Lennestadt. Die Lennestädter Autismus-Ambulanz ist der einzige Anlaufpunkt für Betroffene im Kreis. Die richtige Diagnose bei Autismus braucht oft Zeit.
Autisten wirken mitunter wie Sonderlinge auf ihre Umwelt. David (Name von Redaktion geändert) ist Autist. Wenn er etwas gelesen oder gehört hat, wiederholt er bestimmte Sätze oft wochenlang. Dafür meidet er häufig Blick- und Körperkontakt. Er hat Schwierigkeiten, sich in andere Menschen hineinzuversetzen, und Abweichungen von festen Verhaltensmustern und Routinen im Alltag können zu übermäßigen Reaktionen führen. Aber Musikstücke aus dem Radio nachspielen, ohne vorher zu üben, das kann er sofort.
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Diese Besonderheiten sind für ihn als Betroffenen, aber auch für seine Familien eine echte Herausforderung. Das weiß auch Aline Zenz. Sie leitet die DRK-Autismus-Ambulanz im Kreis Olpe, die es seit vier Jahren in Altenhundem gibt. Es ist die einzige ihrer Art. Ein zweiter Standort ist im kommenden Jahr in der Kreisstadt, im Bereich Olper Hütte, geplant, denn die Nachfrage ist enorm. Eine gezielte Beratung und auch eine spezielle individuelle Therapie können helfen, den Alltag zu meistern. Doch es gilt: „Kennst du einen Autisten, kennst du eben nur einen Autisten“, so Aline Zenz. „Jeder Autist ist einzigartig und benötigt daher eine nur für ihn passende Therapie.“ Die umfasst auch gleich das ganze Umfeld, sprich Familie, Arbeitsplatz, Schule, Kita und das Netzwerk, das ihn umgibt. „Das Ziel der Autismus-Ambulanz ist eine Verbesserung der gesellschaftlichen Teilhabe für autistische Menschen. Dazu bieten wir ambulante und mobile Förderung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an.“
Doch zunächst benötigen die Betroffenen eine Diagnose. Schon das dauert oftmals viele Jahre. Manche Menschen bekommen diese erst im Erwachsenenalter und damit auch die logische Erklärung vieler ihrer Probleme, denn auch die Symptome sind so unterschiedlich wie die Erkrankung selber. „Wir können aber erst tätig werden, wenn eine gesicherte Diagnose vorliegt“, so die Psychologin. „Dabei ist Autismus eine Entwicklungsstörung, die nicht zu heilen ist. Wir können aber die Symptome bessern.“ Benötigt werden dazu Vertrauen, aber auch Zeit, Geduld und die richtigen Therapien. „Man kann bestimmte Verhaltensmuster mit den Betroffenen üben und somit ihr Leben erleichtern. Manche brauchen eine lebenslange Hilfe, wenn auch mit Pausen. Aber es ist für sie enorm wichtig zu wissen, sie können sich jederzeit wieder an uns wenden.“ Aber auch für die Familie ist es wichtig, Ansprechpartner zu haben. „Es gehört natürlich auch Akzeptanz dazu zu erkennen, mein Kind ist anders und wird immer anders sein.“ Hilfe gibt es in Form von Gruppentherapie, aber auch in zwei Selbsthilfegruppen, einmal für Betroffene, einmal für Angehörige.
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Drei Therapeuten und eine Sekretärin in Verbund mit Motopädie und Frühförderung betreuen in Altenhundem derzeit 50 Klienten. 900 Fördereinheiten wurden im vergangenen Jahr geleistet. „Wir wünschen uns nicht nur noch weitere Unterstützung im Team, eine neue Stelle als Autismustherapeut ist ausgeschrieben, sondern auch eine Vereinfachung im Umgang mit den Behörden, denn finanziert werden wir über den Kreis und den Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Die Behandlung für den Klienten ist kostenlos.“
Für Aline Zenz ist es ihr Traumberuf. „Jeder Tag ist anders und die Arbeit bleibt immer spannend. Wenn man dann die Erfolge sieht, die durch die angewendete Therapie entsteht, dann ist das auch für einen selber ein gutes Gefühl.“