Schrifttafeln und ein Bronzerelief mit dem Mucher Kirchenpatron, dem Heiligen Martin von Tours, abgeschraubt und entwendet (wir berichteten). Nun ist er mit Verstärkung zurückgekommen, im Gepäck ein Schraubenschlüssel. Damit wird die geschändete Stele von ihrem Fundament gelöst und in den Transporter geladen, damit sie in Much wieder hergerichtet werden kann.
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Doch auch Spaten, Kreuzhacken und Schippen haben sie mitgebracht, denn der Arbeitseinsatz war lange vor der Freveltat geplant. „Unser Energieversorger hat Klimabäume gesponsert, und wir haben uns darum beworben“, so Stefan Höller, für den die jährliche Wallfahrt seit über 40 Jahren Teil seines Lebens ist. „Diese Stelle im Wald bei Drolshagen ist für uns seit jeher etwas Besonderes, weil wir dort bei jeder Wallfahrt unserer Toten gedenken. Deshalb war ja auch die Stele dort errichtet worden, die an den Drolshagener Pfarrer Udo Linke erinnert, der uns sehr, sehr verbunden war.“
Und nun soll der Baum an einen weiteren Menschen erinnern, der immer mit der Mucher Werl-Wallfahrt verbunden sein wird. Die Schilder sind schon fertig: „Preker-Linde“ wird einmal an der Kaiserlinde zu lesen sein. Pater Ralf Preker starb im vergangenen Jahr, und er war für die Mucher wie ein Freund. Der letzte Guardian der Franziskaner in Werl war viele Jahre Wallfahrtsleiter, zuvor übrigens sieben Jahre lang im seinerzeitigen Franziskanerkloster in Attendorn Noviziatsleiter, und war auch nach seinem Ausscheiden weiterhin eng mit den Mucher Pilgern im Kontakt. Als er Ende vergangenen Jahres nach kurzer Krankheit starb, war die Trauer in Much groß, und rasch wurde entschieden, dem Ordensmann ein bleibendes Denkmal zu setzen. Für Höller und seine Gefolgsleute war rasch klar: Da kommt nur Drolshagen in Frage.
An besagter Wegkreuzung kurz hinter Gelslingen machen die Mucher Pilger stets Halt, und früher wartete hier der damalige Drolshagener Pfarrer Udo Linke auf sie. Nach einem Gebet für die verstorbenen Mucher Pilgerinnen und Pilger setzen sie den Weg von hier bis zum Gerhardushaus in Drolshagen fort und beten dabei den Rosenkranz für die Verstorbenen.
Rasch war ein Loch für die stolze Linde ausgehoben, und samt stützendem Pfahl fand sie ihren neuen Standort im Gelslinger Forst. Entsprechende Schilder sollen schon bald an Pater Ralf Preker erinnern. Vorerst provisorisch informiert nun ein Hinweisschild mit dem WESTFALENPOST-Bericht über die Schändung der Stele über den derzeit etwas provisorischen Zustand des Glaubensorts mitten im Wald, doch spätestens am 4. Juli, wenn die Mucher Pilger auf ihrem hin und zurück 250 Kilometer weiten Pilgermarsch Station in Drolshagen machen, soll die Stele wieder, versehen mit neuen Schrifttafeln, an ihrem ursprünglichen Ort stehen und die vorbeiziehenden Pilger zum Gebet einladen.