Olpe/Altenhundem. GFO-Kliniken Südwestfalen: Teamansatz prägt die neue Führung der Klinik unter Dr. medic. Bogdan Alin Caba. Er kennt das Haus genau.
Seit einem Monat hat die Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik der GFO-Kliniken Südwestfalen einen neuen Chefarzt. Dabei ist Dr. medic. Bogdan Alin Caba so neu nicht, hat er doch bereits von 2011 bis 2019, zuletzt als Leitender Oberarzt, im Olper St.-Martinus-Hospital gearbeitet. Im Interview hat der Mediziner mit unserer Zeitung über seine Arbeit und die Klinik gesprochen. Dabei betonte er gleich zu Beginn, es sei eigentlich nachrangig, wer der Chef der Klinik sei – viel wichtiger sei das Team. Und daher hatte er, ungewöhnlich wie folgerichtig, gleich seine komplette Führungsmannschaft zum Interview mitgebracht. So fand das Gespräch in größerer Runde statt: Außer Dr. Caba nahmen auch Jana Burghaus, Dr. Daniela Chirica, Ottmar Griffel, Dr. Stephanie Kopitetzki, Dr. Alexandra Patcas, Simon Tump, Johanna Willmes, Doris Zindler und, per Video zugeschaltet aus dem St.-Josefs-Hospital in Altenhundem, Ltd. Oberärztin Nashwa Mousa an dem Gespräch teil.
Wir sitzen hier in einer für ein Interview ungewöhnlich großen Runde zusammen. Warum haben Sie Ihr Team mitgebracht?
Weil das ein wichtiges Signal an die Öffentlichkeit sein soll. Ein Dr. Caba kann immer nur so gut sein wie sein Team es ist, und ich möchte darstellen, was hier für ein junges, engagiertes Team arbeitet mit viel Energie und neuen Ideen und Ansätzen.
Obwohl das Team neu ist, kennen Sie sich zum Teil schon lange. Wie ist das möglich?
Als ich wusste, dass ich der neue Chefarzt werde, habe ich sofort damit begonnen, Leute zurückzugewinnen, die ich aus meiner ersten Zeit hier in Olpe kannte und schätzte. Und einige davon sind jetzt wieder hier. Jeder davon spielt eine wichtige Rolle, und wir haben es damit geschafft, ein wirklich gutes Team zusammenzustellen mit einer idealen Mischung aus erfahrenen Kräften und jungen Leuten mit neuen Ideen.
Sie haben das Olper Krankenhaus 2019 verlassen. Was war Ihr Beweggrund?
Ich wollte auf einem zusätzlichen Bein stehen, und das ist die Gerontopsychiatrie. Daher bin ich zum damaligen Kreisklinikum in Weidenau (heute: Klinikum Siegen, die Red.) gewechselt zu Dr. Heiko Ullrich und habe sehr viel auf diesem Gebiet gelernt und dann auch darin gearbeitet. Dieser Bereich ist hier bislang nicht etabliert, und das möchte ich unbedingt ändern.
Sie bauen ein Team aus Leuten auf, die Sie kennen. Was versprechen Sie sich davon?
Vor allem Verlässlichkeit und Kontinuität. Einer Psychiatrie tun häufige Wechsel und viel Fluktuation nicht gut. Die Patientinnen und Patienten brauchen Vertrauen, und da ist es sehr wichtig, wenn man ein Team hat, auf das man sich verlassen kann.
Was haben Sie mit der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik in nächster Zeit vor?
Ich allein – gar nichts. Hier bringen sich alle ein und entwickeln die Einrichtung weiter. Ein Ergebnis ist, dass wir uns in Sachen Demenz anders aufstellen. Bislang gibt es hier keine Diagnosestelle, wir werden eine Demenz-Ambulanz installieren. Dann werden wir uns weiter aufstellen in Sachen Suchtbehandlung. Da wird der Standort Lennestadt wohl sehr wichtig werden, das Ziel ist, dass wir die Patientinnen und Patienten komplett bei uns behandeln können. Dass wir zwei Standorte haben, ist dabei von Vorteil. Zum einen können spezielle Angebote vorgehalten werden, andererseits schaffen wir es, ortsnah Hilfe anbieten zu können. Es sind zwei Standorte, die sich ergänzen.
Als Sie Olpe verlassen haben, war das St.-Martinus-Hospital Teil der kleinen Hospitalgesellschaft Südwestfalen. Sie kamen zurück zu einer Klinik im großen Verbund der Gemeinnützigen Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO). Was hat das für Konsequenzen für Sie und Ihre Arbeit?
Das ist für uns hier eine große Chance. Im großen GFO-Verbund gibt es fünf Psychiatrien mit sechs Standorten. Das bedeutet: Wir können auf viel Know-how im Verbund zurückgreifen und müssen ganz oft das Rad nicht neu erfinden. Auch und besonders in Sachen Fortbildung haben wir nun ganz andere Möglichkeiten, sowohl für das medizinische wie das pflegerische Personal. GFO-Geschäftsführerin Dr. Barbara Florange ist besonders dafür da, die Psychiatrie im GFO-Verbund zu entwickeln.
Beim Kreis wurde eigens eine Kraft eingestellt, um junge Ärzte in den Kreis zu holen. Der Blick in Ihr Team lässt vermuten, dass Sie dort Tipps geben könnten. Wie schaffen Sie es, in so kurzer Zeit junge Ärztinnen und Ärzte nach Olpe zu holen?
Ich glaube, das liegt hauptsächlich am Team. Jedes Mitglied hat alle Freiheiten, mitzugestalten. Die GFO mit ihrem guten Ruf und ihrer Stabilität steht in unserem Rücken und steht für Sicherheit und Konstanz. Und dann ist es der Standort, der für viele Menschen attraktiver als eine Großstadt ist mit viel Lebensqualität und Nähe zur Natur. Mit dem Kreis werden wir enger als bisher kooperieren und versuchen, die Anwerbung von Ärzten gegenseitig anzuschieben.
Das St.-Martinus-Hospital steht vor einem großen Umbau. Was bedeutet das für Ihre Klinik?
In fünf Jahren wird hier ein ganz anderes Gebäude stehen mit ganz anderen Möglichkeiten. Was das genau für die Psychiatrie heißt, wissen wir noch nicht. Aber wir werden in jedem Fall viele Synergien mit anderen Abteilungen haben. Aber auch hier gilt: Ein noch so tolles neues Gebäude ohne gute Leute ist nur ein leeres Haus.
Häufig werden Klagen über lange Wartezeiten für psychiatrische Behandlungen laut. Was tun Sie dagegen?
Wir sind dabei, das Aufnahmemanagement zu überarbeiten. Dazu wollen wir sehr eng mit den Hausärzten kooperieren. Das könnte zum Beispiel über ein digitales Portal sein, und ganz wichtig ist für mich, dass wir uns nach dem Erstkontakt mit dem Patienten auch beim Hausarzt zurückmelden. Derzeit gibt es eine Warteliste bei Suchtproblemen, aber auch da sind wir dabei, das anzugehen.
Eine immer größere Rolle spielt das Thema Depression. Werden die Menschen häufiger depressiv oder sinkt die Hemmschwelle, darüber zu sprechen?
Beides. Wir leben in einer Zeit des Wandels, der Krisen, und die Gesellschaft ändert sich schneller, als der Mensch sich anpassen kann. Dadurch kommt es vermehrt zu Depressionen. Ein Beispiel ist die Corona-Krise: Da werden wir erst noch merken, was das Wegsperren den Kindern angetan hat. Andererseits ist das Thema Depression aber auch entstigmatisiert worden. Es ist gottseidank längst nicht mehr peinlich, anderen zu sagen, dass man in psychiatrischer Behandlung ist. Das senkt enorm die Hemmschwelle, wenn man weiß, dass beispielsweise der Nachbar seine Probleme hier in den Griff bekommen hat. Und auch hier ein Vorteil unserer beiden Standorte: Wer ein Problem damit hat, dass ihn jemand sieht, wenn er in Olpe in die Psychiatrische Klinik geht, der kann nach Altenhundem kommen oder umgekehrt.