Finnentrop. Pfarrer Michael Krischer wurde in sein neues Amt eingeführt. Im Interview spricht er über die Zukunft der Kirche – und seine Herausforderungen.

Der Pastoralverbund Bigge-Lenne-Fretter-Tal, mit seinen rund 11.000 Katholiken, hat mit Pfarrer Michael Krischer seit Sonntagnachmittag offiziell einen neuen Leiter. In der gut gefüllten Finnentroper Pfarrkirche übergab Dechant Andreas Neuser zur Amtseinführung den Schlüssel des Kirchenportals von St. Johannes Nepomuk und die Ernennungsurkunde. Der Dechant freute sich, dass Michael Krischer „in nicht einfachen Zeiten“ dazu bereit ist, dieses Amt zu übernehmen. Dass er nicht allein auf weiter Flur steht, betonte Dechant Neuser ausdrücklich: „Viele Menschen stehen hinter Dir, sie wollen Dir unter die Arme greifen, sie wollen Dich unterstützen, dass Du dieses Amt in der rechten Weise wahrnehmen kannst.“

Aus Michael Krischers ehemaligen Wirkungsstätte, dem Pastoralverbund Stockkämpen war ein Bus mit 80 Gläubigen angereist. Der Tenor klang heraus, dass sie ihren bisherigen Pastor nicht gerne gehen lassen. Die Festpredigt oblag Domkapitular em. Josef Dieste, ein langjähriger Priester-Kollege von Michael Krischer. Die Messe wurde in Konzelebration mit den Priestern des Pastoralverbundes gefeiert. Ebenso beteiligte sich eine bunte Schar Messdiener aus den verschiedenen Orten. Die Kirchenchöre von Finnentrop, Fretter und Heggen bildeten unter dem Dirigat von Rudolf Hatzfeld eine musikalische Gemeinschaft. Die Orgel spielte Sebastian Hatzfeld. Nicht zu vergessen, die zahlreichen Fahnenabordnungen. In lockerer Runde gab es nach der Messfeier Getränke und Kuchen im Gewölbekeller unter der Pfarrkirche. Unsere Zeitung nutzte die Amtseinführung, um ein Interview mit dem neuen Finnentroper Pfarrer Michael Krischer zu führen.

Pfarrer Krischer, was bedeutet Ihnen der Glaube?

Ich bin im Glauben groß geworden. Sozusagen die klassische Glaubenserziehung: Kommunionkind, Messdiener, Jugendarbeit, Jugendleiter, Küstervertretung – alles in meiner westfälischen Heimat in Werl. Dadurch hat sich vieles im positiven Sinn in mir festgebrannt und ist durch Studium und priesterlichen Dienst noch verfestigt und ausgebaut worden. Immer wieder beeindruckt es mich, wenn gerade ältere Menschen mir sagen: Ohne meinen Glauben hätte ich diese oder jene Situation nicht überstanden. Gerade im Bereich von Krankheit spielt der Glaube bei vielen Menschen eine Rolle. So etwas beeindruckt mich. Oder auch Menschen, die ein tiefes spirituelles Gebetsleben haben. Und ich sage inzwischen: Ich kann nicht mehr ohne, weil es mir sozusagen zur guten Gewohnheit geworden ist und der Glaube auch mich durchs Leben trägt!

Welche Rolle spielt Glaube überhaupt noch in der Gesellschaft?

Ich denke, dass viele Menschen auch heute noch glauben, beten – aber nicht mehr zwingend dafür sonntags zur Kirche gehen. Natürlich geht es um Gott und nicht um die Kirche. Gleichzeitig ist die Kirche Trägerin der Botschaft: Dort hörst du das Evangelium, dort bist du mit dem Kreuz konfrontiert und kannst dich und dein Leben anfragen lassen. Wer sich dieser Konfrontation stellt, lebt sicherlich anders und gestaltet sein Leben aus dieser Haltung heraus, dass Gott sich für jeden seinen Platz in dieser Welt ausgedacht hat. In meinen sechs Wochen im Pastoralverbund habe ich schon viele Menschen erlebt, die sich für den Glauben einsetzen. Das waren nicht unbedingt nur alte Menschen.

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Hat Kirche eine Zukunft?

Ja! Aber wir werden kleiner werden. Viele Gebäude, die wir momentan noch haben, wird es nicht mehr geben. Die Menschen müssen beweglicher werden – wobei sie es schon sind. Beispielsweise haben sich an Weihnachten viele Menschen aus unterschiedlichen Orten auf den Weg zum Krippenspiel nach Serkenrode gemacht. Das geht also heute schon – das wird zukünftig noch mehr werden. Dazu ist es notwendig, dass es profilierte Glaubensangebote vor Ort gibt. Es ist auch sinnvoll, ein gutes Angebot an einem Ort zu machen, wo die Menschen hinkommen und mit Freude teilnehmen, als viele Angebote an vielen Orten, die deshalb schlecht sind, weil kaum jemand teilnimmt – das frustriert. Kirche wird in Zukunft – oder auch heute schon – in gesellschaftspolitischen Fragen immer weniger relevant sein. Trotzdem wird das Evangelium weiter verkündet und gelebt.

Was bewegt Sie, sich für den Glauben einzusetzen?

Diese Frage lässt sich mit dem Wort „Evangelium“ beantworten. Das Evangelium ist die Grundlage für das Tun der Kirche und das priesterliche Handeln. Es ist mir so wertvoll, dass ich – wie es so schön heißt – mein Leben in den Dienst des Evangeliums gestellt habe. Mit allen Schwierigkeiten, die das mit sich bringt und die in der Person des Priesters kulminieren (Wie würden Sie reagieren, wenn man Sie als Kinderschänder beschimpft?! – war nicht hier!), aber auch mit den noch viel mehr schönen Dingen, die im Lauf des menschlichen Lebens und übers Jahr verteilt zu erleben sind.

Wie blicken Sie auf Ihre Herausforderungen?

Die größte Herausforderung ist es, einen nicht gerade kleinen Pastoralverbund im Blick zu behalten und auf die verschiedensten Eigenarten der Orte und der Menschen zu reagieren. Ich kann es nicht allen recht machen! Momentan habe ich das Gefühl, von all den unterschiedlichen Anforderungen überrollt zu werden und eigene kreative Ideen erstmal hinten anstellen zu müssen, bis der große Berg der Dinge, die durch die Krankheit von Pfarrer Kinold liegengeblieben sind, abgearbeitet ist. Eine große Herausforderung ist es, dass ich nun Pfarrer bin und mich alle als „Chef“ ansprechen, wobei ich doch lieber „Pastor“ sein möchte. Diese Rolle ist noch sehr neu für mich und es hat mir niemand so wirklich gesagt, wie das geht.