Kreis Olpe. Die Zahl der Fälle im Kreis Olpe steigt. Schockanrufe sind weiterhin eine besonders perfide Betrugsmasche.
Die Maschen der Betrüger werden immer dreister. Ihrer Phantasie sind offenbar keine Grenzen gesetzt. Schamlos hauen sie ihre Mitmenschen übers Ohr. „Eine besonders perfide Betrugsmasche im Kreis Olpe ist weiterhin der sogenannte Schockanruf“, sagt Michael Meinerzhagen, bei der Kreispolizeibehörde Olpe zuständig für Kriminalitätsvorbeugung, Kriminalprävention und Seniorenprävention, im Gespräch mit unserer Redaktion.
Diese Anrufe seien eine Art von Betrug, bei denen die Täter durch bedrohliche oder einschüchternde Anrufe versuchen, ihre Opfer zu verunsichern und dazu zu bringen, Geld oder persönliche Informationen preiszugeben, so der Kriminalhauptkommissar: „Oft geben sie vor, dass ein Familienmitglied einen Verkehrsunfall verursacht habe oder sich in einer Notlage befinde. Diese Anrufe zielen darauf ab, das Opfer unter Druck zu setzen und zu einer schnellen Handlung zu bewegen.“ Wenn man einen solchen Anruf erhält, sei es wichtig, ruhig zu bleiben, keine persönlichen Informationen preiszugeben und die Polizei zu informieren.
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Dabei funktioniere diese Betrugsmasche nicht nur mit einem Anruf, sondern auch über digitale Plattformen wie E-Mails, soziale Medien oder Messenger-Dienste, berichtet Michael Meinerzhagen: „Im Kreis Olpe gab es zuletzt Erkenntnisse zu eingehenden Messenger-Nachrichten von Banken mit der Aufforderung, persönliche Daten zu aktualisieren und dabei eine TAN preiszugeben. Andere Messenger-Nachrichten stammen angeblich von der Post oder vom Zoll. Aktuell gibt es Sprachanrufe einer Bandansage, dass PayPal-Konten gehackt wurden. Zur Sicherung des Kontos werden Betroffene zum Handeln aufgefordert, sodass sie Links aufrufen sollen.“
Dabei gebe es dann verschiedene Möglichkeiten, wie sich der Betrug abspielt. „Beispielsweise sollen Betroffene einen Link anklicken, so dass die Betrüger Zugang zum Online-Banking erhalten, oder sie sollen verschiedene Aktionen mit der Durchgabe von TAN-Nummern durchführen, so dass die Betrüger Geld überwiesen bekommen“, sagt der Kriminalhauptkommissar.
Die Zahlen im Bereich Betrug sind im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2021 gestiegen: Insgesamt gab es 641 Fälle im Kreis Olpe, bei denen die Täter in Deutschland agieren. Das ist ein Anstieg der Fallzahlen um 110. Zusätzlich wurden 1032 Fälle von Betrug als Auslandsstraftat registriert. Dies ist ein Anstieg um 792 Fälle gegenüber dem Jahr 2021. Dabei stelle der Anstieg im Kreis Olpe keinen Einzelfall dar, sondern sei dieser Trend deutschlandweit beobachtbar, so Meinerzhagen.
Allein im Bereich der Tätermaschen „Enkeltrick“ und „Falscher Polizeibeamter“ sei bei erfolgreichen Tathandlungen im Jahr 2022 im Kreis Olpe ein Schaden von fast 76.000 Euro entstanden. „Aufgrund des Anstiegs der Fallzahlen aber auch der enorm hohen Schadenssummen ist es besonders wichtig, die Menschen aufzuklären und für diese Themen zu sensibilisieren“, betont der Kriminalhauptkommissar.
Zunehmende Gefahr Online-Trading
Dabei ist ein Trend erkennbar: Die Betrüger verlagern ihre dreisten Taten immer mehr in die virtuelle Welt. „Die Experten der Kriminalprävention beobachten, dass sich die Betrugsmaschen mehr und mehr ins Internet verlagern, was zu neuen Herausforderungen beim Schutz vor solchen Betrugsdelikten führt“, berichtet Michael Meinerzhagen. Und: „Eine zunehmende Gefahr stellt Online-Trading, eine Geldanlage zum Beispiel in Kryptowährung dar“, so Meinerzhagen: „Mit bereits geringen Summen werden Anleger gelockt, Geld anzulegen. Den potenziellen Anlegern wird dann ein angeblich guter Kursverlauf der Geldanlage versprochen. Teilweise werden den Anlegern auch kleinere Kursgewinne ausgezahlt, um Vertrauen aufzubauen. Die Anleger werden dann stetig aufgefordert, mehr Geld in die Währungen zu investieren. Erst bei der Anlage von hohen Geldsummen fällt der Betrug dann auf, wenn beispielsweise die Opfer nach einer Auszahlung verlangen.“
Das Angebot mit Bitcoins boomt. Schlimm übers Ohr gehauen wurde hier ein 74-Jähriger aus Lennestadt, der Anzeige bei der OIper Polizei erstattete. Er war im Fernsehen und später im Internet auf ein vermeintlich lukratives Angebot gestoßen. Es ging um angeblich hohe Ertragswerte bei niedrigen Investitionen im Bereich der Kryptowährung. Nachdem der Lennestädter mit einem Anbieter telefoniert hatte, überwies er Geld. Zudem eröffnete er dem Anbieter über eine Desktopanwendung den Zugang zu seinem Online-Banking. Während des Gesprächs wurde der 74-Jährige erheblich unter Druck gesetzt. Es entstand ein hoher Vermögensschaden.
Michael Meinerzhagen ist ein erfahrener Ordnungshüter und zur Frage nach der bislang dreistesten Betrügerei im Kreis Olpe meint er: „Einer der dreistesten Fälle, die mir bekannt sind, war der Besuch von vier Handwerkern, die aufgrund einer Baustelle vor dem Haus in der Wohnung die Wasserleitung kontrollieren wollten. Die Geschädigte ließ die angeblichen Handwerker herein. Einer der Täter lenkte die Geschädigte ab, während die anderen die Wohnung nach Schmuck und Bargeld durchsuchten. So konnten sie eine hohe fünfstellige Summe erbeuten.“