Drolshagen-Berlinghausen. Erboste Festgäste riefen die Polizei nach lautstarken Äußerungen bei Karnevalsfeier. Nun ermittelt der Staatsschutz wegen Volksverhetzung

Ein Zwischenfall hat eine fröhliche Karnevalsfeier in Drolshagen-Berlinghausen am Samstag überschattet. Beim Showtanz einer Garde aus dem benachbarten Oberbergischen Kreis fiel ein 22-jähriger Partygast übel auf. Er tat offenbar das, was bereits auf zahlreichen anderen Festen in Deutschland vorgekommen ist: Der Refrain des Tanzliedes, dessen deutsche Übersetzung soviel wie „immer lieben“ oder „Liebe fürs Leben“ bedeutet, reimt sich ausgerechnet auf den Ausruf „Ausländer raus“, und genau das skandierte der junge Mann passend zur Melodie, sodass mehrere Gäste der Feier die Polizei riefen.

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Die Beamten verwiesen den jungen Mann des Platzes, und die Staatsanwaltschaft Siegen hat angeordnet, dass der Staatsschutz in Hagen die weiteren Ermittlungen übernimmt. Es soll geprüft werden, ob der Tatbestand der Volksverhetzung erfüllt worden ist, erklärte auf Anfrage unserer Redaktion der Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Siegen, Patrick Baron von Grotthuss. Dazu werden, so Polizeihauptkommissar Sebastian Hirschberg von der Pressestelle der Hagener Polizei, nun zeitnah Vernehmungen erfolgen.

Veranstalter der Feier waren der örtliche Schützen- und der Männergesangverein. Schützen-Chef Andreas Wigger ist fassungslos über den Vorfall. „Gottseidank haben das von über 200 Gästen vielleicht 40 überhaupt mitbekommen. Es ist ja laut in der Halle, und ich selbst habe die Rufe gar nicht gehört. Aber offenbar war es laut genug, dass sich andere so gestört fühlten, dass sie die Polizei geholt haben.“ Er ist erleichtert, dass der Zwischenfall nicht die ganze Feier gesprengt hat: „Die Beamten kamen, haben kurz Fragen gestellt und diesen offensichtlich spätpubertierenden Burschen mitgenommen. Wenn einer von uns Verantwortlichen es mitbekommen hätte, er wäre schneller vor der Tür gewesen als ihm lieb gewesen wäre“, hat Wigger Verständnis für die Reaktion der Gäste: „Gerade in heutigen Zeiten geht sowas gar nicht. Es ist wirklich schade, dass eine wirklich rundum schöne Feier durch sowas getrübt wird. Die Garde hat dieses Lied schon lange ausgesucht für ihren Showtanz, den sie ja lange vorher üben muss, und ist selbst total erschüttert, weil sowas wie bei uns wohl auch schon eine Woche bei einer anderen Veranstaltung passiert ist.“