Welschen Ennest. Der Unternehmer aus Welschen Ennest starb im Alter von 89 Jahren. Sein vielseitiger Einsatz prägte ihn bis ins hohe Alter.

Im Alter von 89 Jahren verstarb am 10. November ein Mann, der im Kreis Olpe und darüber hinaus viele Spuren hinterlässt. Franz Becker, am Silvestertag des Jahres 1933 in Alsdorf bei Aachen geboren, hatte nach dem Abitur zunächst Philosophie, Theologie und Geschichte in Bonn und München studiert, anschließend in Bonn und Köln Volkswirtschaft, Betriebswirtschaft und Soziologie mit einem Abschluss als Diplom-Volkswirt. 1963 war ein in jeder Hinsicht prägendes Jahr für ihn: Zum einen heiratete er seine Frau Mechthild, geborene Kaiser, mit der er eine Familie gründete, aus der drei Söhne hervorgingen. Zum anderen trat er zunächst als Prokurist, später als persönlich haftender Geschäftsführender Gesellschafter in die damalige Lebensmittelgroßhandlung Kaiser + Kellermann in Welschen Ennest ein, die zu diesem Zeitpunkt einen Jahresumsatz von 30 Millionen DM erwirtschaftete.

Unternehmer mit Visionen

Franz Becker richtete die Unternehmensgruppe Kaiser + Kellermann konsequent auf den großflächigen Einzelhandel aus. Unter dem Namen „Globus“ betrieb K+K flächendeckend in ganz Nordrhein-Westfalen SB-Warenhäuser. In der Spitze gab es 39 „Globus“-SB-Warenhäuser, zehn Getränkemärkte sowie drei Cash-und-Carry-Betriebe mit einem Jahresumsatz von knapp 1 Milliarde Euro und etwa 3600 Mitarbeitern.

Frühzeitig band Franz Becker die K+K-Gruppe an einen nationalen Player mit internationalen Ambitionen. 1983 schloss K+K eine Einkaufskooperation mit der REWE, fünf Jahre später folgten wechselseitige Beteiligungen. 2004/05 übernahm die REWE die Unternehmensanteile der Altgesellschafter, K+K konzentrierte die Unternehmensaktivitäten auf die Immobilien und hier insbesondere auf die Entwicklung und Verwaltung gewerblicher Immobilien, Fachmarkt- und Einkaufszentren sowie Büro- und sonstige gewerbliche Immobilien. Franz Becker verfolgte dies bis zuletzt aktiv mit.

Doch Franz Becker brachte sein Wissen und seine Kraft nicht nur in die eigene Firma ein – als vehementer Verfechter der sozialen Marktwirtschaft und überzeugter Demokrat übernahm er Verantwortung in Gesellschaft und Region und ergagierte sich in einer ganzen Reihe von Ehrenämtern. In seinem Heimatort Welschen Ennest gehörte Franz Becker viele Jahre dem Kirchenvorstand der St.-Johannes Baptist-Gemeinde an und war maßgeblich am Bau des Kindergartens beteiligt.

Ehrenämter

Von 1988 bis 2006 führte er den Caritas-Kreisverband, in dem er schon seit 1973 im Vorstand gewirkt hatte. Von 1975 bis kurz vor seinem Tod war er Vorsitzender des Vorstands des Seminars für Staatsbürgerkunde, dem Trägerverein der Akademie Biggesee in Neu-Listernohl. Von 1975 bis 2004 gehörte er dem Olper Kreistag an, von 1976 bis 1993 war er Beiratsmitglied des Arbeitgeberverbandes Olpe, von 1993 bis 2020 Mitglied des Vorstandes. 1990 wurde Franz Becker Mitglied der Vollversammlung der IHK Siegen, von 1994 bis 2002 deren Vizepräsident sowie von 2002 bis 2008 – als erster Unternehmer aus dem Kreis Olpe überhaupt – Präsident der IHK Siegen sowie von 2005 bis 2008 Vizepräsident der nordrhein-westfälischen Kammervereinigung der Industrie- und Handelskammern. Von 1982 bis 2004 war er Mitglied des Aufsichtsrats der seinerzeitigen Volksbank Hundem-Lenne bzw. deren Nachfolgeinstituten.

Viele Auszeichnungen

Eine lange Reihe von Auszeichnungen wurden Franz Becker für seinen Einsatz zugesprochen, unter anderem der Goldene Siegelring des Kreises Olpe, das Bundesverdienstkreuz am Bande, das Caritas-Ehrenzeichen in Gold, die Silberne Ehrennadel des Rheinisch-Westfälischen Genossenschaftsverbandes, der Päpstliche Orden „Pro Ecclesia et Pontifice“ und der Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen.

Franz Becker fand am Freitag, 24. November, auf dem katholischen Friedhof von Welschen Ennest seine letzte Ruhestätte – nur wenige Wochen nach seiner Ehefrau Mechthild.